Wintermorgen
Das‘ blasse Gesicht
des Tagesmondes im Blau
des Winterhimmels.
Erste Rauchpirouetten
tanzen über den Dächern.
© Ingrid Herta Drewing,2015
Das‘ blasse Gesicht
des Tagesmondes im Blau
des Winterhimmels.
Erste Rauchpirouetten
tanzen über den Dächern.
© Ingrid Herta Drewing,2015
Fast lautlos rieselt unaufhörlich Schnee,
als habe wer die Klänge hier verbannt.
Kein Wasservogel watschelt mehr am See,
amphibisch zieht der Winter über Land.
Sogar des Baches helles Gluckern fehlt,
erstarrt, am Wasserfall von Eis verhangen.
Nur tief in seinem Bett er fließt, verhehlt,
dass ihn der Frost hält grimmig, fest gefangen.
Auch in den kahlen Wipfeln, wo die Meisen
noch unlängst munter probten Frühlings-Singen,
da sitzen stoisch Krähen, zwei, ganz leise,
im schwarzen Frack, gefaltet ihre Schwingen.
Die Landschaft liegt und ruht in weißer Stille,
bis sie erneut erwacht zu grüner Fülle.
© Ingrid Herta Drewing,2014
Herr Winter war im Park gewesen,
sein Freund, der Frost, stets auch dabei.
Belohnt durch Holles Schneestern-Spesen,
malten sie weiß ihr Konterfei.
Damit man nicht im Eis einbreche,
ward hier die Tafel aufgestellt.
Sie warnt, Betreten dieser Fläche
gefährlich, aus der Haftung fällt.
Jedoch ein zierlich, zartes Wesen,
fast so wie das des Ringelnatz,
das Reh, es konnt das Schild nicht lesen,
fand auf dem Eis des Teiches Platz.
Du fragst dich nun, was es da will,
wenn es zum Eis den Kopf tief neigt,
tagaus, tagein dort steht ganz still
und mit dem Winter wartend schweigt.
Bin kundig, kann es dir verraten;
das Tierchen ward hier installiert,
als eine jener Künstlertaten,
die übers ganze Jahr gastiert.
Die gelbe Bank dort, Name: Made,
von einem Baume perforiert,
ziert leuchtend immer das Gestade,
Kunst mit der Landschaft schön floriert.
© Ingrid Herta Drewing,2014
Das Jahr ist schon weit fortgeschritten.
Nach Süden zog der Vögel Schar,
deren Gesang, so wunderbar,
nun mit dem Sommer uns entglitten,
der im August enttäuschend war.
Oktober konnte uns versöhnen
mit seiner goldnen Farbenpracht.
Als Maler wählte er bedacht,
hat uns in warmen, roten Tönen
die Landschaft zum Geschenk gemacht.
Allmählich schließt der Herbst den Kreis,
lässt des Novembers Nebel steigen,
und von den filigranen Zweigen
schwebt Blatt um Blatt herab, ganz leis,
sinkt tief in winterliches Schweigen.
© Ingrid Herta Drewing,2014
Der Blätterzier beraubt, die kahlen Bäume,
vereinzelt weilen Krähen im Geäst.
Der Morgen lässt sie matt im Nebel träumen,
vorbei des Frühherbsts farbenfrohes Fest.
Still liegt der See, auf dem die Schleier schweben.
Noch kürzlich sangen Schwäne hier ihr Lied.
Sie zogen fort; mit ihnen schwand das Leben,
und grau die Einsamkeit nun Kreise zieht.
Du stehst am Ufer, sinnend; dir erscheinen
die Bilder und die Stimmung wohl vertraut.
Den späten Herbst beginnend, magst du einen
in Milde, was du sonst als fremd erschaut.
Und nimmst den Abschied nun fast zärtlich hin,
Brahms Requiem singt sich dir in den Sinn.
© Ingrid Herta Drewing, 2014
Im Nebel ruht noch still verborgen
das Tal, das sonst so Licht erfüllt
erwachte, wenn der helle Morgen
die Sonnensehnsucht hat gestillt.
Jetzt liegt das Dorf verschleiert da,
sogar des Kirchturms hohe Spitze,
die man sonst schon von Weitem sah,
kann nicht in ihrem Golde blitzen.
Ein matter Schatten die Allee,
die Bäume, kahle Spukgespenster.
Im kleinen Hause dort am See
dringt schwach das Licht nur aus dem Fenster.
Novemberblues, gedämpft hier singt
der Spätherbst nun sein Abschiedslied,
das traurig mit den Nebeln schwingt,
bevor des Winters Weiß erblüht.
© Ingrid Herta Drewing, 2014
Aus den Wiesen schweben Schleier,
Nebellieder. Abendrauch
hüllt die Weide ein am Weiher,
wo der letzte Silberreiher
wird zum Bild in sanftem Hauch.
So wie zarte Tuschezeichen
in der Ferne Baumkonturen.
Kronen jener Buchen, Eichen,
die bis in den Himmel reichen
über grünen, feuchten Fluren.
Leicht im Abendlicht verschwimmen
sie in goldner Sonnen-Glut,
die sich rötet im Verglimmen.
Und es schweigen laute Stimmen;
stille wird der Wald und ruht.
© Ingrid Herta Drewing, 2014
Nun wird es fühlbar kälter, und die Tage
im Nebel und im Dunkel fast verschwinden.
Nur wenn die Stürme wild ihr Spiel austragen,
scheint sich hier noch Bewegung einzufinden.
Als sei sie jenseits jetzt von Raum und Zeit,
verloren ganz im Nirgendwo der Träume,
verliert die Landschaft ihr Konturen-Kleid,
wie Spukgestalten wirken kahle Bäume.
Da schätzt du dein behagliches Zuhause,
fühlst dich geborgen, weil dir Wärme, Licht,
wenn’s draußen dunkelt, doch in deiner Klause
den Schutz vor kalter Unbill fest verspricht.
Ein gutes Buch, Gespräche am Kamin
verscheuchen Trübsinn, lassen Glück einziehn.
© Ingrid Herta Drewing, 2014
Noch liegen Morgennebel dicht,
die grau die Landschaft ganz verhüllen.
Ich sehne mich nach klarer Sicht.
Es soll der Sonne helles Licht
den Tag uns bringen, warm erfüllen.
Wenn leuchtend sie das Tal bestrahlt,
mag sie im Glanze hier enthüllen
die Bilder, die der Herbst gemalt,
der farbenfroh mit Blattgold prahlt,
in Bäumen Träume darf erfüllen.
Die Vernissage wär‘ mir willkommen,
ich wäre gerne dort der Gast,
dem da das Schauen unbenommen
als Augenweide würde frommen,
bedächtig, frei von aller Last.
© Ingrid Herta Drewing,2014
Es heißen Oktobers goldene Tage
die farbige Vielfalt willkommen.
Im Mittagslicht hält hier Wärme die Waage,
die Feuergesichter, der Bäume Sage,
dort leuchten im See leicht verschwommen.
Da gleiten geruhsam die Schwäne dahin,
sind jenseits von Eifer und Ende.
Das schwebende Leben, sein zartschöner Sinn,
Geschenke beglückend, der Seele Gewinn;
Natur reicht noch gütig die Hände.
Bevor der November mit Nebelgrauen
die Landschaft in dichtem Mantel verhüllt,
dürfen wir noch ihre Schönheit erschauen.
Ein wolkenloses und himmlisch‘ Erblauen
die Sehnsucht nach Licht und Farben erfüllt.
© Ingrid Herta Drewing,2014