Archive for the Category Sonette

 
 

Warteschleife

Nein,Tod, ich mag nicht in die erste Reihe,
obwohl ich sehe, vor mir wird es licht.
So viele gingen, gehen jetzt; verzeihe,
noch lockt das Leben hier mich in die Sicht.

Schön wäre es, du wartest noch Jahrzehnte,
bis du mich holen kommst, bringst aus dem Tritt!
Der Erde helles Leben, das ersehnte,
es lockt noch immer mich und nimmt mich mit.

So lass mich bitte hier die Zeit noch bleiben,
erbeben in der Jahreszeiten Spur,
um in Gedichten, Bildern zu beschreiben
die schönen, kleinen Wunder der Natur!

Ich weiß, anmaßend klingt sie, diese Bitte:
Lass mich verweilen, zähl‘ nicht meine Schritte!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstbäume

Schön leuchten sie in seidig‘ goldnem Glänzen,
die Bäume; Maler Herbst die Farben schenkt,
und manche mag er feuerrot umkränzen,
wenn er im Künstler-Licht den Pinsel schwenkt.

Bald lässt der Wind die hohen Bäume raunen,
wenn übermütig er nach Blättern greift,
sie löst und raubt, in wilden Tanzes Launen
und Wirbeln weit hinweg mit ihnen schweift.

Gesellt sich zu ihm noch ein starker Regen,
sind alle Äste eines Morgens kahl.
Die Blätterpracht liegt achtlos auf den Wegen,
und Nebel hüllen ein die Bäume fahl.

Doch spendet Trost der Kreislauf der Natur:
Was welkte, fiel, kommt wieder, schläft wohl nur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingsgeflüster im Frühherbst

Erneut erglänzt mein Goldlack nun in Blüte,
hellgrüne Blättchen treibt Klematis aus.
Der Viola Nachwuchs wächst und blüht in Güte,
als komme jetzt der junge Lenz ins Haus.

So der Petunien schönes Blühgesicht
zeigt duftend sich, als sei ein Frühlingsmorgen
erwacht und hätt‘ in mildem, warmem Licht
hier Flora sanft auf dem Balkon geborgen.

Jedoch des Apfelbäumchens Äpfel künden
rotbackig Reife, Ernte, Herbstzeit an,
und der Tomaten sonst so pralle Pfründen
nun bieten letzte, kleine Früchtchen an.

Auch mag kein Amsel-Lied den Herbst verhehlen,
nur Krähenvögel üben krächzend ihre Kehlen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Stadt-Kultur im Herbst

Ein warmer Regen lässt noch Sommer grünen,
obwohl auch Gelb schon aus den Bäumen fällt.
Allmählich richtet her der Herbst die Bühnen
und übt sein Farbenlied in Park und Feld.

Schon längst entflog die Schwalben-Schar nach Süden,
und auch der Kranich-Zug beginnt nun bald.
Der Tag erwacht verspätet, nebel-müde;
die Krähen zieht’s zur Stadt am nahen Wald.

Hier locken Feste, Licht und pralles Leben.
Nicht nur der Dörfler kennt sein Ernte-Bild.
Musik,Theater, Dicht-und Malkunst geben
uns Städtern Muße, die Kultur erfüllt.

Mag auch Natur mit Nebel-Dichte dräuen,
wir finden stets den Anlass, uns zu freuen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Septembermorgen

Im Regenkleid zeigt dieser Tag doch nun
recht wenig von des späten Sommers Milde.
Da mag man morgens noch ein Weilchen ruh’n,
bevor des Tagwerks Pflichten sind im Bilde.

Und auch die Tauben, die dort auf dem Dach
so tief verkrochen sind im Grau-Gefieder,
ob die wohl werden durch die Dusche wach?
Sie sitzen stoisch da und wirken bieder.

Jedoch die Pflanzen jetzt schon frisch erglänzen
im Regen, der so lange ausgeblieben.
Bevor der Herbstwind ruft zu wilden Tänzen,
wird noch ein Blätterlied in Grün geschrieben.

Auch uns erschreckt nicht Herbstes trüb‘ Gesicht;
nach Regen strahlt bald wieder Sonnenlicht!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Vollmondnacht im August

Es fließt des Mondes Silber in das Tal,
als wolle es verzaubern diese Nacht,
ihr Sommerträume schenken ohne Zahl,
bevor der Herbst beginnt die kühle Wacht.

Die Schönheit lässt uns andächtig erschauen
das Spiel des Erdtrabanten, das bekannt.
Obwohl wir meist nur auf Verstand vertrauen,
sind fasziniert wir, von Magie gebannt.

Was tags uns birgt und schirmt als Firmament,
der Himmel, zeigt das weite All nun offen,
und demütig so mancher Mensch erkennt,
wie klein wir sind und unser irdisch‘ Hoffen.

Doch fühlt er sich als Teil einer Natur,
die ihn begeistert durch des Lebens Spur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Hochsommer-Abschied

Ja, es verheißt August ein sonnig‘ Ende,
zeigt einmal noch sein schwüles Sommer-Sein.
Doch Nebelweben, morgens im Gelände,
uns stimmen schon auf Frühherbst, Milde ein.

Nun naht sie, jene Zeit der sanften Träume,
die Farben glänzen lässt in klarem Licht,
wenn „Indian-Summer“ Blätter, Büsche,Bäume
rot-golden färbt und Himmels Blau verspricht.

Da liebst auch du es, dieses Innehalten,
bevor der Herbst-Sturm alles will verwehen,
und in Alleen, schwarz befrackt, Gestalten,
vermummt im Nebel, kahl die Bäume stehen.

Drum lasst uns den September froh begrüßen
und Schönheit, Farben-Vielfalt hier genießen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Sommerspur 2003 -2015

Auch dieser Sommer schreibt sich in Kalender,
steht golden Pate an der Sonnenuhr,
entpuppt sich aber hitzig als Verschwender
und hinterlässt uns seine heiße Spur.

Getreidehalme, gelb, nach Wasser lechzend
und dürre, kleine Körner tragend nur.
Die Wälder glühend unter Bränden ächzend,
zu trocken ist ’s, es leidet die Natur.

So manches Bachbett muss das Wasser missen,
die Quelle tröpfelt, fast ist sie versiegt.
Die Schifffahrt weiß nicht weiter auf den Flüssen,
kaum Wasser unterm Kiel, und sie erliegt.

Der Permafrost und auch die Gletscher tauen,
das lässt uns grübelnd in die Zukunft schauen.

© Ingrid Herta Drewing

40 Jahre Wiesbadener Weinfest

Geselligkeit, nicht nur am Sommerabend,
Wiesbaden lädt zu seinem Weinfest ein.
Da darf man sich an Rheingau-Weinen laben,
auch gibt’s manch‘ kulinarisch‘ Stelldichein.

In großer Zahl der Winzer Stände locken,
gut zu verkosten nicht nur Riesling-Wein,
und hoch im Dom Carillon, Klang der Glocken
hell läuten hier des Frohsinns Stunden ein.

Das Rathaus kann nun als Kulisse grüßen
der Bühne, wo manch‘ Künstler unterhält.
Das Publikum sitzt fröhlich ihm zu Füßen,
genießt den Wein und was ihm sonst gefällt.

Sogar das Wetter scheint dem Fest gesonnen,
vorbei die Hitze, Frische hat gewonnen!

© Ingrid Herta Drewing, 2015

Hochsommer

Es werfen auf der Rue jetzt die Platanen,
als sei es Herbst, schon welke Blätter ab.
Auch die versengten Wiesen lassen ahnen,
dass Trockenheit hier herrscht, weil Wasser knapp.

Wo sonst in sattem Grün das Auge weidet,
siehst du Staubteufel tanzen, wenn der Wind
dort ab und zu in leichten Wirbeln gleitet,
und Blätter ihm da raschelnd Partner sind.

Zu heiß, zu trocken, drückend diese Schwüle.
So hatten wir den Sommer nicht ersehnt!
Nun hoffen wir auf Regen und auf Kühle,
damit dies‘ Welken sich hier nicht ausdehnt.

Erstrahlen soll die Rue in frischem Grün,
wenn wir von dort aus hin zum Weinfest zieh’n.

© Ingrid Herta Drewing, 2015