Archive for the Category Sonette

 
 

Sonntag

Im Osten blinzelt Sonne ins Gelände,
ein Sommertag erwacht mit blauem Blick.
Der Sonntag ruht noch sanft und hält die Hände,
die sonst geschäftigen,nun fromm zurück.

Vom Turm der Kirche läuten hell die Glocken,
und mancher Schläfer wünschte sie gern fern.
Doch Gläubigen gefällt’s; wie ein Frohlocken
der Engel, ruft es sie zum Haus des Herrn.

Ermuntert, in Bewegung jetzt geraten,
spaziert man durch den Park; des Sonntags Ruh‘
tut gut nach einer Woche Arbeit, Taten.
Man kommt zu sich und hört der Seele zu.

Und selbst dem Atheisten es beliebt,
dass es den siebten Tag, den Sonntag gibt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

„Rien n’est parfait“

Des Mondes Silberlicht tanzt auf dem Rhein,
und sanft und leicht sich wiegen seine Wellen.
Ihr leises Plätschern lullt jetzt traulich ein
dort, wo sonst tags die Motorboote schnellen.

Es ruht das Land von Tages Hitze aus;
die Tropennacht lässt unter Sternen weilen,
und frische Luft am Fluss lockt nun hinaus
die Paare, die hier Sommerträume teilen.

Doch die Idylle währt nur kurze Zeit,
ganz unromantisch nämlich Schnaken plagen.
Ob Rock, ob Hose, leichtes Sommerkleid,
blutrünstig scheuen sie nicht Hemd, noch Kragen.

Nichts ist vollkommen, flüchtig ist das Glück,
getrübt der Mondromanze Silberblick.

© Ingrid Herta Drewing

Wider den Terror

(Anlässlich des erneuten Terroranschlags in Frankreich,
wo gestern am Nationalfeiertag in Nizza
84 Menschen auf so grausame Weise starben)

Fast schon alltäglich, diese Terrortaten,
der Hass und Wahn, Gewalt, dem Tod verschrieben.
Verwundet, kläglich in den Sog geraten,
auf Leides Bahn dies Leben, das wir lieben.

Der Freiheit Räume werden arg beschnitten,
wenn Sicherheit und Schutz, trotz Argusaugen,
nur vage Zäume denen, die, entglitten,
bestrebt in bösem Nutz, uns auszulaugen.

Da heißt es mutig sein, zusammenhalten,
einander stehen bei, was sich bewährt,
denn keiner kann alleine sicher walten,
und Menschlichkeit, sie sei uns hoher Wert!

Sollten’s auch viele sein, dem Todeswahn ergeben,
langfristig siegen Hoffnung, Freude, Leben!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Mittagspause am Rhein

Der Sonne Strahlen tanzen auf den Wellen,
jetzt da der Rhein im Licht des Mittags glänzt.
Du sitzt am Ufer, magst dir Wein bestellen,
den man zum Mahle freundlich dir kredenzt.

Hier darf der Sommer seine Lieder singen,
ein frischer Wind das heiße Mütchen kühlt,
flussauf,flussabwärts weiße Schiffe bringen
Touristenscharen, Rheinromantik blüht.

Du weilst beschaulich, siehst die Schiffe fahren,
ein wenig Fernweh mischt sich in den Blick;
die Wellen plätschern in den Tag,den klaren,
doch Pflichten rufen dich abrupt zurück.

Wenn Vater Rhein auch noch so funkelt, blendet,
musst du nun gehen, deine Pause endet.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Jahresmitte

Jetzt angekommen in des Jahres Mitte,
blickst du erstaunt die kurze Zeit zurück.
Was noch im Januar nur stumme Bitte,
zeigt sich zum Teil in der Erfüllung Glück.
 
Und vieles wurde anders, als du dachtest.
Das Leben spielte fraglos sein Roulette.
Die Kapriolen, die du ernst beachtest,
erschienen deplatziert oft im Parkett.
 
Erwachsen ist das Jahr wohl doch geworden.
Jetzt sollte es hier zeigen sein Gesicht.
Zwar schickte es den Frühling früh nach Norden,
doch schönen Sommer brachte es noch nicht.
 
Auch du hegst viele Fragen, denkst betroffen:
Das Jahr geht weiter und uns bleibt das Hoffen.
 
 © Ingrid Herta Drewing

Grauer Tag im Juni

Wie grau doch dieser Sommerhimmel blickt,
da wirkt sogar der Amselhahn geknickt,
der dort hoch auf dem Dachfirst sitzt und schaut,
wohl seinem eignen Flöten heut’ misstraut.

Es ist fast still, nur einer Taube Gurren
klingt guttural aus weiter Ferne her,
und schläfrig ruft des schwarzen Katers Schnurren
Dornröschenstimmung, hundertjährig’, her.

Das mag man nicht als Sommer hier benennen,
obwohl der Pflanzen Grün dagegen hält.
Es fehlt das Lächeln; Leichtigkeit erkennen
wir heute kaum in unsrer kleinen Welt.

Jedoch wir wissen, auch dies’ wird wohl enden,
bald streifen Sonnenprinzen durch ’s Gelände.

© Ingrid Herta Drewing

Beim Betrachten des Apfelbaumes

Vereinzelt baumeln welke Blüten-Blätter
an kleinem Apfelrund, das wächst mit Macht,
dort wo noch unlängst hier bei Brautschau-Wetter
die Zweige zierte weiße, zarte Pracht.

So schnell verläuft dies‘ Blühen, Wachsen, Reifen
und auch Vergehen, eilt mit Jahres Zeit!
Es lehrt dich sehen, lässt dich wohl begreifen,
dass auch dein Leben findet dies‘ Geleit.

Ein stetes Wandeln zeigt sich da auf Erden.
Sogar den Stein erfasst’s, nicht nur das Leben.
Was heut‘ vergeht, weicht einem neuen Werden,
das zur Vollendung wiederum mag streben.

Und dennoch mischt sich Wehmut mir ins Bild,
wenn etwas Schönes endet, ist erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Schein

Da sitzen sie, das Lächeln eingefroren,
im Kreis der Flüchtlinge, und obsolet
sind ihre Fragen, was man hab´ verloren,
wie man des Lebens Alltag nun besteht.

Was sie für Presse, Medien inszenieren
an Bildern speist die Täuschung in der Welt.
Wie sie in Demut ihren Schein polieren,
dient Hochmut, eigner Macht nur, ist bestellt.

Da wünschte ich, es tönte eine Stimme,
die aus dem Off klar von dem Übel spricht
und laut die Wahrheit nennt,ja alles Schlimme
zeigte dann offen, bar sein ernst´ Gesicht.

Jedoch man bleibt verhüllt in Lügenschleiern
und mag verbergen alles, weiter (f)eiern.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Appell an den Frühling

Sag,willst du, Frühling,nun ein Spätling werden,
so regengrau und kühl, wie du dich gibst?
Zuweilen spielst du noch mit Flocken-Herden.
Mir scheint, dass du für den Aprilscherz übst.

Wann endlich zeigst du dich mit Wärme, Milde
und eilst auf Südwinds Schwingen hier ins Land?
Wir sehnen uns nach hellem Blütenbilde,
nach Sonnenschein und Hoffnungs-Unterpfand.

Vorbei sei bald dein launisch Tun! Zu sühnen,
zieh zügig ein mit Vogelsang und Pracht!
Lass Leben blühen hier auf allen Bühnen
im Lichte deiner sanften, milden Macht!

Beeil‘ dich,Frühling,lupfe deine Schwingen!
Wir werden gern Willkommens-Lieder singen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Märzanfang

Es geht der Tag heut matt mit müden Füßen.
Ihm fehlt zur Zeit wohl jeglicher Elan.
Zwar ließ so hoffnungsvoll der Frühling grüßen,
Schneeglöckchen, Krokus-Grüppchen wir schon sah’n.

Jedoch der Winter, der so unentschlossen
als Jahreszeit sich launig aufgeführt,
er kam zurück, nasskalt und fahl verdrossen,
und Frost ergriff die Blüten ungerührt.

Verstummt die Amsel, die so schön gesungen,
und Krähen kauern einsam im Geäst,
als seien sie zu trauern nun gezwungen,
weil sich nur Wolkengrau trüb blicken lässt.

Auch ich ersehne Milde, warmes Licht
und hoffe, dass bald Lenz hier sonnig spricht.

© Ingrid Herta Drewing,2016