Des Winterkönigs frostiges Geleit
bannt muntre Bäche,Teiche, Flusses Hafen.
Wohin man schaut, zeigt er ein eisig‘ Kleid,
sogar der See scheint still und stumm zu schlafen.
Noch unlängst zierte rieselnd hier der Schnee
die Büsche, Bäume,Hecken, Felder, Wiesen,
als wolle zärtlich eine gute Fee
der Erde den Dornröschenschlaf versüßen.
Doch noch befolgt der Frost harsch Winters Zeit,
bis März muss auch der Frühlingsprinz hier darben.
Dann aber ist er flugs dazu bereit,
ins Land zu ziehen, hissend seine Farben.
Und wir begrüßen ihn in seiner Milde,
wenn Vögel singen hell im Blütenbilde.
Wie schön ist es, in einem Land zu leben,
das täglich zeigt die Vielfalt der Natur,
im Jahreszeitenwechsel dies Erbeben,
Veränderungen zeichnen sanfte Spur.
Ja jede Jahreszeit hat eigne Klänge,
so auch Gerüche, die dir wohl vertraut,
wie sich die Luft anfühlt, des Winds Gesänge,
des Sonnenbogens Höhe, die erschaut.
Da wandeln sich der Weltenbühne Bilder.
Nach kaltem, weißem Winter darfst du sehen
und fühlen, wie im Frühling, der nun milder,
fast paradiesisch, Blüten neu entstehen.
Dem zarten Lenz folgt Sommers pralles Leben.
Das Land, es flimmert in der Hitze Glut.
Jedoch in Sternennächten möcht’ man schweben,
auch tut am Tag ein Bad im See so gut.
Und kommt der Herbst, schenkt Früchte, Drachenspiele,
ein Farbenfeuerwerk er wild entfacht;
lässt uns des Lebens Schönheit nah erfühlen,
bevor Natur ruht sanft in Nebelnacht.
Wir fahren mit im Kreislauf dieses Lebens,
sind wache Zeugen einer Schöpfungsmacht,
die Werden und Vergehen nicht vergebens
lässt leben, leuchten auf in All und Nacht.
Im Frühling, Mai, dein zartes Lächeln,
im Sommergrün ein Lichtgetränk,
noch im September mildes Fächeln
und golden nun dies Herbstgeschenk!
So lieblich grüßt du uns Wiesbaden,
du Stadt, am Taunushang verzweigt,
magst Gäste gern, sie einzuladen
gelobt der Rhein, sich westwärts neigt.
Jetzt strahlen alle Berge, Hänge;
ein Indian Summer lädt uns ein.
Noch zeigt sich hier nicht Nebels Enge,
Blauhimmeltage, klar und rein!
Da mag man gern im Freien weilen
in Park und Garten, Wald und Feld,
des Historismus Kunst zeigt Zeilen,
er und Natur verschönt die Welt.
Meist ist der Winter uns gewogen,
zeigt sich nur kurz mit Frost und Schnee.
Die Vögel, die nicht südwärts zogen,
sie zwitschern früh schon in der Höh‘.
Doch auch der Sportsfreund muss nicht darben,
mit Loipen lädt die Platte ein,
zeigt sich in weißen Winterfarben,
ermöglicht rodeln, Skifahr’n fein.
Ich spür des Herbstes Hand an meinen Wangen,
obschon des späten Sommers Feuer glüht,
im Garten Sonnenblumen, Rosen prangen
und weithin noch die Glockenheide blüht.
Die Nacht wird kühler, und die Nebelweben
verhüllen hier den Morgen, dicht ergraut,
bis Sonnenstrahlen hindern dies Bestreben:
Ein licht‘ Erhellen, und der Tag erblaut.
Es darf die Landschaft warm im Gold erglänzen,
der Büsche, Bäume Indian-Summer-Schein.
Doch bald lässt dann der Herbst in Farbentänzen
die Blätter Spiel der Wirbelwinde sein.
Auf Wiesen künden an die Herbstzeitlosen,
der dritten Jahreszeit Beginnen, Tosen.
(Damals ein kleiner,launiger Rückblick auf die Schulzeit,Anleihen in der Form bei Schiller, Rilke,Hofmannsthal und Heine sind natürlich rein zufällig )
😉
Fest gemauert,grau und klotzig
steht ein Haus am Autostrand,
innen freundlich, außen trotzig,
Schul‘ nach Elly Heuss benannt.
Und Kinder ziehen ein an Hand von Müttern.
Die von nichts wissen,
kommen wohl, um was zu lernen.
Sextaner, Bienensummen hinter Gittern,
an Lehrers Lippen achtzig Augensterne.
Die Schule wird zum spielenden Ereignis.
In Pausen zeigen’s Quinten und Terzinen –
Quartaner-Trusts,ein böser, kleiner Löwe geht mit ihnen,
und halb und jährlich gibt’s ein Zeugnis.
Bald fangen Oberterzen an
ihr teen zu agen und zu tanzen,
und mancher Lehrer schaut besorgt
auf diese „ kleinen Pflanzen“.
Jedoch in der Sekunda dann
gibt es dafür ’nen Namen.
Feierlich von nun und an
Nennt man sie „Sie“ und „Damen“.
Doch bleibt ein lieber Restbestand,
heißt es doch Ruth und Marlies.
Die Kunstversion erfolgt sogar
„ pluralis majestatis“.
Und dann:
Und du weißt nicht, was soll das bedeuten,
die Untersekunda vergeht,
verlassen von „mittleren Reifen“
ein kleiner Rest nur noch steht.
Doch nun lernst recht schnell du begreifen
trotz Teilung, Spaltung, Verzweignis
irgendwie ist Schule Ereignis
und nur Form
halb und jährlich das Zeugnis.
Die eine vertieft sich in Bio,
Französisch, Deutsch, Geografie,
der andern wird’s klar, dass sie
ein verhindertes Künstlergenie.
Und manche mögen Cäsar,
nebenbei auf Grund des Lateins.
Andre haben was gegen Kriege,
zumal in der Nähe des Rheins.
Doch ein jeder gräbt nach den Quellen
mit seinem Schülerwarum.
Die Antwort auf seine Fragen:
Er erkennt:“ Mensch, du bist dumm.“
Plötzlich sitzt du erster Klasse,
Primanerin fertig für’s Abitur.
Du denkst: „ Noch viel Zeit!“
Doch bald ist’s so weit
und du wunderst dich nur;
gehst dann in die Prüfung,
etwas ängstlich und steif.
Doch schnell ist’s herum,
und nun bist du reif.
Und Reife ziehen aus der Schule,
die von nichts wissen,ziehen aus,
wohl um zu lernen…
Der Sommer herzt zum Abschied goldne Garben,
und Trauben lagern letzte Süße ein.
Die Kraniche auf Stoppelfeldern warben
bereits zum Zug in Südens warmen Schein.
Schon flüstert Herbst im Laub der Rosskastanien,
obwohl die Frucht noch ruht im Stachelbett,
und statt des roten Feuers der Geranien
hier Astern zieren manches Fensterbrett.
Noch mag es uns die Sonne heiß verschweigen,
dass Herbst schon vorgefühlt mit Nebelmatt,
bevor er dann im Indian-Summer-Reigen
so farbenfroh bemalt die Flur der Stadt.
Und der September schenkt uns licht und mild
Spätsommer,Frühherbst schön vereint im Bild.
Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den Augen vieler Menschen.
Klage einer Mutter
Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.
Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.
Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“
Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.
Vereinzelt baumeln welke Blüten-Blätter
an kleinem Apfelrund, das wächst mit Macht,
dort wo noch unlängst hier bei Brautschau-Wetter
die Zweige zierte weiße, zarte Pracht.
So schnell verläuft dies‘ Blühen, Wachsen, Reifen
und auch Vergehen, eilt mit Jahres Zeit!
Es lehrt dich sehen, lässt dich wohl begreifen,
dass auch dein Leben findet dies‘ Geleit.
Ein stetes Wandeln zeigt sich da auf Erden.
Sogar den Stein erfasst’s, nicht nur das Leben.
Was heut‘ vergeht, weicht einem neuen Werden,
das zur Vollendung wiederum mag streben.
Und dennoch mischt sich Wehmut mir ins Bild,
wenn etwas Schönes endet, ist erfüllt.
Vielfältig, schön ist das Antlitz der Erde,
hell erscheinend im Glanze des Lichts.
Jeder Strahl, der in Farben sich bricht,
enthüllt es mit Zaubergebärde,
dies liebliche Leben und Werden,
das im Dunkel als Hoffnung noch spricht.
Vielfältig, schön sind die Klänge der Erde,
leise ertönend, tiefbrausend,laut.
Jedes Lied, das erklingt, zart vertraut,
entkleidet mit Geigergebärde
die Seele der stummen Beschwerde,
Harmonie wird in Liebe erschaut.
Vielfältig, schön sind die Düfte der Erde,
herb und würzig, süß, lieblich und mild.
Jede Blüte, sich öffnend, erfüllt,
weithin duftend, die Wiesenmeere,
und die Bäume, Kräuter und Ähren
verströmen sich zärtlich und wild
in der Erde betörendem Bild.