Archive for the Category Jahreszeiten

 
 

Januars Wetterkapriolen

Kein Winterweiß,
die grünen Fluren,
sie zeigen regennass
hier frisch Gesicht.

Der Januar
stellt kaum die Uhren,
die Jahreszeit folgt blass
nur ihrer Pflicht.

Im Süden zwar
auf kalten Spuren
fällt Schnee zuhauf, auf dass
Verkehr fließt nicht.

In Schnee und Eis
erliegen Touren,
erreichen keinen Pass,
denn Winter spricht,
macht alles dicht.

© Fotos u. Text:Ingrid Herta Drewing,6.01.19

Veränderte Jahreszeiten

Wo sonst der Tau den Gräsern Perlen schenkte,
da liegen staubig Wiesen wie versteppt.
Der Sommer, der zu lang hier trocken lenkte,
wehrt nun sogar dem Herbst, der naht verschleppt.

Und dennoch zeigt so mancher Bäume Leuchten
der Blätter Zier in farbenschönem Bild,
als habe Herbst gemalt im Regenfeuchten,
so jahreszeitlich seine Pflicht erfüllt.

Auch diese Hengste, die so wild da spielen
(in Bronze grüßt schon lang hier die Skulptur),
nicht auf das Heuproblem des Sommers zielen,
das Tieren ließ zu wenig Futter nur.

Ich hoffe, dass demnächst die Jahreszeiten
gemäßigt folgen, stärken die Natur,
und Regen, Sonne, Wind hier wieder gleiten
auf wohl vertrauter, lebensvoller Spur.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Der Gärtnerlehrling

Heut‘ spielt ER im Garten Meister
will befrei’n das Pflanzenleben
von der Schneckenplage, Kleister,
den sie überall verkleben.

Jan hat Goethes Text gelesen,
zaubert nun als Lehrling auch,
braucht dazu nicht Topf, noch Besen,
schnappt sich nur den langen Schlauch.

„Walle, walle, manche Strecke,
Wasser spritze in die Hecke,
auch dorthin, wo fern dem Rasen
im Salatbeet um die Ecke
Schnecken höchst gefräßig grasen!

Und die Wasser strömen, fließen,
will den Strahl mal senken, heben,
Tropfen glitzern auf den Wiesen,
wirbelnd in die Lüfte schweben.

Walle, walle, manche Strecke,
Wasser spritze in die Hecke,
auch dorthin, wo freche Nasen,
neugierig so manche Kecke
hier den Abstand gern vergaßen.“

„Ja, du bist ja wohl ein dreister
Bursche, übler Kerl und Flegel!“,
schimpft empört ein Mann, ein feister,
den knapp streift ein Wassersegel.

Auch ’ne Dame, die begeistert
ihren Hund will Gassi führen,
zeigt sich wütend und entgeistert,
mag solch Duschen gar nicht spüren.

„Junger Mann, das ist mitnichten
richtig, was sie da vollführen,
werd dem Meister dies berichten,
und die Folgen soll’n sie spüren!“

„Walle, walle, manche Strecke,
Wasser spritze in die Hecke
dorthin, wo so freche Nasen,
nun zu bösen Schimpfes Zwecke
hier den Abstand gar vergaßen.“

Heiß die Sonne scheint und munter
lässt er weiter Wasser fließen.
„Jan, halt ein, denn dies „Land unter“
kann uns alle nur verdrießen!“

Ernst des Meisters Worte klingen,
schnell muss er den Hahn zudrehen,
spricht von Schnecken und Bezwingen
und von kleinerem Versehen.

„Ach, Jan, Junge, lass dir’s sagen,
schreib’s fest hinters Ohr nun dir:
Gegen Schnecken, die hier plagen,
hilft nicht Wasser, sondern Bier!“

© Ingrid Herta Drewing,2018

Alte Bäume

alter baum, Warda

(Nachtrag zum Tag des Baumes, 25.04.18)

Es tragen die alten Bäume
in ihrem zerfurchten Gesicht
vergangener Zeiten Träume
der weiten, hellen Räume
an Tagen in goldenem Licht.

Der flirrenden Sommer Grünen,
das Herbstrot, dies’ Flammenmeer,
der Schnee auf Winterbühnen,
berauschendes Frühlingssühnen
dort irrlichtern noch umher.

Und manchmal hörst du es raunen,
dann flüstern die Wipfel leise:
“Vergiss deine Hast, die Launen,
erlerne wieder das Staunen,
wir werden den Weg dir weisen!“

© Fotos u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Zu heißer April

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Des Apfelbaumes zarte Blüten,
die für die milde Zeit erwacht‘
und in des Frühlings sanft‘ Behüten
erstrahlen wollten hell in Pracht,
sie hat Frühsommers Sonnenglut
am Mittag doch zu heiß bedrängt,
sodass sie welk und nicht mehr gut
am Zweige hängen, wie versengt.

Wird dieses Bäumchen Früchte tragen,
dem kurz Erblühen nur beschert?
Wird Lenz in Zukunft auch versagen,
weil Klima Dauer ihm verwehrt?
Es spielt das Wetter ins Extreme,
kaum Übergänge gibt es her
und schafft uns Trockenheitsprobleme,
Waldbrandgefahr wächst auch jetzt sehr.

Du fragst dich, doch nährst stilles Hoffen,
dass sich Bedenken nicht erfüllen,
die Jahreszeiten klar und offen
in ihrem Wechsel sich enthüllen,
der Pflanzen Wachsen, Blühen, Reifen
gedeihen mögen hier im Land,
auf dass im Herbst wir Früchte greifen,
nicht darben gar mit leerer Hand!

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Lagerfeuer-Romantik 1958

INi, Baltrum

Feuer lodert, Funken stieben
in die dunkelblaue Nacht;
die am Lagerfeuer blieben,
singen leise, halten Wacht.

Unter Sternen träumend lauschen,
in der lauen Sommerluft
hören wir die Wipfel rauschen
und der Waldkauz dunkel ruft.

Fühlen innig uns verbunden
der Natur in Feld und Wald,
haben unser Glück gefunden;
Schlaf besiegt uns nicht so bald

Bis die Morgennebel fliehen,
sitzen wir beim Feuerschein,
sehn das letzte Scheit verglühen,
und nun lädt der See uns ein.

Hier im Sonnengold wir schwimmen,
das sich spiegelt hell im See.
Jugendfreude froher Stimmen
hallt als Echo in die Höh‘.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

August-Abschied

Wiesbaden_o-150x150

Es geht August; mit heißen Tagen
lässt er den Sommer noch erglühen,
nachdem er kühl mit Regenplagen
nur selten zeigte sein Bemühen.

Dort auf dem Berg das Opelbad
lädt schön im Freien ein zum Schwimmen,
auch mag der Ausblick, den man hat,
mich immer wieder froh zu stimmen.

Da schau ich weit ins Land hinaus,
der Rhein, ein Schimmern, silbern Grüßen,
ich seh‘ den Lieblings-Park, mein Haus,
die ganze Stadt liegt mir zu Füßen.

Ich wünschte, Sommer würd‘ noch bleiben,
sich warm in die Annalen schreiben.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Klage einer Mutter

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer

Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,
in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern
angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den
Augen vieler Menschen.

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing

Abschied der Mauersegler

Sommnero

Die Mauersegler haben uns verlassen,
nach Süden zog es sie in schnellem Flug.
Mir fehlt ihr Rufen, Schwirren in den Gassen,
wenn sie auf ihrer Jagd Insekten fassen,
ihr Schweben auch, das sie am Himmel trug.

Ihr Abschied spricht mir schon von Sommers Ende,
obwohl er doch noch heiß im Mittag glüht,
recht hitzig manchen Orts Gewitter sendet,
mit Hagel, Stürmen seine Kraft verschwendet,
in Hochs und Tiefs ausgleichend sich bemüht.

Ich freue mich auf Indian Summers Milde,
das warme Farbenspiel in Busch und Baum,
wenn sich der Tag aus nebligem Gefilde
verwandelt hier zu einem goldnen Bilde,
das sanft dem jungen Herbst eröffnet Raum.

Wie schön ist es, in einem Land zu leben,
das so verwöhnt mit Jahreszeitenspiel,
wo Frühling, Sommer wachsend,reifend weben,
das Zepter Herbst und Winter übergeben,
und die Natur schön führt zu ihrem Ziel!

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Wiesbaden, meine Heimatstadt

Wiesbaden_o

Dort, wo der Rhein sich, westwärts fließend, neigt,
liegst du am rechten Ufer, meine Stadt.
Hast hoch dich hier am Taunushang verzweigt,
wo grüner Mischwald dich geborgen hat.

Du blickst nach Süden, und der Sonne Licht
lässt dich, Wiesbaden, hell und warm erglänzen.
Von Nordens Nizza da so mancher spricht,
die Pracht der Bauten darf dies Bild ergänzen.

Bereits dem alten Rom warst du bekannt;
sie schätzten damals deine heißen Thermen,
die heute noch, als Kochbrunnen benannt,
aus vielen Quellen sprudeln, heilen, wärmen.

Zu Kaiser Wilhelms Zeiten weltberühmt,
locktest du gut Betuchte, hier zu kuren.
Noch immer zeugen Villen unverblümt
von Fin de Siècles Flair, auch Parks und Fluren.

Zwei Kriege lehrten Leid, Not und Verzicht.
Doch Historismus Bauten blieben dir erhalten,
verleihen dir noch immer ein Gesicht,
wo Altes im Modernen zeichnet Falten.

Geboren hier,und nah dem Fluss, den Feldern,
die Kindheit, Jugend schön erlebt, die Stadt,
die frei uns spielen ließ in lichten Wäldern,
auf Pfaden, die Natur gestaltet hat.

Dies alles ist mir heut‘ noch lieb vertraut,
fühl‘ mich hier wohl, zum Wohnen eingeladen.
Bin weit gereist und habe viel erschaut,
doch Heimat bleibst du immer mir, Wiesbaden!

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017