Archive for Januar 2009

 
 

Blödeleien

Irrtum

Die Henne, kurz gesagt, kurzsichtig,
war unterwegs , fidel, touristisch:
Sie hatte sich ins Bad verirrt,
sah einen Hahn, begann den Flirt.
Jedoch der silbrige Geselle
rührte sich nicht von seiner Stelle.
das hat die Henne sehr verwirrt.
So was passiert, wenn man sich irrt.

Der Hai

Ich kannte ‚mal einen Hai,
der las so gerne Karl May.
Doch bei Winnetou
fiel ein Auge ihm zu.
Offen war jetzt nur noch eins;
mit dem las er froh dann Karl-Heinz.

Stuss

Als die Muse mich geküsst,
war ich wie von Sinnen,
dachte ,dass ich träume,müsst
dichtend neu beginnen.

Doch ich merkte schnell,der Kuss
war von kurzer Dauer.
was ich schrieb ,war alles Stuss.
herzlich grüßt Ka Lauer.

Ingrid Drewing


Winterszeit

Der Winter schreibt Erbarmen
nur eisig auf die Wand,
und gibt sodann den Armen
das Schneetuch als Gewand.

Aus Tränen wirkt er Perlen
und zaubert silberweiß
am Bach den grauen Erlen
den Wurzelschuh aus Eis.

Den See lässt er erstarren,
ihm raubend seinen Spiegel;
nun muss er starr verharren,
der sonst gern aufgewiegelt.

Im Wald die stolzen Tannen,
sie knacken laut im Frost.
das Rotwild zieht von dannen,
findet nur schmale Kost.

Der Mensch,gut eingerichtet,
erträgt die Winterszeit,
ist er doch unterrichtet,
dass Frühling steht bereit.

Ingrid Drewing

Frühlingserwartung

Kalt noch liegt des Winters Hand
auf dem kargen, stillen Land ,
beherrschend rau die Räume.

Doch süße, zarte Träume,
sie sprießen, drängen hin zum Licht,
das,wachsend,leis von Hoffnung spricht,
sanft flüsternd in den Bäumen.

Vorsichtig spähen grüne Spitzen,
die noch im weichen Schneepelz sitzen,
aus welkem Laub sich hebend,
zur Sonne aufwärts strebend.
Sie werden bald im Frühlingsröckchen
lieblich läuten ihre Glöckchen,
erwacht zu neuem Leben.

Ingrid Drewing

Kurzer Traum

Zärtlich klingt ein Lied , und leise
summ ich seine Melodie,
eine wundersame Weise
singt von Glück und Harmonie.

Fliederfarben will’s sich färben,
diese Milde, lieblich , traut ,
ein Tenor im Liebeswerben,
Töne schmelzend,ohrvertraut.

Doch dann dröhnen wilde Bässe,
und der zarte , kurze Traum
löst sich auf in grauer Blässe,
bis er stirbt im stummen Raum.

Ingrid Drewing

Roter Papagei

Es sitzt ein roter Papagei
beschaulich in der Pflanzenecke,
passt gut zum Dschungelkonterfei,
ins Hoffnungsgrüne meiner Hecke.

Was wäre ohne Hoffnung Liebe,
fehlte da nicht das Grün dem Rot?
Komplementär,gemeinsam übe ,
harmonisch rudernd,man im Boot.

Ergänzt sich gut auch, was verschieden,
wenn es Berührungspunkte gibt;
und manche , die sich erst gemieden,
haben einander sehr geliebt.

Der kleine , rote Papagei,
er ist aus jenem Stoff zum Träumen,
thront leuchtend in den Drachenbäumen,
erhellt das Alltagseinerlei.

Ingrid Drewing

Frühlingsgruß

Als hätten Frühlingsstimmen
zart gesungen
und milder Hauch aus Süd
die Luft durchdrungen,
so war mir heute,
als ich durch den Park gegangen.

Am Weidenbaum vorbei
mein Weg mich führte,
wo erste Kätzchen schon
aus Knospen drangen
und mich
ein sanftes Schauern rührte,
vom Mittagssonnenlicht umfangen .
Ein lieber Gruß,
den Herz und Wange spürten
.

Der Frühlingston,
der lange nachgeklungen,
ließ leise ahnen,
Winters Macht ist bald bezwungen.

Ingrid Drewing

Im Vorgarten

Ein filigranes Weihnachtsherz
hängt golden dort noch in den Zweigen

der kleinen Tanne; sie verschmerzt
der Christtagsfreude hellen Reigen.

Ich mag den Schmuck noch nicht entfernen,
glänzt er doch gar zu schön.
sonst ist’s hier grau, denn auch die Sterne
kann man jetzt nachts nicht sehn.

Ein Weilchen werd‘ ich es belassen
und mich daran erfreun;
dann schütze ich ’s vor dem Verblassen
in der Erinnerung Schrein.

Ingrid Drewing

Sehnsuchtsmalerei

Im blauen Schnee geboren,
gewiegt im Wintertraum,
schien alles dir verloren,
was fern der Berge Raum.

Doch konntest du dein Sehnen,
so farbig wie den Sinn,
an Jugendträume lehnen,
maltest dein Schauen hin.

Die Heimat, die verlassen,
vertrieben du im Krieg ,
sie musste nie verblassen.
Gemalt hat sie gesiegt.

Ingrid Drewing

Tierisches

Muscheln

Im Meere lagen mies die Muscheln.
Sie hatten wieder fies zu tuscheln
über Austern ,deren Kerle,
die seien aus nur auf die Perle.
Doch weil Muscheln meistens nuscheln,
hört ja niemand , was sie tuscheln.

Fliegen

Zwei Fliegen saßen ganz verdutzt
auf einem Tisch, der frisch geputzt.
War er doch grade noch verschmutzt
mit Mus, das sie so gern verputzt.

Warum heißen Fliegen Fliegen,
da sie doch auch sitzen, liegen ?
Wäre es nicht auch spitze,
man nennt die Fliege „Sitze“?

Ingrid Drewing

Frühlingsgewissheit

Die Erde traurig , blassgesichtig,
im Nebelschleier blickt nur matt;
den Schneepelz hat der Tauwind,flüchtig,
ihr kühn geraubt, des Winters satt.

Und ihre goldne Herbstesrobe,
verwirkt, schwarzbraun sie welk umweht.
Es fehlt ihr wirklich an Garderobe,
im Bettelkleid sie vor uns steht.

Jedoch , sie gibt sich nicht geschlagen.
Schon regt sich ihre Knospenkraft.
Wird sie doch bald an klaren Tagen
uns zeigen , was sie wirkend schafft.

Dort, wo jetzt Gräser stumm vergehen,
die Bäume schwarz ins Graue greifen ,
wird sie in lindem Grün erstehen
und strahlend in den Himmel sehen
im Frühlingskleid mit Blütenschleifen.

Ingrid Drewing