Archive for the Category Familie

 
 

Zeit der Erinnerung

Des warmen Kerzenlichtes Schimmer
und würzig frischer Tannenduft
erfüllen der Adventszeit Zimmer,
ein Hauch von Zimt streift zart die Luft.

Es wecken diese Wohlgerüche
den Zauber längst vergangner Zeit,
als damals wir in Mutters Küche
zum Plätzchen Backen reingeschneit.

So manches Lied ward da gesungen,
gescherzt, gelacht; beim ersten Schnee
in sel’gem Taumel, ungezwungen
die Schlittenfahrt aus steiler Höh‘.

Kalt waren Hände, rot die Wangen;
erst abends zogen wir nach Haus,
von Mutter liebevoll empfangen,
erquickt mit einem warmen Schmaus.

Erinnerungen: Fern der Plage,
trotz Nachkriegszeit dies‘ Kinderglück,
ein Fest der Freude, Weihnachtstage!
Ich denke gern daran zurück.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Seltsame Überraschung an Heiligabend

Von allen Festen des Jahres ist auch für mich Weihnachten das schönste; das ist seit meiner Kindheit so.Obwohl wir, im Gegensatz zu Kindern von heute, in der Nachkriegszeit wenig an Geschenken zu erwarten hatten, war Heiligabend immer etwas Besonderes.Wir freuten uns, im Kreise der Familie vor dem strahlenden Lichterbaum zu stehen, gemeinsam zu singen und zu schauen, ob wieder eine neue Kugel, ein Glöckchen oder ein Glasvögelchen zu sehen war, das das Christkind uns gebracht hatte, was wir andächtig bewunderten.Die Großen wussten natürlich, dass wir das dem Christkind in Gestalt unseres Vaters zu verdanken hatten, dessen Domäne der Weihnachtsbaum war.Er sparte das ganze Jahr über,um eine kleine Kostbarkeit auf dem Weihnachtsmarkt zu erwerben, die neben den aus Papier geflochtenen, bemalten Sternen die Schönheit des Christbaumes bereicherte.
Weihnachten war bei uns auch immer das Fest der Großfamilie. Da einige der Onkel und Tanten noch keine Kinder hatten und meine Mutter das Herz ihrer Familie war( sie hatte nach dem Tod ihrer Mutter quasi ihre jüngeren Geschwister groß gezogen), feierten sie alle das Fest mit uns.Sie gaben auch dem Christkind schon einmal ein schönes Geschenk für uns mit. Beschert wurde immer erst, wenn alle erwarteten Verwandten da waren.
Das war für uns Kinder stets sehr aufregend, da einige recht spät von der Arbeit kamen; so auch Herta, meine Patentante und jüngste Schwester meiner Mutter, von allen nur Hertelchen genannt.
Sie war die liebste Tante der Welt, gütig und liebevoll.Nie hörten wir ein böses Wort von ihr. Für mich war sie wie eine zweite Mutter. Nachdem sie ihr sechs Monate altes Töchterchen Ursula durch eine schwere Krankheit im Krieg ein halbes Jahr vor meiner Geburt verloren hatte, schenkte sie mir all ihre Liebe.
Meistens kam sie an Heiligabend als letzte. Wenn sie da war, konnte die Bescherung endlich beginnen.

Wolfi, mein kleiner Bruder,hatte vor Aufregung rote Wangen und konnte die Spannung kaum ertragen. Immer wieder spähte er durchs Schlüsselloch ins Weihnachtszimmer, versicherte, er habe das Christkind hin-und herschweben gesehen und gehört, dass ein Glöckchen geläutet habe. Wir müssten nun endlich zum Weihnachtsbaum gehen.Mutter beruhigte ihn dann, so gut es ging, und wir vertrieben uns die Wartezeit, indem wir die Lieder und Gedichte, die wir vortragen wollten,noch einmal übten.Ich spielte Blockflöte, lauerte aber insgeheim,ob ich nicht Hertelchens Schritte oder das Klingeln an der Wohnungstür hörte. Denn wenn sie eintraf, das lehrte die Erfahrung, ließ auch das Christkind nicht mehr lange auf sich warten.
So war es auch an Heiligabend 1951. Endlich läutete es an der Wohnungstür.Ich stürmte vor, um die geliebte Tante zu empfangen, öffnete freudig die Tür,blieb aber plötzlich, wie zur Salzsäule erstarrt, stehen.Blass vor Schreck musste ich die Umarmung, besser gesagt Umpfotung, einer riesigen, gelbbraunen Dogge ertragen. Sie hatte die Vorderbeine über meine Schultern gelegt und leckte mich mit ihrer langen Zunge im ganzen Gesicht ab.Was das Tier wohl als Liebesbeweis ansah, war für mich ein Schock;statt meine geliebte Tante zu herzen, war ich diesem tierischen Überfall ausgesetzt.Zum Glück war diese Dogge ansonsten ungefährlich und gehorchte schnell wieder ihrem Herrn, der sie zur Räson rief.
Dieser Mann war ein Uhrmacher, der Vater, wie versprochen, noch schnell eine reparierte Armbanduhr, das Weihnachtsgeschenk für Mutter,vorbeibrachte. Vater war erleichtert, dass er endlich noch gekommen war. Auch ich erholte mich schnell wieder von der unheimlichen Überraschung, als die erwartete, liebe Tante kam und wir alle gemeinsam einen wunderschönen Heiligabend feierten.
Dennoch muss ich heute manchmal noch an dieses Erlebnis denken, wenn ich eine Dogge sehe, und wechsle dann die Straßenseite.

© Ingrid Herta Drewing

Hertelchens Geburtstag

Heut dein Geburtstag lässt mich an dich denken.
Ich sehe vor mir oft dein lieb’ Gesicht.
Du konntest so viel Herzensgüte schenken,
mein Hertelchen, nein ich vergess’ dich nicht.

So viele Jahre sind ins Land gegangen,
nachdem der Tod mir dich und Mutti nahm,
und noch hält eure Liebe mich umfangen,
die ich so reichlich doch von euch bekam.

Als hätte ich zwei Mütter, ist’s gewesen.
Du warst mir Patin, ich für dich dein Kind;
geschwisterlich habt ihr, ihr lieben Wesen,
gemeinsam jeder Not gewehrt und lind

konnte ich meine Kindheit so erleben.
Ich danke euch für das, was ihr gegeben.

© Ingrid Herta Drewing

Adventsfreude

Wir freuen uns auf traulich schöne Tage,
wenn Tannenduft und warmer Kerzenschein
vertreibt das Grau der kühlen Wintertage;
Advent uns lädt mit neuer Hoffnung ein.

Die Freude auf das Glück wächst im Erwarten.
Wir treffen Menschen, die dem Herzen nah.
Was sonst verwehrten Arbeit, lange Fahrten,
an Weihnachten sind unsre Lieben da.

Gemeinsam feiern wir das Fest der Liebe,
in Christi Namen ist es uns geschenkt;
und alles, was sonst nichtig oder trübe,
verblasst jetzt ganz und wird weit weg gedrängt.

So schenkt Familie in der kalten Zeit
in ihrem trauten Schoß Geborgenheit.

Ingrid Herta Drewing

Der Stammhalter

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Fritz Spätzle, Graf von Sperlingshausen,
geadelt unter Karl dem Krausen,
legt sehr viel Wert auf seinen Adel,
darum sein Sohn sollt’ ohne Tadel
nun auch den Stammbaum weiter führen
und sich in Punkto Nachwuchs rühren.
Zumal man als bedrohte Art
dem Lande immer teurer ward.
Seine Gemahlin, das stand fest,
war aus dem allerfeinsten Nest.
Nur leider war nach einem Jahr
noch immer kein Stammhalter da.

Familienkonferenz sollt’s regeln.
Man glaubt es kaum,
Fritz sprach von Vögeln,
und Gräfin Spatz beteuert sehr,
wie glücklich sie als Oma wär’.
Sie hoff’, dass in des Sohnes Nest
sich bald was Kleines blicken lässt.
Und als besorgte Gräfin Mutter
verweist sie noch auf gutes Futter,
impft auch der Schwiegertochter ein,
sie müsse zart, zugänglich sein,
damit ihr Sohn ,der Flattergeist,
nicht, auswärts zwitschernd, gern verreist.

Das junge Paar, fast fassungslos,
fragt sich, was schwallen die da bloß?
Wann, wie und wo wir Junge kriegen,
das wird sich weisen; froh wir fliegen
gemeinsam tschilpend durch die Welt
und leben so, wie ’s uns gefällt.
Ingrid Herta Drewing

Foto

Ingmar Drewings Zeichnung

Nr.109″Family Tree“

(drewing.de)