Archive for the Category Sonette

 
 

Es lebe die Illusion

Mir war, als würde ich in Träumen wandern,
in einer lichten Welt, die Frieden kennt,
wo keiner neidet, hasst das Glück des andern,
und Freundlichkeit der Taten Amen nennt.

Erwacht erkannte ich die Illusionen,
es fiel die Wirklichkeit da laut ins Schloss,
und düster warfen Krieg und Mörderdrohnen
das Elend in das Land, den Tod im Tross.

Und dennoch will ich mir den Traum bewahren,
die Güte der geschwisterlichen Welt,
wo man dem Nächsten hilft, der strauchelt, fällt,
und die Natur auch hegt in allen Jahren.

Denn nur, wenn wir das Gute sinnen, denken,
wird unser Weg uns in die wahre Richtung lenken.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlings- Ermunterung

Der Morgenhimmel, noch schüchternes Blau,
jedoch die Vögel beginnen zu singen
als Vorprogramm jener sonnigen Schau,
die zärtlich lässt Blütenlieder erklingen.

Es blühen die Tulpen, Bellis, Narzissen,
weißrosa Magnolien und Mandelbaum.
Der Szillasterne tiefblaue Kissen
bedecken hell leuchtend den Wiesen-Flaum.

Auch dir fließt des Frühlings Licht in die Seele,
ermuntert dich, schenkt dir Hoffnung und Mut.
Du löst und befreist dich von Sorgen-Stelen
und glaubst ganz gewiss, dass alles wird gut.

Da gleichst du der Blume, der wachsendes Licht
nun wieder ein neues Werden verspricht.

© Ingrid Herta Drewing,2015

April

April und seine frechen Wetterlaunen,
wer kennt ihn nicht, ward nie von ihm gefoppt.
Auch Osterhasen bringt er flugs ins Staunen,
wenn er ihr heimlich Werk gewitternd stoppt.

Sogar mit Schnee bedeckt er wild die Blüten;
die Hagelschauer sind ihm gar nicht fremd.
Und früher riss sein gar so stürmisch’ Wüten
von Wäscheleinen Opas bestes Hemd.

Der Mensch folgt diesen Launen selbst auch scherzend,
schickt Ahnungslose keck in den April.
Am ersten Tag des Monats, nichts verschmerzend,
sogar das Fernsehen Enten senden will.

Ja, manche Lüge kommt so wahr daher,
dass sie beschworen wird noch hinterher.

© Ingrid Herta Drewing

Hoffnungsvoller Morgen

Ein frischer Morgen folgt der kühlen Nacht,
errötend zeigt sich Sonne zart im Osten.
Vereinzelt sind schon Vögel auf dem Posten.
Sie rufen munter, und die Stadt erwacht.

Noch sind die Straßen still; nur ab und zu
hört man das Auto eines Pendlers starten.
Der Amsel helles Morgenlied im Garten
erklingt, beendet melodiös die Ruh‘.

Es dringt das helle Licht in alle Fenster,
weckt frühlingsleicht die Lebensgeister dir.
Ein blauer Himmel strahlt nun leuchtend hier,
vertreibt des Winternebels Frostgespenster.

Du blickst hinaus, und dich beglückt dies Ahnen,
dass bald der Frühling naht und hisst die Fahnen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Die Grippe

Das Grippe-Monster liegt nun auf der Lauer
und krallt sich heimlich mit der kalten Hand
sein Opfer, setzt es flugs für Wochendauer
schachmatt, schleust munter Viren ein als Pfand.

Bist du geimpft, kannst du es schnell bezwingen.
Ansonsten quält dich Fieber, liegst im Bett,
musst mit des Monsters Schmerzschikanen ringen
und wünschst, dass es dich nicht ergriffen hätt‘.

Da gilt’s den Widerstand, die Abwehrkraft zu wecken,
es unterstützt dich Medizin und Tee
Allmählich kannst den Dämon du verschrecken,
wenn du dich schützt mit Vitamin‘, besonders C.

Es ist hier niemand wohl darauf erpischt,
dass ihn die Grippe krank macht und erwischt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Närrischer Winter

Es kann der Winter sich wohl nicht entscheiden,
wie er sich heuer hier nun präsentiert.
Soll er sich nassforsch nebelgrau einkleiden,
vielleicht auch schneeweiß, wenn er kalt spaziert?

Da wirft er stürmisch alles aus der Höh‘,
lässt an der Nordsee Wellenkämme türmen,
der Osten und der Süden steckt im Schnee,
der Westen regenblass, ein Meer von Schirmen.

So närrisch wie die fünfte Jahreszeit
begleitet er da jetzt den Karneval.
Ich mag’s nicht, bin vergrätzt, hab’s gründlich leid
und warte auf den Frühling hier im Tal.

Der wird, ich hoff’s, den Wetterwunsch erfüllen
und endlich meine Sonnensehnsucht stillen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wintersonntagmorgen in Wiesbaden

Ein blauer Morgen steigt aus grauem Matt‘,
und weckt die kleine Stadt, die regenmüde
noch gestern träumend sich verborgen hat
und sich nun freundlich zeigt in ihrer Güte.

Die goldnen Türme auf dem Berge leuchten;
das Denkmal einer Liebe, das schön spricht,
sich hell erhebt aus allem Nebelfeuchten,
die Stadt hier überstrahlt im Sonnenlicht.

Am Taunushang im Immergrün geborgen,
mit ihrer warmen Quellen sanftem Hauch
begrüßt Wiesbaden diesen kühlen Morgen.
In Pirouetten tanzt ein zarter Rauch.

Und rostrot ragt am Markt dort hoch empor
der Dom.Zu Orgelklang singt klar der Chor.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Neuordnung

Die Last der Jahre stapelt sich in Schränken,
auch die Regale nehmen nichts mehr auf.
Nun wird es Zeit, die Habe zu verschenken,
nichts zu erübrigen für neuen Kauf.

Dem Nachkriegskind fällt’s schwer, sich da zu trennen,
weiß es doch noch, wie kostbar alles war:
die ersten Bücher, die es durft‘ sein eigen nennen,
die ihm die Welt erschlossen, hell und klar.

Doch vieles, was man hat, wird zum Ballast.
Drum gilt es nun, sich tunlichst zu befreien,
sich neu zu ordnen ohne Stress und Hast,
dem Leben neuen Glanz im Licht verleihen.

Auf dass man vorwärts gehe unbeschwert
und schaue auf des Lebens wahren Wert.

© Ingrid Herta Drewing,2015
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Zum Jahreswechsel

Und wieder zählt ein Jahr, ein scheinbar Ende,
doch stetig sich die Welt um Sonne dreht.
Für uns markiert, nach Erden-Sonnenwende,
Sylvester Neubeginn, der nun entsteht.

Obwohl der Winter dräut, wächst doch das Licht;
sein Spiel wird länger in Natur, und Leben,
das auf der Nordhalbkugel übt Verzicht,
es träumt im Stillen, darf sich neu verweben.

Wir Menschen feiern dieses Tagen, hoffen,
dass uns im neuen Jahr viel Glück beschert.
Probleme, die uns vormals ernst betroffen,
schnell seien in der Zukunft ganz geklärt.

Jedoch das Wichtigste für uns hienieden,
ist doch ein Leben heil und froh in Frieden!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winterlandschaft

Fast lautlos rieselt unaufhörlich Schnee,
als habe wer die Klänge hier verbannt.
Kein Wasservogel watschelt mehr am See,
amphibisch zieht der Winter über Land.

Sogar des Baches helles Gluckern fehlt,
erstarrt, am Wasserfall von Eis verhangen.
Nur tief in seinem Bett er fließt, verhehlt,
dass ihn der Frost hält grimmig, fest gefangen.

Auch in den kahlen Wipfeln, wo die Meisen
noch unlängst munter probten Frühlings-Singen,
da sitzen stoisch Krähen, zwei, ganz leise,
im schwarzen Frack, gefaltet ihre Schwingen.

Die Landschaft liegt und ruht in weißer Stille,
bis sie erneut erwacht zu grüner Fülle.

© Ingrid Herta Drewing,2014