Archive for the Category Glauben

 
 

Gewissheit

Wohl temperiert liebst du nun deine Tage,
vorbei das Abenteuer, die Extreme;
bist angekommen, dennoch lockt die Frage
nach Lebenssinn auch dich hier ohne Klage
aus dem Refugium des Angenehmen.

In Sternen dort am Himmel, Galaxien,
siehst du nicht nur den Zauber und das Licht,
der großen Ordnung Sphärenharmonien,
sondern der ungeahnten Kräfte Ziehen,
das dir auch von des Menschen Ohnmacht spricht.

Jedoch, geborgen tief in deinem Glauben,
dass Gott uns gütig hält in seiner Hand,
wird dir kein Gammablitz die Hoffnung rauben,
dass jene weißen, sanften Seelentauben
den Ölbaumzweig auffinden,fernen Strand.

© Ingrid Herta Drewing

Traumtanz

Es fegt ein kühler Wind durch meine Träume,
das Sonnenfenster scheint schon zugeklappt,
und wo einst Blüten reiften in den Bäumen
hat kahler Winter alles nun ertappt.

Und dennoch wartet da ein zartes Hoffen
auf einen goldnen Tag und Neubeginn,
auch wenn das Leben, winterlich betroffen,
nun langsam fährt auf stillem Fluss dahin.

Noch lässt des Sternes Licht das Lächeln zu,
hell grüßend hier in seinem Sonnenglanz.
Die Träume tragen leichte Flügelschuh‘
und schenken den Gedanken ihren Tanz.

In ihrem Reigen folgen sie dem Wind
dorthin, wo Träume wahr geworden sind.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Silvesterwünsche

Und wieder geht ein Jahr zu Ende,
ein neues grüßt im Januar.
Wir Menschen an der Zeitenwende
umarmen, schütteln uns die Hände
und wünschen uns ein gutes Jahr.

Als hätten Wünsche die Magie
und würden wie im Märchen wahr…
Er scheint dir fast als Idiotie
der Traum von Glück und Harmonie
der Welt, die friedlich, wunderbar.

Und doch, aus allem spricht dies‘ Hoffen,
ein Leben, das auf Zukunft baut,
verdrängt, was Böses uns betroffen,
sich haltend für das Gute offen,
wenn es so optimistisch schaut!

Wer glaubt, erbittet Gottes Segen,
weiß sich in seiner Hand geborgen
und fürchtet nicht, auf neuen Wegen
zu fallen, fühlt, Gott wird ihn hegen,
geleiten hin zu hellem Morgen.

© Ingrid Herta Drewing

Heiligabend-Gesang

Wie jubelt ’s zur Weihnacht!
Wie hell singt der Chor!
Wie sprudelt im Schalle
die Freude hervor!

Das Singen erfüllt
meine Seele mit Macht,
die liebend erbebt.
Der Glaube, er lebt,
im Lichte enthüllt.
Es ist Heilige Nacht.

© Ingrid Herta Drewing

Zweiter Advent

Ein Wintertag erwacht im hellen Strahlen
des weißen Zaubers,Schnee fiel über Nacht.
Die Landschaft lockt nun als Motiv zum Malen;
den blauen Himmel krönt der Sonne Pracht.

Fast feierlich umgibt dich diese Stille,
ein Sonntagmorgen, der dir Ruhe schenkt,
lässt innehalten,leichthin dich dein Wille
durch den verschneiten Park zur Kirche lenkt.

Warm leuchten Kerzen, schon das zweite Licht
bereitet uns auf Jesu Ankunft vor,
die jedes Jahr zur Weihnacht neu verspricht,
dass Gottes Sohn uns Menschen auserkor.

Durch Freude, die dies‘ Kind uns schenkt auf Erden,
wird Gottes Liebe uns gegeben werden.

© Ingrid Herta Drewing

Hoffnungsfest

Vormals noch ein Tannenbaum,
heute Plastik pur,
und der Kerzen- Lichter-Traum
folgt der Kabelspur.

Sangen wir nicht einst das Lied?
Heut ‚ klingt die CD,
und ein stilles Weh
schleicht sich ein in mein Gemüt.

Umgepolt das Friedensfest,
als Geschenk nur Dinge,
die das Geld erbringen lässt.
Liebe sollte singen!

In der Kirche heil’gem Raum
treff‘ ich dies‘ Zuhaus‘.
Hier löst Glaube sich von Traum,
Hoffnung bleibt nicht aus.

© Ingrid Herta Drewing

Der falsche und der echte Nikolaus

Als Kind ist man in besonderem Maße dazu bereit,an Geheimnisvolles und Wunderbares zu glauben. Vor allem die Advents – und Weihnachtszeit weckt da viele Erwartungen, die ja auch durch die Erzählungen der Erwachsenen noch genährt werden.
Das war für mich als Kind in der Nachkriegszeit nicht anders. Am Nikolaustag hielt ich deshalb schon morgens Ausschau nach dem heiligen Mann, der ja an seinem roten Kapuzenmantel und dem großen Sack zu erkennen sein sollte.Angeblich sei der Sack nicht nur für Geschenke, sondern auch für unartige Kinder gedacht, die auch mit der Rute von ihm bestraft würden.Mir war der Nikolaus noch nie begegnet, aber bei unserem Bäcker hatte ich in der Auslage so eine Rute gesehen.Sie war mit leckerem Zuckerwerk behangen.Also konnte das ja nicht allzu schlimm sein. Dennoch war mir bei dem Gedanken an eine mögliche Strafe nicht ganz geheuer. Wir Kinder kannten ja damals nicht das Bild des wonnigen Weihnachtsmannes aus der Fernsehwerbung, wie es heute verbreitet wird. Das einzige Nikolausbild, das ich kannte, war das aus dem alten Struwwelpeterbuch.Darin straft ein riesengroßer Nikolaus die bösen Buben,indem er sie am Schopf fasst und tief in schwarze Tinte taucht, weil sie den Mohren ausgelacht haben.
Nun ja, ich hatte zwar keinen dunkelhäutigen Menschen verspottet( die amerikanischen Soldaten, die wir sahen, nötigten uns ja schon durch ihre Uniform und ihre Bewaffnung Respekt ab),aber immer brav war ich auch nicht gewesen.Meine Mutter, die zum Glück vor dem Krieg im Frisiersalon ihres Vaters das Handwerk sehr gut gelernt hatte und auch ohne Salon nach dem Krieg noch gefragt war, wodurch sie uns ernähren konnte,nahm mich bei ihren Hausbesuchen zu ihren Kundinnen mit. Da musste ich dann immer ganz sittsam sein und warten, bis sie mit ihrer Arbeit fertig war. Manche Kundinnen wollten im Winter nicht, dass ihre langen Haare gewaschen wurden, und Mutter musste ihnen dann mit ihrer Brennschere Locken in die fettigen Haare ondulieren, was nicht gerade angenehm roch. Ich durfte mir das aber nicht anmerken lassen, und das fiel mir nicht immer leicht.
An einem Nikolausabend kamen Mutti und ich wieder von so einem Kundenbesuch nach Hause zurück.Ich war sehr aufgeregt, denn es war schon mehrmals an diesem Tag vom Nikolaus die Rede gewesen.Als wir im ersten Stock des halb zerstörten Mietshauses, in dem wir seit Kriegsende wohnten, angekommen waren, sahen wir vor uns den Nikolaus, wie er die Stufen zu Dörrs, unseren Nachbarn, hoch stieg. Ich blieb erschrocken stehen; auch meine Mutter ging nicht weiter. Denn aus dem Sack, den der Nikolaus trug, baumelten unten zwei Kinderbeine heraus.Welches arme Kind wurde da bestraft? Würde ich jetzt auch in den Sack gesteckt? Ich fürchtete mich und versteckte mich hinter meiner Mutter, bis der vermeintliche Nikolaus in der Wohnung der Nachbarn verschwunden war.
Meine Mutter strich mir liebevoll über das Haar und erklärte mir, das sei gar nicht der echte Nikolaus.Da habe sich jemand nur einen dummen Scherz ausgedacht und ausgestopfte, beschuhte Strümpfe an den Sack genäht, um andere damit zu erschrecken.
Obwohl ich meiner Mutter vertraute, war ich mir doch nicht so ganz sicher, ob das so war.
Als es dann eine halbe Stunde später an unsrer Wohnungstür klingelte, versteckte ich mich hinter der geöffneten Zimmertür, weil ich fürchtete, jetzt würde auch ich in diesen Sack gepackt.
Wie erleichtert war ich, als eine dunkle, sanft klingende Stimme sagte, er sei der Nikolaus und habe gehört, dass hier ganz liebe Kinder wohnen.Er trat zu meinem Brüderchen ans Gitterbettchen und segnete das Kind. Nun wagte auch ich mich aus meinem Versteck und sah einen wunderschönen Nikolaus vor mir.Er war in ein mit goldenen Borten verziertes, weißes,langes Gewand gekleidet, trug eine Bischofsmitra und hielt einen Bischofsstab in der Hand.
Ich weiß nicht mehr, was mich mehr beindruckte, der weiße Rauschebart, die wohlklingende Stimme oder der freundliche,gütige Blick.Seine ganze Erscheinung hatte für mich etwas Wunderbares,und ich wusste, das war der echte Nikolaus, nur so konnte der heilige Mann sein, gütig, nicht strafend, und froh nahm ich den Apfel, den er mir reichte.
Jahre später erfuhr ich, wer uns Kinder da beglückt hatte. Es war der älteste Sohn unseres Bäckers aus der Nachbarschaft gewesen, der sich, da er Priester wurde, die passende Kleidung ausgeborgt hatte, um uns Kindern eine Freude in der schweren Nachkriegszeit zu machen.

© Ingrid Herta Drewing

Schwebe

Woraus sind wir gemacht?
Aus jenem Sternenstaub,
in Sphären aufgeklaubt,
und einem Geist, der lacht,
auch oftmals bitter weint,
und Träumen, die wir sacht
hier irdisch uns vereint?

Was hält uns auf der Spur
in unsrem kurzen Leben;
lässt uns hier nehmen, geben
inmitten der Natur?
Ist es das Lied vom Lieben,
ist’s unser Denken nur,
das wir, beflissen, üben?

Es ist dies‘ glaubend‘ Hoffen,
das uns in Schwebe hält
im Dasein dieser Welt,
die wir hier angetroffen;
und dieses Wunder: Leben,
in seiner Vielfalt offen,
das täglich neu gefällt.

© Ingrid Herta Drewing

Ermunterung

Nebelblindes Gehen,
Tasten nach dem Licht.
Hoffnung hilft bestehen,
wenn des Glückes Drehen
fordert den Verzicht.

Wenn die Feuer schwelen,
schwach dein Flämmchen glüht,
und des Lebens Stelen
Festigkeit verhehlen,
nichts im Garten blüht.

Lies nicht aus den Sternen!
Bleib‘ im Glauben fest!
Aus Erfahrung lernen,
Widriges entkernen,
Liebe leben lässt.

© Ingrid Herta Drewing

Reformationstag 2012

Nach jenen frühen, kalten Nebeltagen
wird uns geschickt dies‘ lichte Sonnenglück,
die Wärme;und des Himmels klares Sagen
holt heute uns den goldnen Herbst zurück.

Fast hätte ihn hier Winter gar verprellt
mit seinen rauen, frostigen Allüren.
Doch nun erstrahlt die bunte Blätterwelt,
darf leuchtend ihre Farben präsentieren.

Der helle Herbsttag passt zu dem Gedenken
an Luther,der in klarem, festem Glauben
gehandelt, uns die Bibel konnte schenken
auf Deutsch, das eigne Lesen zu erlauben.

Auf diesem Weg führte Reformation
zur Aufklärung aus dunkler Tradition.

© Ingrid Herta Drewing