Archive for the Category Beziehungen

 
 

Einsames Glück

Einsam lebend in der Stille

höre ich der Tage Klang,

eines Menschenlebens Fülle

strahlt im Schwanen-Abendsang.

Immer noch ein sanftes Sehnen

in der lenzbeglückten Zeit,

alle Sinne schauen Schönes,

das die Erde hält bereit.

Zart keimt auch ein leises Hoffen,

dass dies irdisch’ Glück noch währt;

scheint mir doch der Himmel offen,

wenn das Leben mich betört.

Ingrid Drewing

Vergissmeinnicht

Vergissmeinnicht, du blauer Stern,

der dort am Bach die Wiese ziert,

dein Lächeln grüßt mich schon von fern,

eh sich der Blick im Blau verliert.

Ja, dort, es bleibt mir unvergessen,

hab’ einst im Frühling mit Marie

ich traulich lieb am Bach gesessen.

„Vergiss mein nicht!“, so sagte sie.


„Wenn in der Heimat bist zurück,

die du verlässt für lange Zeit,

ich einen Blütenstrauß dir pflück,

erwart’ dich hier im Festtagskleid.“


Vergissmeinnicht, du blauer Stern,

nun zierst du auch ihr kühles Grab.

Ach, ich würd’ sagen ihr so gern,

dass ich sie nie vergessen hab’.


Ingrid Drewing

Fernbeziehung

Anfang

Ein Vöglein hat es mir gesungen;
so wundersam hat es geklungen,
dass ich verzaubert stehe,
dein liebes Bild nur sehe,
von Liebe ganz durchdrungen .

Ach, wenn ich auch ein Vöglein wäre,
ich flöge über Wald und Meere
wie in dem schönen Liede.
Vor Sehnsucht bin ich müde.
Oh, wenn ich bei dir wäre!

Ende

Hab deine E-Mail heut‘ gelesen,
schreibst, unsre Liebe sei’s gewesen,
entfernt , so ohne Nähe,
auch wenn ich’s anders sähe.
So sei nun mal dein Wesen.

.

Ingrid Drewing

Ikarus

Wo jetzt die bleichen Nebel steigen,
dort vor dem dunklen Eibenbaum,
seh‘ ich dich vor mir lächelnd schweigen ,
verliebt in eines Sommers Traum.

So viele Wünsche, Träume,Pläne
begeisterten dein junges Herz ;
du sagtest : Welt , ich komme , wähne ,
ich fliege glücklich himmelwärts.

Du flogst in hellem Höhenflug
der Sonne leicht entgegen ,
so weit , wie dich dein Segel trug ,
wie Ikarus verwegen .

Die Nachricht , dass dein Segelflug ,
dein Leben sei beendet ,
traf mich ,als sei dies nur ein Trug ,
der scherzend mich geblendet .

Unfassbar ist mir alles noch ,
kann nicht in Tränen klagen ;
steinschwer hält mich dein Tod im Joch
mit vielen stummen Fragen.

Ingrid D

Dazwischen

E in Mensch, ein Mensch,
ein Gegenstand,
ein andrer hält ihn
in der Hand.
Ein Mensch hält Menschen
an der Hand;
die Hand hält
einen Gegenstand.
Es stöhnt in einer Hand,
verbannt,
ein Mensch
nach Luft und Licht
und Raum.
Es lächelt,weint
ein Mensch
im Zaum.
Ingrid Drewing

Mein Wiesbaden

Wo der Rhein sich neigt,
um eine Weile westwärts hinzuströmen,
dort liegst du ,meine Stadt,
am Taunushang verzweigt,
und lässt von Sonne dich verwöhnen.

Du schaust nach Süden,
deine Luft und dein Lächeln sind mild.
Deiner Quellen wärmende Kraft
hat schon viele Leiden gestillt.

Und deine Wiesen und Wälder,
erfüllt von lichtem Grün,
säumen Hügel und Felder,
bewacht von Burgen kühn.

Zwar bist du auch schöne Mondäne,
stolzierst auf der Rue gern im Nerz.
Doch nicht nur im Vorortdirndl
zeigst du ganz offen dein Herz.

Zu musikalischen Festen,
im Mai mit Magnolien im Arm,
empfängst du strahlend Gäste
im Fin de Siècle -Charme.

Auch mich hältst du umfangen
mit deinem Liebesblick.
Wohin ich auch gegangen,
ich sehnte mich zurück.

Ingrid Drewing

Verliebt

Und deine Augen strahlen, Glanz der Liebe,
ein zärtlich Lächeln spielt in deinen Zügen,
als weiltest du in fernen Räumen
und deine Seele tief in Träumen,
die süß und sanft sie in den Himmel wiegen.

Was ich dir sage, dringt nicht zu dir hin,
zwar nickst bejahend du,
doch wird mir wohl bewusst,
in diese Sphären trifft kein Sinn;
dein Herz bewahrt ein Engel in der Brust.

Ich warte, bis dich wieder hat die Erde
und du erwachst aus rosafarb’nem Traum.
Im siebten Himmel sagt’s sich leicht,ich werde…
Doch Liebe leben braucht auch klaren Raum.

Ingrid Drewing