Archive for the Category Satire

 
 

Fake News

Trump im Zoo, liest auf der Infotafel vor dem Kamelgehege:
DAS KAMEL IST EIN TRAMPELTIER
„Fake News“, schimpft er, „der Zoodirektor
wird gefeuert!“.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Rappers Nachtlied

Haltet mich ruhig für ’nen Deppen,
wenn ich jetzt beginn‘ zu rappen,
Worte im Stakkato steppen,
Takte tanzend über Treppen.

Nichts mehr klingend schön verschleppen,
bilderreich was aufzupeppen,
das war gestern, heut mit Mut
stürze ich die Worte-Flut,
wild gewürzt mit etwas Wut,
lass sie prasseln auf euch nieder.

Euch, die ihr so herzig, bieder
nur verkostet schöne Lieder,
soll ins Mark der Schwall da treffen.
Ja, ich sag es immer wieder,
ohne Tiefsinn nachzuäffen,
ich schaff’s, wie ein Hund zu kläffen.

Gangster-Rap ich auch nicht scheue.
Wenn erzürnt ich tob‘ auf ’s Neue,
wird selbst „Fuck you Goethe“ stumm.
Mein Tabu-Bruch treibt selbst treue
Wortbewahrer fluchend um.

Woher ich ’s auch immer hole,
meine Fans und ihr Gejohle
gehen mit beim Rappen ab;
leb davon und nicht zu knapp.
Ja das bringt mir mächtig Kohle,
bin vom Scheitel bis zur Sohle
längst ihr Hero, lach mich schlapp.

© Ingrid Herta Drewing, 05.10.19

Der Löwe am Kranzplatz in Wiesbaden

Es brüllt der Löwe, hebt die Pranke,
grüßt Thomas Virnich* gar zum Danke,
der ihn, als Zierde seiner Macht,
mit hoher Mähne hat bedacht.

Als Wappentier steht er hier frei,
blickt kampfbereit zur Staatskanzlei,
hat die Regierung gut im Blick,
trotz Haares-Bürde im Genick.

Schwarz-grün gefärbt in Positur
grüßte uns jüngst noch die Skulptur.
Doch als ich sie da heut‘ erblickt,
war leicht die Farbgebung ver-rückt.

Mir schien, da spielte irgendwer
hier nah am Kochbrunnen Frisör,
und er verpasste, so mein Wähnen,
der „Löwenmähne“ rote Strähnen,
trug auf dem Löwen, nicht so knapp,
mit Sinter-Farbe auch Make-up.

War’s ahnungslose Kinderhand,
weil man das Tier hier farblos fand?
War’s Sympathie für SPD,
vielleicht Satiriker in Spe?
Mir ist es leider nicht bekannt,
jedoch find‘ ich’s ganz amüsant.

*Der Bildhauer der Skulptur „Löwenmähne“,2008

© Ingrid Herta Drewing,2016

Redensartig

Los komm, hilf mir Haare spalten!
Ganz korrekt und nett
müssen wir uns nicht verhalten,
bohren dünnes Brett!

Lass mit Speck uns Mäuse fangen!
Sonst ist es zu spät,
mitgegangen, mit gehangen
sei da obsolet.

Wen wir auf die Palme bringen,
ist doch ganz egal!
Wes das Brot, des Lied wir singen,
sei’s auch noch so schal!

Weht das Fähnchen mit dem Winde,
macht es uns nichts aus.
Tarnen wir uns als Gesinde
sind wir fein heraus!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Der Frosch im Automobil

Ein Frosch, der wollte Auto fahren;
er schwärmte halt für alles Schnelle.
Und da er noch sehr jung an Jahren,
war er gewiss sich nicht im Klaren,
dass ihm da drohten auch Gefahren
jenseits des Teiches Wasserstelle.

Der Storch fuhr vor, flott im Mercedes,
und lud das grüne Fröschlein ein,
sprach, heut‘ sei man ja nicht per pedes,
mobil sein auf vier Rädern, jedes
Getier in Wiese, Wald versteht es,
möcht‘ gern in seinem Auto sein.

Das Fröschlein ward sehr schnell gewonnen,
sah seinen großen Traum erfüllt,
merkt‘ nicht, welch Netz der Storch gesponnen,
wollt‘ sich in noblem Glanze sonnen
und warf den Ratschlag in die Tonne,
dass Frosch als Storchen-Futter gilt.

Ihr denkt, gleich wurde Frosch gefressen
vom Storch, wie es das Tier halt macht?
Der aber war nicht drauf versessen,
sich nur am Futter zu vergessen.
Er ward gefilmt und durft‘ nichts essen,
war auf sein Image da bedacht.

Erst heimlich nach dem Dreh, genüsslich
gönnt er den Frosch sich dann als Mahl.
Der zappelte und quakte tüchtig.
Jedoch das Leben ist zu flüchtig,
besonders, wenn man autosüchtig,
kann es schnell werden auch zur Qual!

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Strophen-Karriere

Es wähnte eine Strophe,
dass man am Dichter-Hofe
es sehe stets als Pflicht,
zu sprechen im Gedicht.

Sie zeigte dort in Reimen,
wie sie’s verstand zu schleimen.
Doch übersah man sie,
so bar der Poesie.

Da nur der Reime Klappern
verkleisterten ihr Plappern,
fast ohne Bild und Klang,
war’s kaum ein Wortgesang.

Ein Rapper, wild im Fluchen,
fand sie bei seinem Suchen.
So ist sie ungeniert
zum Schlagerstar mutiert.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Schafsflucht

Wenn die Hirten ihren Schafen,
während diese sorglos schlafen,
heimlich nachts die Wolle rauben,
dann geschieht’s in gutem Glauben
an die eigne Herrlichkeit,
denn man fühlt sich als geweiht,
fast schon selbst als Heiligkeit.

Doch wenn Schäfchen dann entscheiden,
lieber ohne Hirt zu weiden
und fortan in großer Schar
meiden Kirche und Altar,
weil dem Klerus sie nicht trauen,
sehen nur des Reichtums Klauen,
ist ’s mit Bischofs Herrlichkeit
nicht mehr weit.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Wehret den Anfängen!

(Zur Bücherverbrennung am 10.Mai 1933)

Ach, was waren sie so fleißig!
Neuzehnhundertdreiunddreißig
hat man hier in diesem Land,
von Studenten inszeniert,
sich vom Menschsein suspendiert
und in Häme kurzerhand
Zehntausend Werke wüst verbrannt.

Glaubten der Kultur zu dienen,
kleine Geister, freche Mienen
hier in diesem deutschen Land.
Suttners Buch” Die Waffen nieder”
war den Kriegstreibern zuwider.
Dass Remarques Einfluss schwand,
auch Kästners, Bücher man verbrannt‘.

Kurt Tucholsky, Mann und Heine,
Marx und Freud, viel Schriften,feine
warf man schnöde hier im Land
vor den Universitäten
in die Flammen; Hass hier säten
Nazi-Jubler;es verband
sie nur Wahn und Unverstand.

Fast prophetisch Heines Worte,
dass man wohl an solchem Orte,
werde in besagtem Land,
wo man Bücher erst verbrenne,
sodann Menschen auch verbrennen.
Und furchtbar zeigt ’s, heut‘ wahr erkannt,
des Holocaustes Todeshand.

Nicht nur im Maien Dreiunddreißig
in Deutschland waren Nazis fleißig!

© Ingrid Herta Drewing,2013

So nette Natur

Mit zuckersüßen Worten mild umfächelnd,
in lieblich‘ feinen Klängen zart umschrieben,
hab‘ ich Natur in lyrischem Verlieben
poetisch in den Tod getrieben,lächelnd.

Sollt‘ besser sachlich ihrem Bild begegnen,
es lassen, sie romantisch anzuschmachten,
ihre Gesetze, herbe Schönheit achten,
anstatt sie träumend, schwärmend abzusegnen.

Jedoch wenn mich erfasst ihr milder Blick,
mir flüstert zu in ungeahntem Glück,
im Sehnsuchtsklingen tönen tausend Geigen,

weicht jeder gute Vorsatz schnell zurück
und Gänsehaut greift schwiemelnd mein Genick;
da geht’s mir wider die Natur, bin eigen!

© Ingrid Herta Drewing,2013

Zustimmung

(Kommentargedicht zu Bardolinos Satire “ Böse PLagiate“)

Auch ich hab bereits festgestellt,
dass sich meine Lichtgedanken
im Gestrüpp all jener ranken,
die sie vormals unverhohlen
mir schon vor Geburt gestohlen.

Sokrates, Kant, Kleist und Goethe
bringen mich da sehr in Nöte;
überall spricht das Plagiat,
selbst der Weingeist: Nur Verrat!
Was ist das nur für eine Welt? 🙂

© Ingrid Herta Drewing