Archive for the Category Licht

 
 

Wintermorgen

Nun, da die Nacht ins Dämmern flüchtet, schwindet,
am Horizont der Morgenröte Schein
im Osten zärtlich fast von Sonne kündet,
uns lädt in diesen Wintertag hell ein,
steh‘ ich, als bräuchte ich kein andres Ziel,
beglückt von diesem schönen Farbenspiel.

Am Himmel reicht ein Rosa ins Türkise,
wär‘ es gemalt, stuft‘ man’s als kitschig ein,
Verzaubert wirkt wohl auch der Schnee der Wiese,
nimmt glitzernd, schimmernd meine Blicke ein
hier im vertrauten Park, der mir gefällt,
und ich erschaue neu des Winters Welt.

© Ingrid Herta Drewing, 2018

An der Krippe

Und an der Krippe steh‘ ich wieder
zur Weihnacht, wartend wie ein Kind,
höre beglückt die alten Lieder,
die mir vertraut noch immer sind.

Steh hier im milden Schein der Kerzen,
der warm mit Licht den Raum erfüllt ,
und dunkle Winkel in den Herzen
in freudig neue Hoffnung hüllt.

Dem Wunder Weihnacht tief vertrauend,
andächtig zu dem Kinde schauend,
vernehmend, was es zu uns spricht.

Ihm folgen, liebend und in Güte
den Nächsten achten, ihn behüten
im Dunkel hell, voll Zuversicht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Im Nebel

Im dichten Nebel wirkt die Landschaft matt.
Kaum lassen da Konturen noch erahnen,
dass es sie gibt, dort hinterm Grau, die Stadt.
Kein Wind bewegt die schlaffe Wetterfahne.

Es bellt kein Hund, sogar die Krähe schweigt;
gedämpft sind meine Schritte, eine Stille,
die feindlich fast in meine Ohren steigt.
Ich wische mir die Feuchte von der Brille.

Die Bäume, ihres Laubes ganz beraubt,
sie wirken im Spalier wie Spukgespenster.
Da, endlich leuchten schwach des Hauses Fenster,
und Leben grüßt, das ich schon fern geglaubt!

Ein Mensch hat sich hier Wärme, Licht entfacht,
trotzt so dem Nebel und der langen Nacht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Unter Linden nach dem Regen

Die Linden, die dort säumen meine Straße,
die steil gerade hier bergaufwärts strebt,
sie präsentieren noch in reichem Maße
die Farbenpracht, die Blattgold leuchtend webt.

Und ihre Herzen, die zu Boden schweben,
sie schenken dem Asphalt ein lieblich‘ Bild,
als wolle Herbst ins Aquarell hier heben,
was unsre Welt mit Liebe, Leben füllt.

Fast andächtig wähl‘ ich da meine Schritte,
damit ich nicht die zarte Kunst zerstör‘,
als ob Natur mit dieser stummen Bitte
ersuche sanft und herzlich so Gehör.

Was fällt im Zuge der Vergänglichkeit,
hält noch der Liebe Licht hier schön bereit.

© Ingrid Herta Drewing,2018

Novembermorgen

Der Spätherbst hüllt hier ein in Nebelweben
die Landschaft, die sanft schlummernd liegt und träumt.
Ein Tag, der seinen Morgen fast versäumt,
beginnt sich jetzt allmählich zu erheben,
und Krähen krächzen, rufen auf ins Leben,
obwohl das dichte Grau noch nicht geräumt.

Doch bald durchdringen dort der Sonne Strahlen
die Wolken, lösen alle Schleier auf.
Ein heller Herbsttag nimmt nun seinen Lauf
und lässt das Licht der Bäume Laub bemalen,
das rot und golden leuchtet nun zuhauf,
verdrängt die trüben Bilder, jene fahlen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,02.11.18

Macht der Kunst

Schreiben gegen das Vergessen,
wenn das Echo schon verhallt‘,
unbekannt auch die Adressen,
und kaum einer mag ermessen,
was geschah in Stadt und Wald.

Auch die Bilder wieder tragen
dorthin, wo in klarem Licht
sie in Farben, Formen sagen,
was man muss zu fragen wagen,
wenn’s an Menschlichkeit gebricht.

Jene Lieder wieder singen,
wenn die Furcht hat eingemummt
alles, was gefiel im Schwingen,
ließ das Leben hell erklingen.
Wieder hören, was verstummt‘!

Ja, es mag die Kunst beflügeln,
was noch liegt in Agonie,
lässt, was man matt, glatt wollt‘ bügeln,
nun befreit von falschen Zügeln,
finden sich in Harmonie.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Kurpark
Walter Wadephul
FLÖTENSPIELER, Bronze, 1965

Ende September

Als wollten sie noch lang im Sommer träumen,
obwohl es herbstet in Septembers Räumen,
so strahlen seidig golden Birken, Linden.
Im Park, befreit vom Nebelkleid, die Bäume
sich mittags hell im Sonnenlichte finden.

Natur mag hier der Landschaft Bild ergänzen,
ein farbig Blätterspiel darf licht erglänzen;
da prangen Busch und Baum noch reich belaubt,
und milde Lüfte uns den Tag kredenzen,
bevor der Spätherbst seine Schönheit raubt.

Jüngst flogen Vogelscharen in den Süden,
sie flohen wohl vor Tagen, regenmüden.
Ich sah sie ziehen, hört‘ ihr Rufen, Schreien.
Ein Abschiedslied, so schien es mir hienieden,
und dennoch auch auf Neubeginn ein Freuen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal

Ende September im Nerotal

Des späten Sommers satte goldne Farben
begleitet Himmelblau im Aquarell,
als gelte es, nun nach Frühnebels Darben
im Teich zu spiegeln, was so licht und hell.

Ich schaue und genieß‘ die Augenweide
jetzt, da die Sonne warm im Mittag singt
und leuchten lässt der Bäume Blattgeschmeide,
das sanft noch vor dem Tanz im Winde schwingt.

Wie bald wird ihre Schönheit welk verblassen,
wenn Herbststurm harsch hier durch die Wipfel fegt
und dann an trüben Tagen, regennassen
sich Nebel auf die kahlen Äste legt.

Doch noch erreicht Natur nicht dieses Ziel;
es schenkt der Frühherbst uns sein glänzend Spiel.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing, 2018

Lebensfrage

Was wäre Leben
ohne Luft und Wärme,
die Tiere, Pflanzen,helles Licht?
Kein sanftes Weben,
keine Bienenschwärme
hier sorgten für die Frucht.Verzicht!

Was wäre Leben
ohne Glauben, Lieben,
ein Dasein aller Hoffnung bar?
Ein eitles Streben,
nur ein Werden, Üben,
und – sähe da Vernunft noch klar?

Was wäre Leben
ohne Kinderlachen,
die kleine Hand, die deine hält?
Dies Gück, gegeben,
lässt dich sorgsam wachen,
schenkt Güte hier in harter Welt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Sommer

Es sind die Klänge, die des Morgens schwingen,
der Amsel lieblich sanfte Melodie
und auch der Ringeltaube dunkles Singen,
ein Gurren, sehnsuchtsvoll in Harmonie.

Es sind der Blumen und der Kräuter Düfte
ein Potpourri, das uns der Sommer bringt,
sich zart mischt hier in warme, feuchte Lüfte,
so nasenselig in mein Zimmer dringt.

Es ist die Wärme, die mich nun lässt fühlen,
ein Leben, das auf Leichtes, Freiheit baut,
bevor an Hitzetagen, drückend schwülen,
man erst am Abend aus dem Haus sich traut.

Es sind die Farben auch, die mich beglücken,
der Sonne Gold, wenn es im Abendrot
am Horizont den Tag dann mag entrücken,
doch weithin leuchtend noch am Himmel loht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018