Archive for the Category Deutschland

 
 

RHEIN-TRIPTYCHON

I Alpenrhein und Oberrhein

Vom Rheine lasst uns hell hier singen,
vom gletschergrünen, jungen Rhein,
der aus zwei Quellen, Flüsschen springend,
durch steile Alpenschluchten dringend,
wild sprudelnd fließt ins Land hinein!

Er rauscht zu Tal; im Bodensee
scheint er sich lieblich zu verlieren
und sagt in Konstanz doch Ade,
um bei Schaffhausen, aus der Höh‘
in tiefem Fall zu triumphieren.

Hoch rahmen Schwarzwald und Vogesen
nach Basel ein den Oberrhein;
auch Pfälzer-Oden-Waldes Wesen,
Weinstraße, Reben auserlesen
hier laden gerne Gäste ein.

Ob Freiburg, Straßburg, Mainz, Wiesbaden,
Karlsruhe, Worms und Speyer-Tour
Jahrtausend‘ alte Städte laden
ein zu Geschichte-Promenaden
anheimelnd schöner Stadt-Kultur.

II Mittelrhein

Der Mittelrhein, ein Sagen-Raunen
begleitet der Touristen Schiff.
Hier lässt des Flusses Schönheit staunen,
als hätte Gott in Liebeslaunen
ihm einst verliehen diesen Schliff.

Er windet sich im engen Tal,
in Fels-Weinberge eingeschnitten,
der Strom, auf dem schon dazumal
von Süd und Norden ohne Zahl
der Römer Schiffe stolz geglitten.

Doch auch des Mittelalters Seiten,
der Burgen Pracht auf Felsenwand,
entrücken uns in ferne Zeiten.
Von Ritter–Leben, kühnem Streiten,
erzählt romantisch hier das Land.

Und sanft erklingt die alte Weise,
dies‘ Märchen von der Loreley,
das Heine-Lied, wehmütig, leise;
nah‘ St. Goar zieht ’s seine Kreise;
ergriffen lauscht der Mensch dabei.

III Niederrhein

Vorbei an Drachenfels‘ Gestalten,
strömt er ab Bonn als Niederrhein.
Nun darf er in der Breite walten,
gemächlich fließen, langsam schalten;
die Ebene lädt dazu ein.

Schon grüßt in Köln der Dom so prächtig,
der Gotik Türme, hoch und hehr,
ein Bauwerk, herrlich, groß und mächtig,
das viele Menschen hier bedächtig
und glaubend bauten, wenn’s auch schwer.

In Duisburgs großen Binnenhafen
mündet als Nebenfluss die Ruhr.
Hier spricht der Strom, recht ausgeschlafen,
dem Umschlagplatz von Ruhrpott-Braven;
die Industrie bestimmt die Spur.

Bei Emmerich, Nordrhein-Westfalen,
verlässt der Rhein das deutsche Land,
darf sich in Niederlanden aalen,
als Waal und Lek ins Delta malen,
erreicht mit Maas der Nordsee Strand.

© Text : Ingrid Herta Drewing
Fotos : Pixabay,
Rheinfall (Schaffhausen),
Burg Katz ( Mittelrheintal), Kölner Dom,

Klage einer Mutter

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer
Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,
in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern
angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den
Augen vieler Menschen.

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing

Im Intercity unterwegs

Großstadtbahnhof,
geschäftiges Treiben, Menschengetümmel
Pendlerströme, Reisende, Kofferparade,
Willkommen und Abschied,
Fernweh, Abfahrtssignal

Der ICE fährt dahin.
Im Abteilfenster der Landschaftsfilm:
Sommerbilder,
Vororte, Eigenheime,
Schrebergärten hinter dem Bahndamm,
Gartenzwerge, gepflegte Beete,
ab und zu ein Kirschbaum,
Gartenhäuschen, Hollywoodschaukel,
Plastik-Planschbecken
Kletterrosen an der Pforte,
zwei Räder lehnen am Zaun.
Auf dem Gartenweg ein Mann mit Dackel.

Der Zug rauscht vorbei.
Buchenhaine, Birkenwälder,
ausgedehnte, grüne Weiden,
grasende, gefleckte Kühe.
Ein kleines Flüsschen,
auf der Brücke winkende Kinder.

Blühende Ginsterbüsche huschen ins Bild.
Heuballen, drapiert auf abgemähten Wiesen,
und immer wieder flimmern vor dem Auge
knallgelbe Rapsfelder, fast endlos erscheinend,
riesige Teppiche über die Landschaft geworfen.
Endlich rote Dächer, Labsal des Blickes!

Manche Orte
laden ein zum Verweilen.
ein kleiner Bahnhof, verwaist;
noch trägt er, fast trotzig,
den Namen seiner Station.
in ausgeblichener Schrift.
Der Zug rast vorüber,
und die Gräser
zwischen den Steinen
erzittern im Fahrtwind.

Keine Zeit für das Kleine,
den erbaulichen Augenblick.
So viele Stationen!
So wenig Halt!

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit

In jener Nacht, als fahle Mauern fielen,
die viele schreckten, manche stumm gemacht,
da durfte dieses Bild von Einheit zielen
auf alles, was gemeinsam war, hier spielen
mit Jubel, Freudentränen, neu erwacht.

Es lagen sich die Menschen in den Armen.
Man konnte wieder Bruder, Schwester sein,
und keiner klagte da von neuem Carmen;
denn Glück und Hoffnung schenkten ihren warmen,
wohligen Mantel, der uns hüllte ein.

Der Deutschen Einheit neu nach so viel Jahren,
sie kam uns vor, als sei‘ s ein schöner Traum,
und mancher war sich deshalb nicht im Klaren,
dass Änderungen folgen; ein Bewahren
von allem lieb Gewohnten gab es kaum.

Wo Planwirtschaft bestimmte einst das Sagen,
da zog nun rasch Kapitalismus ein.
Mit DM schwoll so manchem da der Kragen,
Konsum bestimmte, schnell ließ sich was wagen,
manch Existenzen blühten, andre brachen ein.

Schon dreißig Jahre sind ins Land gegangen,
seit Ost und West sich wieder zugesellt.
Die Wirtschaft boomt, so darf man doch verlangen,
dass endlich wir in unsrem Land erlangen
für gleiche Arbeit gleiches Lohn-Entgelt!

Politisch ist man weiter fortgeschritten.
die Kanzlerin, im Westen reüssiert‘,
kommt aus Meck-Pomm im Osten, unbestritten
wird weltweit anerkannt und gut gelitten,
seit vielen Jahren sie nun schon regiert.

Doch droht erneut ein Wahn das Land zu spalten,
es wächst die Kluft, trennt hart hier arm und reich.
Und aus dem Riss der Fugen kriechen hoch die alten
von Fremdenhass vergrätzten Spukgestalten,
tun es Nationalisten andrer Ländern gleich.

Mir scheint, die Macht der Neoliberalen
hat wie die Bankenkrise auch dazu geführt,
dass (zudem wegen hoher Flüchtlingszahlen)
sich viele EU-Bürger schwarz ausmalen,
man werde falsch von Brüssel aus regiert.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit

In jener Nacht, als fahle Mauern fielen,
die viele schreckten, manche stumm gemacht,
da durfte dieses Bild von Einheit zielen
auf alles, was gemeinsam war, hier spielen
mit Jubel, Freudentränen, neu erwacht.

Es lagen sich die Menschen in den Armen.
Man konnte wieder Bruder, Schwester sein,
und keiner klagte da von neuem Carmen;
denn Glück und Hoffnung schenkten ihren warmen,
wohligen Mantel, der uns hüllte ein.

Der Deutschen Einheit neu nach so viel Jahren,
sie kam uns vor, als sei‘ s ein schöner Traum,
und mancher war sich deshalb nicht im Klaren,
dass Änderungen folgen; ein Bewahren
von allem lieb Gewohnten gab es kaum.

Wo Planwirtschaft bestimmte einst das Sagen,
da zog nun rasch Kapitalismus ein.
Mit DM schwoll so manchem da der Kragen,
Konsum bestimmte, schnell ließ sich was wagen,
manch Existenzen blühten, andre brachen ein.

Fast dreißig Jahre sind ins Land gegangen,
seit Ost und West sich wieder zugesellt.
Die Wirtschaft boomt, so darf man doch verlangen,
dass endlich wir in unsrem Land erlangen
für gleiche Arbeit gleiches Lohn-Entgelt!

Politisch ist man weiter fortgeschritten.
die Kanzlerin, im Westen reüssiert‘,
kommt aus Meck-Pomm im Osten, unbestritten,
wird weltweit anerkannt und gut gelitten,
seit vielen Jahren sie nun schon regiert.

Doch droht erneut ein Wahn das Land zu spalten,
es wächst die Kluft, trennt hart hier arm und reich.
Und aus dem Riss der Fugen kriechen hoch die alten
von Fremdenhass vergrätzten Spukgestalten,
tun es Nationalisten andrer Ländern gleich.

Mir scheint, die Macht der Neoliberalen
hat wie die Bankenkrise auch dazu geführt,
dass (zudem wegen hoher Flüchtlingszahlen)
sich viele EU-Bürger schwarz ausmalen,
man werde falsch von Brüssel aus regiert.

© Text: Ingrid Herta Drewing,2018
Foto: Pixabay

Tag der Deutschen Einheit

Neerotal_o

In warmem Golde darf erstrahlen
der Tag der Einheit, der gegeben.
Mag er sich ins Gedächtnis malen
und nicht nur schlafen in Annalen;
er fülle dieses Volk mit Leben!

Dass Freiheit, Einigkeit und Recht
die Richtschnur auch im Alltag bleibe,
dass nicht die Armut Bürger schwächt,
sozialer Notstand, ungerecht,
ins Abseits viele Menschen treibe!

Das heißt, zu teilen auch die Lasten!
Denn, wessen Schiff die Güter bringt,
der steigt allein nicht in die Masten.
Die Mannschaft schafft es ohne Rasten,
dass letztlich gute Fahrt gelingt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Klage einer Mutter

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer

Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,
in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern
angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den
Augen vieler Menschen.

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing

Widerstand

Zum Gedenken derer, die versuchten am 20. Juli 1944 Nazi-Deutschland zu befreien.

W iderstehen, wenn die Macht
I hren Weg ins Böse wendet!
D as habt Ihr beherzt vollbracht,
E ures Lebens Mut vollendet!
R ichter nahmen Euch das Leben.
S churken fragen nicht nach Recht.
T error, Hetze war gegeben,
A hnend Volk spielt’ stumm den Knecht.
N ie soll wieder solche Bande
D eutschland zwingen, bringen Schande!

© Ingrid Herta Drewing

Sprichwörtliches abgeklopft

Das bringt das Fass zum Überlaufen,
da geht der Krug zum Brunnen, bricht,
es ist ja wohl zum Haare raufen,
das letzte Hemd gilt es zu kaufen,
denn Geiz ist geil, Konsum fast Pflicht.

Der Wirtschaftskreislauf soll florieren,
auch wenn dein Geld dort flöten geht,
weil die Börsianer spekulieren
und digital schnell transferieren,
was sonst durch Arbeitskraft entsteht.

Du träumst von einem Haus mit Garten,
ziehst in die Mietskaserne ein:
Beruflich in der Großstadt starten,
verlangt von dir so manches Warten,
wenn deine Einkünfte sind klein.

Den Letzten beißen stets die Hunde,
der frühe Vogel fängt den Wurm,
lehrt uns des Sprichworts fromme Kunde.
Jedoch siehst du wohl in der Runde:
Wer viel besitzt,der trotzt dem Sturm.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Burg Hohenzollern bei Nacht

Als sei’s ein Traum,
ein Bild aus einem Märchen,
das strahlend hier zur Nacht
im Zauberglanz erwacht,
von Mondes Silberfähre
noch zart bedacht.

Man fasst es kaum,
als walte hier Magie,
die hier im goldnen Schein
der alten Mauern Stein
in stiller Harmonie
lässt leuchten fein.

© Ingrid Herta Drewing,2017