Archive for the Category Nachdenkliches

 
 

Mensch und Kunst

Wird, was gewesen, irgendwo noch bleiben,
die Worte, Klänge und der Farben Licht?
Wer wird es lesen, was die Dichter schreiben,
wenn Alltags Enge fordert harte Pflicht?

Wird alles enden, sinken ins Vergessen,
verblassen Schönes, sanftes Morgenrot?
Wird Härte blenden und das Leben messen,
beschließen jenes, was nur nutzt in Not?

Sie werden’s wenden, jene, die da lieben,
andächtig lauschen, wenn Musik erklingt,
auch Freude spenden, sich in Künsten üben
und auszutauschen, wenn die Seele schwingt!

Solange Menschen sind auf dieser Erde,
gehört auch ihre Kunst zum „ stirb und werde!“

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frage

So vieles scheint mir fremd,
kann es kaum fassen,
dass noch herrscht ungehemmt
dies‘ harte Hassen.

Es ist der Mensch fragil,
ein schwindlig‘ Wesen.
Nur Liebe führt zum Ziel,
lässt ihn genesen.

Wann sieht er endlich klar,
erkennt, dass Leben
geschenkt und wunderbar
uns ist gegeben?

© Ingrid Herta Drewing,2015

Helfen

Ach, dieses Wörterverwursten,
Pfeifen im Keller, im Wald,
keinem, der jäh am Verdursten,
gab das je Hoffnung und Halt.

Das Traumgesäusel am Tage,
Honiggeschmiere am Mund,
mindert nicht Leid, noch Klage
tut nur Befindlichkeit kund.

Jenen, die mit Kopf und Händen
helfen hier, sich bringen ein,
gilt es, sich nun zuzuwenden,
brechen gemeinsam den Stein.

Nicht nur das Wort, sondern Taten
mögen wohl bessern die Welt.
Helfen, begleitend das Raten,
vieles zum Guten bestellt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Schwacher Trost

Vor verschlossenen Türen
stehen bescheiden die Kleinen,
müssen leiden und spüren,
keiner hilft, und sie führen
ein Leben zwischen den Steinen.

Wachsam lauern die Andern
hinter Gardinen und Fenstern,
wollen, dass jene wandern,
nicht vor dem Haus salbandern,
sehen in ihnen Gespenster.

Fürchten um Leib, Gut und Geld,
Angst, auch in Armut zu weilen,
die überall in der Welt
drastisch nach oben nun schnellt.
Sie wollen Habe nicht teilen.

Mammon mehrt sich bei Reichen,
weil Arme die Arbeit ja tun.
Man geht auch über Leichen,
stellt in der Ferne Weichen,
um sich luxuriös auszuruhn.

Doch nach dem Tod gebettet,
erwartet auch sie nur die Gruft.
Der Tod, der ebnet, glättet,
nichts wird rüber gerettet,
vorbei alle irdische Kluft!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Fernstenliebe

Du sagst, die Welt halte den Atem an,
meinst, dass sie nicht in Mitleid nur verweile,
sondern auch tue, was sie geben kann?

Jedoch der Katastrophen Folge, Eile,
die Sensationen machen Fühlen stumpf.
Der Mensch gewöhnt sich an den Schlag der Zeile.

Wie bald erinnert er sich nur noch dumpf,
dass in der Ferne irgendwer gelitten,
weil irgendetwas furchtbar spielte Trumpf.

Aktiv wird wohl der Mensch erst, wenn inmitten
der eignen kleinen Welt die Not sich zeigt.
Ansonsten, weiß er kühl und klar zu splitten.

Ja, Welt hält kurz den Atem an, dann schweigt
der Altruismus, hält die Tat zurück.
Durch täglich neue Schreckensnachricht neigt
man fast dazu, zu wähnen ein Geschick.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Klima-Gipfel

Die Trockenheit und Wüsten wandern;flutend
fällt andern Ortes Wasser tötend ein.
Der Klimawandel, den man, falsch vermutend,
missachtete, ließ taub, unwirksam sein,
holt offenbar uns nun in Stürmen ein.

So mancher hier mit Ironie begrüßte,
dass ihm sei Wärmezuwachs da beschert.
Doch was ein Sommer-Leben mal versüßte,
hat längst in Unwettern die Freud’ verwehrt
und ganze Landstriche im Nu zerstört.

Uns wecken immer erst die Katastrophen,
sie nehmen die Verblendung kurz zurück.
Zum Klimagipfel wird erneut gerufen,
Nachhaltigkeit soll rücken in den Blick,
der Treibhausgase Kurve führ’n zum Knick.

Ich hoff’, Vernunft verleiht jetzt klaren Kick!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Ringeltaubenbild

In jedem Sommer thront auf der Antenne
dies‘ Tauben-Pärchen still im Abendlicht,
als gönne es sich letzter Sonne Sicht,
bevor der Tag errötend sich mag trennen,
und Nacht im Sternenmantel folgt der Pflicht.

Auch ihre kleinen Ringeltaubenkinder
dort sitzen beieinander, traulich dicht.
Gewitter, Regen, Stürme stören nicht,
gemeinsam Lebens Unbill so zu mindern;
kein Eigennutz hier fordert den Verzicht.

Ein Sinnbild mir, verheißt es doch den Frieden,
den Menschen andern Menschen oft verwehren,
weil Hochmut, Habgier, Hass die Einsicht stören,
dass uns nur Liebe, Menschlichkeit hienieden
auf Dauer können irdisch‘ Glück bescheren.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Gegen den Nationalismus

Als hätte es die Kriege nie gegeben,
da man auf Nationales nur gebaut,
zeigt jetzt Europa wieder dieses Streben,
im Wahn, zu retten so die eig’ne Haut.

Statt Missstände gemeinsam zu verändern,
sucht man den Sündenbock,lädt auf ihn Schuld.
Der Fremdenhass wird laut geschürt;an Rändern
der Hoffnungslosigkeit fehlt die Geduld.

Lasst ändern uns gemeinsam Fehl-Strukturen
und sorgen so für aller Wohlergehen!
Dreht nicht um hundert Jahr‘ zurück die Uhren,
wir wollen Krieges Leid hier nie mehr sehen!

Drum folgt nicht falschem Ruf der Rattenfänger!
Vereint in Vielfalt hier, währt Leben länger!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Erkenntnis

Von Fernweh trunken in den Jugendjahren,
zog’s mich hinaus in eine fremde Welt.
Ich glaubte, nur so könnte ich erfahren,
erkennen meinen Weg im Wandelbaren,
was mich im Leben wach und wissend hält.

Es wuchs die Demut wohl; ich durfte schauen,
wie Gottes Schöpfung ist in Vielfalt schön
und lernte, ein Gesicht zu lesen, trauen
nicht jener Scheinwelt, wo die eitlen Pfauen
so selbstverliebt in Spiegeln sich besehn.

Doch weiß ich heute wohl, nicht nur die Ferne
ermöglicht der Erkenntnis klaren Blick.
Im Kleinen auch wirkt Zauberglanz der Sterne;
er ist so nah und weist den Pfad dir gerne
zu jenem lichten, uns geschenkten Glück.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Wunsch

Den Morgengruß der Sonne
froh erwidern,
im Einklang mit den Liedern,
die die Vögel singen,
bevor sie,
sanft entfalten ihr Gefieder,
auf leichten Schwingen
in die Lüfte dringen.

So wie die Möwe
auf der Welle schwebt,
um gleich darauf
in Höhen aufzusteigen,
so möchte ich,
wenn sich die Tage neigen,
dem Licht entgegensehen,
das im Geiste lebt.

© Ingrid Herta Drewing, 2008