Archive for the Category Sonette

 
 

Blick aus dem Fenster

Ein kühler Tag, auf dessen blauer Bühne
der Wind verwegen mit dem Rauche spielt,
der zart gekräuselt quillt aus den Kaminen
und weiß in Tanzfiguren Sonne fühlt.

Sie steigen, neigen, wirbeln sich im Kreise
und schrauben hoch und höher Pirouetten,
um bald darauf in wundersamer Weise
sich leicht zu lösen von den Wirkungsstätten.

Verlieren sanft sich in des Himmels Höhen,
ein Wölkchen schwebt noch hell im Mittagslicht,
das schließlich auch entwächst des Blickes Spähen,
wenn Wind es trägt aus der begrenzten Sicht.

Was immer auch verlässt der Bühne Ort,
es wirkt gewiss an andrer Stelle fort.

© Fotos und Text: Ingrid Herta Drewing,

Sonntag im Februar

In klarem Himmelblau ein Wintermorgen
begrüßt den Sonntag, der im Sonnengold
erstrahlt, nachdem der Nebel hielt verborgen
das warme Licht, das uns die Helle zollt.

So lob ich mir den Winter, geh’ spazieren;
und freue mich an dieser kleinen Welt,
wo nun schon zwitschernd Vögel jubilieren,
als habe sich hier Frühling eingestellt.

Schneeglöckchen sprießen, blühen dort im Garten,
obwohl noch Nachtfrost herrscht in der Allee.
Sie dürfen weiß im Glockenröckchen starten,
auch wenn demnächst hier rieselt sanft der Schnee.

Es hält so auch die vierte Jahreszeit
so manchen schönen Tag für uns bereit.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Münster, Kinderhaus

Sterntaler

Die Sterne fallen nicht aus allen Himmeln
und regnen, dich bereichernd, sanft herab.
Ein Rappen wird nicht über Nacht zum Schimmel,
weil eine Fee ihm ihren Zauber gab.

Auch wenn du teilst dein Brot, die letzte Habe,
den Dankes-Lohn, den streichen andre ein.
Das Märchen zeigt im Bild wohl goldne Gabe,
doch Erdenreichtum bringt es dir nicht ein.

Das was dir wird, in Gold nicht zu ermessen.
Es ist das Glück, das deine Seel’ ergreift,
die alles gebend, selbstvergessen,
wird von dem Hauch des Ewigen gestreift.

Dies Märchen wird wohl manchmal wirklich wahr,
und wer’s erlebt, erkennt ein Wunder klar.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Leben

Es ist das Leben etwas Wunderbares,
wie es fast aus dem Nichts erscheint, erglüht;
im dunklen All sich zeigt als Schönes, Rares,
das uns auf dieser Erde hell erblüht.

Aus kleinsten Zellen, Wellen, dies Erbeben,
ein Schwingen, das sich abstimmt, ständig übt,
organisch sich vereint, ein schön Verweben,
doch beim Erneuern auch durch Tod getrübt.

Wir nennen’s Schöpfung, als Geschenk gegeben,
sind dennoch auch ein Teil davon wohl nur,
wir, die in Hybris unbedacht oft streben
nach Herrschaft hier im Kreislauf der Natur.

Doch zogen wir nicht auf die große Uhr,
sind hier im Spiel nur eine zarte Spur.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Nachdenkliches

Es quälen mich schon lange bange Fragen,
warum wir immer Kriege führ’n, die Welt,
die uns in üppiger Natur gefällt,
dennoch zerstören, Mensch und Tiere plagen?

Warum fehlt oft ein friedliches Betragen?
Nur Beute jagend, wie ein Raubtier schnellt
mit Fortschritts Kraft man nur nach Macht und Geld?
Das Leid, die schwache Unschuld hat ’s zu tragen.

Was nutzen Intellekt, alles Erfinden,
wenn Empathie sich nicht dazu gesellt,
der Wahn, des Bösen Gier, Stadt, Land befällt,
man dieser Erde Leben nicht erhält,
nichts hier durch sinnvoll Walten sicherstellt,
anstatt sich gütlich, friedlich zu verbinden?

© Text: Ingrid Herta Drewing,

Skizze: Ingmar Drewing

Loslassen

In jedem Herbst, dies Üben, Abschiednehmen,
wenn nach dem letzten Leuchten wilder Tanz,
Wind, Regen rauben Bäumen goldnen Glanz,
und Asphalt zeigt der Linden Herz-Probleme.

Da schleicht sich Wehmut ein, in den Poemen
Memento-Mori-Lied, Vergänglichkeit;
obwohl bekannt, entführt die Nebelzeit
nun wieder hin zu dunkleren Emblemen.

Und dennoch meiden wir wohl das Extreme;
Erfahrung lehrt uns Hoffen, unser Sinn
weiß um Natur und Kreislauf, Neubeginn
auch unsres Lebens nennen uns die Meme.

Nichts Schönes dauert ewig, lässt sich fassen,
wir Menschen müssen lernen loszulassen!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Augenweide

Des Herbstes Feuer leuchten in den Bäumen.
Goldgelb und Rot erwächst aus lichtem Grünen,
und Blätterteppiche die Stämme säumen;
die Farbenpracht beherrscht die Wiesenbühnen.

So lieblich wirkt hier dieses Abschiedsfest,
das die Natur noch zärtlich zelebriert,
bevor sie Blätter fallen, welken lässt
und in des Raureifs Silberglanz gefriert.

Als gebe sie durch Schönheit ihr Versprechen,
dass, bald nach Nebelnacht und Winterzeit,
das Leben werde wieder blühend sprechen,
wenn es in Frühlingsmilde ist bereit.

Wir Menschen kennen diese sanfte Spur
und schwingen mit im Kreislauf der Natur.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden

IM HERZEN DER BLUME,Sonette

Kürzlich wurde mein Buch IM HERZEN DER BLUME veröffentlicht.

Dieses Taschenbuch spürt dem Leben in vielen Facetten nach und ist eine Sammlung von Sonetten in englischer oder klassischer Form, die von 2008 bis 2024 entstanden sind.

„Die Autorin verbindet Nachdenkliches, Kritisches und Beschauliches, orientiert sich thematisch u.a. am Jahreslauf.
Impressionen während der verschiedenen Jahreszeiten, wie das lyrische Ich sie erfährt, erlebt und bedenkt, werden beleuchtet.
Das Sonett als Klanggedicht untermalt eine positive Grundstimmung, auch dort, wo Probleme aufgegriffen werden.
Farbfotos ergänzen das Bild der Jahreszeiten.“

LEBEN

Es liegt im Wachsen etwas Wunderbares,
wie sich ein Keimling in das Werden fügt,
sich einreiht jede Zelle, etwas Klares
das auch dem großen Ganzen dann genügt.

Als habe es geheimen Ruf vernommen,
so folgt das Leben leise, drängt zum Licht,
und plötzlich ist es da, wirkt so vollkommen,
zeigt hier im Dasein schön sein Angesicht.

Zwar wissen wir heut’ viel von der Natur,
verfolgen analytisch ihre Spur,
um möglichst auch Erkenntnis zu erlangen.

Jedoch sind wir ein Teil des Lebens nur
und zogen sie nicht auf, die große Uhr.
Wir dürfen es nur demütig empfangen.

© Ingrid Herta Drewing, 14.Juli, 2011

Details
• 204 Seiten
• Format: Taschenbuch 125×190 Softcover 90g weiß, matt
• Erscheinungsdatum: 17.09.2024
• ISBN: 9783759876300
• Sprache: Deutsch
• Preis: 14.99 €

Spätsommers Ende

Es streift der junge Herbst schon durch den Garten,
bemalt vereinzelt Bäume hier geschwind;
begleitet wird er da von frischem Wind,
der Blätter lupft, den Reigen flugs zu starten.

Doch mittags mag der Tag sich heiß noch zeigen;
Spätsommers Feuer schwelen in der Glut.
Beschaulich man im Schatten träumend ruht
und lauscht dem zarten Flüstern in den Zweigen.

Als strebe nun das Jahr, reif zu vollenden,
womit Natur hier Flora reich bedacht,
ein Ernte-Spiel vor langer Nebelnacht.

Und Früchte fallen aus dem Nussbaum sacht;
das Eichhörnchen sie sammelt mit Bedacht;
auch du birgst diesen Schatz in deinen Händen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Im Herzen der Blume

Im Herzen der Blume schlummern die Träume,
bis sie, zart knospend im Lichte erwacht,
erscheinen in ihrer blühenden Pracht
und lieblich duftend erfüllen die Räume.

Nach lichtem Beginn ein Wachsen und Reifen,
auch Wehren zu forschem Regen und Wind,
begrüßend jedoch die Immen gelind
und Schmetterlinge, die flatternd sie streifen.

Anmutig das, was vollkommen, erstreben,
dennoch nicht scheuen die Mühe und Last,
nährt tief im Herzen der irdische Gast
innig dies Hoffen auf Liebe und Leben.

So, als sei ’s göttlich ihm vorgegeben,
sich mit dem Ewigen hier zu verweben.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing