Archive for the Category Beziehungen

 
 

Lichtblick

Ein Sonnenstrahl, ein funkelnd’ Licht
dringt ein ins dichte Grau.
Die Hoffnung wächst, und Zuversicht
belebt dich; Kummer, Sorgenschicht
verschwinden sanft wie Tau.

Ein Lächeln und ein liebes Wort,
zur rechten Zeit gesprochen,
ergreifen Herzen, finstrer Ort
erhellt sich, und es schweigt sofort
der Trauervögel Pochen.

Wenn wir einander Liebe schenken,
begegnen mit Respekt
und nicht die Ich-Sucht lassen lenken,
das Los des andern auch bedenken,
wird wahres Glück entdeckt.

© Ingrid Herta Drewing

Werben früher und heute

Liebessonett

Kein Licht ersetzt das Strahlen deiner Augen,
kein Glanz erfreut mich wie dein Lächeln zart.
Kein Blütenstrauß mag mir süß duftend taugen
und keine Rose  deiner Anmut Art.

Kein Meer so wild und weit gleicht meinen Träumen,
wenn ich gebannt dein liebes Bild nur seh’.
Ich pflanzte dir der Sterne Pracht in Bäume
und Rosenbüsche in den kühlen Schnee.

Ich würde für dich meine Schlösser geben
und alles Gold und Silber dir verweben,
wenn ich, ein armer Gaukler, reich auch wär’.

Hier stehe ich vor dir, schenk’ dir mein Leben
und hoffe, dich beglückt mein innig’ Streben.
Komm, reich mir deine Hand, ich lieb’ dich sehr!

Modernes Werben

Ich steh’ auf dich,
du auch auf mich?
Dann komm und lass
hier alles stehen!

Auch ohne Wisch
für dich und mich,
könnten wir doch
zusammen gehen!

© Ingrid Herta Drewing

Ringelgenatzt

Es liebt mein Schatz
des Ringelnatz‘
besondren Satz;
meint, auch ich sollte
ohne Bedenken
aus meinem Ofen
’ne Kachel schenken.

Hätte es gern getan,
hab’ aber Heizung nur,
ganz profan.
So schenk’ ich halt,
weil sie parat,
’ne alte Kachel
aus dem Bad.

Ingrid Herta Drewing

Abschied

Es griff die Nacht dir in dein goldnes Haar,
kein Silbermond ließ glänzend es erstrahlen,
und dein Gesicht so blass, wie ich ’s nie sah,
der Schmerz sich traurig in den Blicken malend.

Auch ich stand stumm, mir zitterte die Hand,
die ich dir reichte; meine Lippen bebten,
als sie dein Kuss noch einmal zärtlich fand,
und unser Atemhauch in Kälte schwebte.

Wir wussten nicht, ob wir uns wieder sehen,
gestohlen ward uns unsre beste Zeit.
Dann rief man dich, du musstest sehr schnell gehen,
und wir erahnten, dieser Weg führt weit.

Noch heute sehe ich im Traum oft dein Gesicht
und deinen Abschiedsblick, ein fernes Licht.

Ingrid Herta Drewing

Urlaubsträume

Wenn Zwei das Gleiche sagen, heißt das nicht,
dass sie darin auch wirklich Gleiches sehen.
Wenn sie die Wünsche nicht zu äußern wagen,
kann leicht das Wort für etwas andres stehen.

Die Sperlings, ein gereiftes Ehepaar,
gemeinsam planen eine Südseereise.
Sie träumt, wie er romantisch, wunderbar
sie dort am Strand umarmt auf liebe Weise.

Er sieht im Schatten sich, das Bier parat,
in einer Hängematte herrlich gammeln.
nichts, niemand treibt ihn, er kann separat
sich so beim Faulenzen mal richtig sammeln.

Jedoch, wenn beide dann gemeinsam reisen,
kann Urlaubslust sich so als Frust erweisen.

Ingrid Herta Drewing

Begegnung

Ich hätte mir der Sonne Gold ins Haar geflochten.
Doch Nacht war, als dein lieber Mund
dem meinen zeigte, dass wir zwei uns mochten;
einander lieben war noch nicht die Stund.

Nur einmal durften wir uns so begegnen,
zwei Wanderer in Einsamkeit.
Wir wussten, Rosen würden uns nicht regnen,
noch trugen wir zu stolz das Dornenkleid.

Und dennoch fiel es schwer, als das Verlassen
uns zwang, getrennt den Weg zu gehen.
Ein letzter Blick, ein zärtliches Umfassen,
wir sollten uns nie wieder sehen.

Ingrid Herta Drewing

Spätherbstnähe

Nun wird der Nachtfrost bald die Blumen töten,
die in der Sonne Licht noch zart erblüht’,
auch wenn die Tage sich des Abends röten,
sind Sommer, Herbstes Feuer schon verglüht.

November wird das Sonnengold verschließen
und spinnt es in den Nebelweben ein.
Im Innenraum die Wärme wir genießen
und richten uns auf sanfte Stille ein.

Beschaulich möchte ich den Tag begehen,
wenn weithin Trübe herrscht und Regen fällt.
Darf ich dann liebe Menschen um mich sehen,
stört mich kein Nebeltag auf dieser Welt.

Erscheint uns vieles doch, wie wir ’s gestalten,
da mag auch tristes Wetter draußen walten.

Ingrid Herta Drewing

Obdachlos

Gestrandet im Meere des Lebens,
als Treibgut geworfen an Land,
das Schwimmen versucht, doch vergebens
gesucht nach der rettenden Hand.

Dort, wo du hofftest zu finden
Verständnis, Liebe und Glück,
hieß man dich nur, zu verschwinden,
verweigerte dir das Zurück.

Als Bettler sieht dich nun die Straße,
bist alt und das Gehen fällt schwer.
Zwar weht dir noch Wind um die Nase,
doch Einsamkeit läuft hinterher.

Du haderst mit Gott, weil dein Leben
so ungnädig, bitter verlief,
siehst auch keine Schutzengel schweben,
nur den Teufel, der stets nach dir rief.

Ein Teufel, ein armer, wie du
jetzt wahrlich auch selbst einer bist.
Du prostest ihm müd’ lächelnd zu,
weil Alkohol Tröster dir ist.

Doch erreicht dich die Heilsarmee
und schenkt dir Wärme und Raum,
die Suppe und heißen Kaffee,
einen kleinen menschlichen Traum.

Ingrid Herta Drewing

Auf der Schaukel ( zu Renoirs Gemälde)

Im Park, dort auf der Schaukel hält sich jene Schöne,

die hier Renoir in ihrem Liebreiz  eingefangen;

ein zarter Frühlingstraum in schillernd hellen Tönen,

ihr Kleid mit Schmetterlingen, Schleifen, blau behangen

Zu ihrer Rechten wir zwei junge Männer sehen.

Der eine scheint ganz fasziniert von ihrem Blick,

kann ihrem Zauber wohl nur zögernd widerstehen,

der andere, am Baum, lehnt lässig sich zurück.

Am Rande dieser Gruppe steht das Kind, ein Mädchen.

Es schaut abwartend, brav den Großen zu,

bemerkt noch nicht, wie fein gesponnen sind die Fädchen,

die hier so glühend schweben in des Sonntags Ruh.

Ingrid Herta Drewing

Trauer um Ulrike

Als sei des Tages klares Licht verschwunden,

ganz plötzlich und für eine lange Zeit;

zu früh hat dich des Lebens Tod gefunden.

Er fragt nicht an, ob man dazu bereit.

Nur schwach der Trost, dass er Erlösung brachte

von Schmerz und körperlichem, schlimmen Weh,

dass ein erfülltes Leben er bedachte

und mit sich führte in der Sterne See.

Dorthin, wo  alle guten Seelen weilen

in Gottes hellem, ewig schönen Licht.

Uns zeigt Erinnerung noch Bilder, Zeilen,

und Trauer liest sie schmerzlich als Verzicht.

Doch wissen wir, so vieles bleibt auf Erden,

was Gutes du getan, das wird bestehen,

begleitet lächelnd noch ein junges Werden,

der Samen, der gesät, wird nicht vergehen.

Ingrid Herta Drewing