Archive for the Category Phantasie

 
 

Elfennacht

Der Mond erweckt sanft, silberhell
zum Tanz die Glockenblumenwiese.
Aus jedem Glöckchen schlüpft nun schnell
ein Elfenkind, um bei der süßen
Musik der Maienmitternacht
zu singen und zu tanzen sacht.

Die Grillen streichen ihre Geigen,
die Nachtigall ihr Stimmchen schwingt,
und Elfen sammeln sich zum Reigen.
Am Bach geheimnisvoll es klingt.
Die Wassernixen murmeln dort
im Plätscherplausch manch Zauberwort.

Am Waldesrande in den Linden
erwacht ein Rauschen wunderbar.
Es gleitet zart auf milden Winden
heran das Elfenkönigspaar.
Als sie hinab zur Wiese schweben,
Grasharfen süß und leise beben.

Und nun im Mondstrahl, treu begleitet,
gefolgt von lichter Elfenschar,
das holde Paar zum Tanze schreitet,
ein Schimmern, Leuchten, sternenklar.
In Königsblau flugs die Libellen
das Schleppentragen lieb bestellen.

Das jubelt, jauchzet in den Lüften
in dieser Frühlingsnacht im Mai.
Ich lausche, trunken von den Düften,
schaue erstaunt, frag’ mich, was sei.
Noch als ich aus dem Traum erwacht’,
hört‘ ich ein Elfenkind, das lacht.

War all dies nur ein Vollmondscherz?
Doch wer brachte das Lindenherz,
das grün dort liegt auf meinem Kissen?
Ich möchte es so gerne wissen!

Das Lindenblatt, ich werd’ es pressen,
das Traumerlebnis nie vergessen.

© Ingrid Herta Drewing

Wunschtraum

Ach, gäb‘ es die Zeit und mir wüchsen Flügel!
Ich flöge dahin und zöge so weit
hoch über Täler und hellgrüne Hügel,
hielte mich frühlingserglühend bereit.

Ich folgte der frühen Vögel Gesänge,
dürfte ins Ätherblaue mich schwingen,
vergäße dort Sorgen, Kummer und Zwänge,
um mit gefiederten Engeln zu singen.

Ein Wunschtraum nur, im Konjunktiv eben,
und dennoch doch wahr in der Phantasie.
Da dürfen sich Schwache siegend erheben
und schwelgen in Klängen und Harmonie.

Vernunft sagt mir:“ Lass diese Illusionen!“
Doch mein Gefühl meint:“ Darfst auch darin wohnen!“

© Ingrid Herta Drewing,2015

Macht der Phantasie

An manchen Tagen ist’s, als schliefen Stunden,
wenn Regen sich im Einheitsgrau verliert.
Jedoch du trotzt dem, zauberst unumwunden
in deine Räume Licht, das Freud‘ gebiert.

Die Phantasie verleiht dir leichte Schwingen
und trägt dich dorthin, wo das Dunkel weicht.
Der Bilder Farben hier im Hellen singen,
ein Wohlklang der Musik, die dich erreicht.

Da wehrst du allen argen Widrigkeiten;
du fühlst dich frei und schaffst dir deine Welt,
in die dich mag ein goldner Traum geleiten,
der deinem Blick zeigt, was dir gut gefällt.

Auf schwesterlich‘ Geheiß der Phantasie
reicht sanft dir ihre Hand die Poesie.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Himmelsbühne

Auf blauer Himmelsbühne tanzt
in schöner Maskerade
ein weißer Wolken-Mummenschanz,
der Vielgestalt Parade.

Da jagt ein großes Krokodil,
das Maul gezahnt, weit offen,
zwei Schäfchen nach,die (wohl sein Ziel)
als Beute sind betroffen.

Dahinter trottet, massig, grau
die Elefantenherde,
versprechend eine Regenschau,
der man gern folgen werde.

Doch im Tütü, sanft vorn im Wind,
fünf kleine Wölkchen schweben,
als probten Schwanensee sie lind
in ihrem luft’gen Leben.

Bestrahlt von hellem Sonnenlicht
darf hier im Tanze glänzen
ein Wetter-Wolken-Wind-Gedicht,
das Herbst uns will kredenzen.

© Ingrid Herta Drewing,ÜB.2014

Traumhaft

Leg ab den Silbermantel, lösch die Kerzen!
Es wird die Nacht dich sanft ins Dunkel leiten,
dir Balsam hier in Träumen zart bereiten,
und heilen der betrübten Seele Schmerzen.

Das Abschiedslied, des Tages helle Weise ,
verklingt in einer trauten Melodie.
Die Bäume rauschen leise; Harmonie
begleitet dich auf dieser Zauber-Reise.

Da brauchst du kein Gepäck und keine Schuhe,
dir wachsen Flügel, einem Adler gleich
schwebst du hinauf auf goldnen Schwingen,leicht
in Sphären stiller Freude, Licht und Ruhe.

Erblickst die kleine Welt, siehst sie in Frieden;
ein Garten Eden wird erblühn hienieden.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Endlich

In jedem zarten Beginnen
wohnt das Ende; die Zeit
zähmt jeden Flug, und dein Sinnen,
dem träumend doch zu entrinnen,
spannt nur die Flügel weit.

Im Lichte der Illusionen
siehst du den hellen Schein,
würdest gern Himmel bewohnen,
die Schwerkraft für dich entthronen
in deinem kleinen Sein.

Die Phantasie leiht dir Schwingen,
schildert den fremden Stern.
Dein irdisch‘ Los, all die Dinge,
die dir als Tagwerk gelingen,
siehst du, entrückt und fern.

Doch auch dieses kühne Sinnen
kennt das Ende; die Zeit
zähmt jeden Flug, kein Entrinnen,
kannst du auf Dauer gewinnen,
spannst nur die Flügel weit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Ermunterung

Nun, Traum verlassen, graut der Morgen.
Was noch zur Nacht den Sternen nah,
im Dunkel samten schien geborgen,
muss stellen sich des Tages Sorgen,
die bald im Lichte offenbar.

Du kannst der Pflicht dich nicht entziehen;
jedoch dir bleibt die Phantasie.
Sie lässt die Illusionen blühen
und schenkt dem Sehnen ohne Mühen
des Frühlings frohe Melodie.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Morgenstimmung

Es legt die Nacht die dunklen Schleier nieder,
im Osten will ein neuer Tag erwachen.
Allmählich hebt die Sonne ihre Lider,
lässt Morgenröte Feuer sanft entfachen.

Der frühen Sänger muntres Tirilieren
weckt mit dem Licht hier Stadt und Schläfer auf.
Und bald vermischt sich schon ihr Jubilieren
mit Straßenlärm, Verkehr nimmt seinen Lauf.

Der Tag zieht seinen Alltagskittel an,
gefaltet ruht der Traum im Schrein der Nacht.
Nur wer den Luxus Zeit verwalten kann,
hier jetzt im Reich der Phantasie erwacht.

Darf vieles Schöne da im Blick verweben,
und Poesie singt zart ihr Lied vom Leben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Märchenbuch

Das Blütenkränzchen im gelockten Haar,
so tanzt die Märchenfee aus Zauberzeilen
des Buches; lieblich lässt sie dich verweilen
in einer Welt, wo Wunder werden wahr,
verleiht dir Elfenflügel, hinzueilen.

Sanft reicht sie dir die Hand und führt dich fort
in jenes Reich der Wünsche; die Magie
singt die geheimnisvolle Melodie,
und Bilder wachsen aus dem Lesewort,
beflügeln dich und deine Phantasie.

Du folgst dem Helden, fühlst das Drachenfeuer
und freust dich, wenn er mutig kämpfend siegt,
das Böse, das dort droht, ihm unterliegt,
die dunkle Macht der schlimmen Ungeheuer
durch Mut und List dann schließlich wird besiegt.

Erfährst die Stärken des vermeintlich Schwachen,
wie er, den seine Umwelt stets geschmäht,
die Jenseitswelt betritt und dort erspäht
das Zauberwesen, das ihm, ihn bewachend,
die Hilfe gibt, das Glück hinfort ihm sät.

Da wird aus dem Verwandeln ein Erlösen.
Was unrecht war, erzeugte großes Leid,
wird wieder gut; in hellem Strahlenkleid
darf zeigen sich, erlöst, ein menschlich’ Wesen,
von allen Ketten, Zwängen nun befreit.

Du siehst beglückt, es gibt die gute Wende,
und Aschenputtel geht nicht leer mehr aus;
der Prinz führt als Prinzessin sie nach Haus.
Sie reichen sich zum Ehebund die Hände.
Erleichterung, es nimmt ein gutes Ende.

Wie schön, so gehen alle Märchen aus!

© Ingrid Herta Drewing,

Himmelsbühne II

Auf blauer Himmelsbühne tanzt
in schöner Maskerade
ein weißer Wolken-Mummenschanz,
der Vielgestalt Parade.

Da jagt ein großes Krokodil,
das Maul gezahnt, weit offen,
zwei Schäfchen nach,die (wohl sein Ziel)
als Beute sind betroffen.

Dahinter trottet, massig, grau
die Elefantenherde,
versprechend eine Regenschau,
der man gern folgen werde.

Doch im Tütü, sanft vorn im Wind,
fünf kleine Wölkchen schweben,
als probten Schwanensee sie lind
in ihrem luft’gen Leben.

Bestrahlt von hellem Sonnenlicht
darf hier im Tanze glänzen
wohl ein Schön-Wetter-Wind-Gedicht,
das Sommer mag kredenzen.

© Ingrid Herta Drewing,2013