Archive for September 2009

 
 

Abschied

Und fahlgelb schien uns der Septembermond,

als du gemeinsam mit dem Sommer gingst.

Dein Abschiedskuss, noch liebevoll betont,

und doch dies Fremdeln, als du mich umfingst.


Du warst zwar hier und dennoch schon gegangen.

Dein Blick, verlegen, wich dem meinen aus.

Darum verbarg ich sorgsam mein Verlangen

und folgte dir noch traurig vor das Haus.


Wer weiß, wohin die Liebe müde ging;

warum wir sie nicht bergen konnten,

obwohl sie einstmals uns so lieb umfing,

als glücklich wir in ihrem Glanz uns sonnten?

Ingrid Drewing

Einbrecher

Ein regennasser Abend, so triste wie Brigittes Stimmung. Müde und abgespannt betrat sie das Treppenhaus des vierstöckigen Mietshauses, in dem sie wohnte.
Noch den Briefkasten leeren und dann schnell nach Hause , duschen, etwas essen, die Beine hochlegen , entspannen und noch ein bisschen lesen.
Langsam trottete sie die Treppen hoch zu ihrer kleinen Wohnung.
Na ,wundervoll! Die Birne war mal wieder hin, jetzt durfte sie im Dunkeln zu ihrer Wohnung hinauf steigen.Aber was war denn das? Ihre Wohnungstür war einen Spalt breit geöffnet. Irgendwer musste da unerlaubt eingedrungen sein.Und ihre schwerhörigen Nachbarn hatten natürlich nichts davon bemerkt.Aber Einbrecher, bei ihr? Als ob es da etwas zu holen gäbe! Nun vielleicht haben die mir ja etwas mitgebracht, sagte sie sich leicht sarkastisch.
Was sollte sie machen, in die Wohnung gehen und nachschauen oder gleich die Polizei anrufen? Man konnte ja heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Dennoch öffnete sie die Tür weit und schlich hinein. Um sich nicht zu verraten, ließ sie das Flurlicht ausgeschaltet. Im Wohnzimmer brannte Licht, es schimmerte unter der Türe durch. Der Einbrecher war also noch da. Nein, es waren offenbar zwei. Sie hörte, wie der eine laut sagte: “ Los, beeil dich, sieh zu, dass du die Schmuckschatulle bald findest! Sie kann jeden Augenblick kommen, und dann hetzt sie die Bullen auf uns.“ Sie ist schon da, Jungs, und von wegen Schmuckschatulle, da könnt ihr lange suchen! Mein bisschen Modeschmuck ist in der alten Kaffeetasse im Küchenschrank. Wie waren diese dämlichen Diebe nur darauf gekommen, ausgerechnet bei ihr einzubrechen? Aber sie musste dennoch vorsichtig sein, dass sie nicht entdeckt wurde. Es waren schon Menschen für weniger umgebracht worden.Als sie sich gerade wieder ins Treppenhaus begeben wollte, um mit ihrem Handy die Polizei anzurufen, öffnete sich die Wohnzimmertür. Eine Sekunde lang stand sie steif vor Schreck da, aber dann versteckte sie sich schnell hinter der geöffneten Tür. Da hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Nachbarin: „Mensch, Peter, du hast schon wieder mal vergessen die Wohnungstür zu schließen, als du den Wasserkasten nach oben gebracht hast. Da kann uns ja jeder überfallen. Und alles nur, weil du nicht schnell genug zu deinem Fernsehkrimi kommen kannst!“ Erleichtert trat Brigitte hinter der Tür hervor, wollte erklären, was geschehen war, als Frau Sorge, die sie im Dunkeln nicht erkannt hatte, laut aufschrie und dann ohnmächtig auf dem Veloursläufer zusammensackte. Herr Sorge fand sie erst, als Brigitte schon damit beschäftigt war, seine Frau in die stabile Seitenlage zu bringen, sie auf die Wange patschte und laut bei ihrem Namen rief. Er war sehr von ihrer Hilfe angetan und bedankte sich dafür, dass sie so schnell herbeigeeilt sei, um zu helfen. Denn er war so sehr in den Fernsehkrimi vertieft gewesen, dass er den Schrei seiner Frau erst sehr spät registriert hatte.Glücklicherweise erholte sich Frau Sorge sehr schnell wieder von dem Schock. Und als Brigitte ihr Missverständnis aufgeklärt hatte, dass sie im Dunkeln, wohl auch weil sie so müde war, die Wohnung verwechselt hatte, konnten sie sogar über den vermeintlichen Einbrecher lachen.

Ingrid Drewing

Lieben

Die Liebe schenkt uns erst das Leben,

Erfüllung und Geborgenheit,

der Freude helles Glück,

den Hort, das Ziel nach langem Streben

der Sehnsucht nun Zufriedenheit,

des Lächelns Augenblick.


Doch Lieben heißt auch Leid ertragen,

denn das, was glücklich sein uns lässt,

macht so verwundbar auch.

Loslassen können ohne Klagen;

das Liebste hält man zu gern fest,

weil unser Herz es braucht.

Ingrid Drewing

Herbstfest

Noch blüht der Klee im Grün der Wiesen
und Gänseblümchens Sterngesicht
blickt freundlich, scheint uns zu begrüßen,
obwohl bereits der Herbst besticht.

Rotgelb färbt er der Bäume Blätter,
ist Gast im Hagebuttenstrauch,
begegnet uns mit Regenwetter,
doch Sonnengold verströmt er auch.

Dem Eichhorn hilft er Nüsse suchen
für einen langen Wintertraum,
verstreut die Eckern unter Buchen,
verweilt auch im Kastanienbaum.

Die Früchte, glänzend, braun und rund,
befreit er aus dem Stachelnest.
Das Kind bestaunt beglückt den Fund,
hält ihn als Schatz im Händchen fest.

Den Trauben schenkt er letzte Süße
so er im Sonnenschein erglänzt,
und uns erfreuen Winzers Grüße,
wenn er den Festtagswein kredenzt.

Ingrid Drewing

Nach dem Sommerfest

In einer Reihe,
zusammengeklappt,lehnen
Stühle an Tischen.

Lampions, Girlanden
in verblichenen Farben
hängen nass im Baum.

Blätter fallen sacht
decken die blanken Tische.
Der Herbst ist zu Gast.

Ingrid Drewing

Abendgedanken

Septemberabend, still im Garten

sitz ich, umspielt von lauer Luft,

genieß der Rosen letzten zarten,

betörend süßen Blütenduft.


Wie schwer das Abschiednehmen fällt,

erkennst du jetzt im Herbst des Lebens;

die Sonnenuhren abgestellt,

im Schwelen zündelst du vergebens.


Du musst leb wohl dem Sommer sagen,

der Sonnenbogen tiefer sinkt.

Statt Amselsang der Krähen Klagen

nur krächzend aus den Wipfeln dringt.


Genieß des Herbstes goldne Tage

sein Lied gewiss noch schön erklingt,

wenn auch des Nebels Schleier vage

dich kühlem Winter näher bringt.

Ingrid Drewing

Herbstmittag

Herbsttag im Garten, klares Blau
des Mittags lädt uns ein zu schweigen.
Die Sonne wärmt, die Luft ist lau,
und Blattgold schimmert in den Zweigen.

Nur ab und zu ein Rascheln, leise,
fast flüsternd, aus den Bäumen fällt
die Haselnuss auf ihrer Reise,
bevor das Eichhorn sie behält.

Ingrid Drewing

Herbstspiel

Astern,

kleine, violette

Gesichter im Garten

leuchten strahlend im Sonnenuntergang,

Herbstkinder

Herbstkinder,

fröhlich lachend

auf der Wiese;

ihre bunten Drachen tanzen

himmelwärts

Etwas

bewegt sich

unter dem Laub

neben dem hellen Asternhügel,

Igelglück.

Ingrid Drewing

Herbstfarben

Vom Herbst entflammt erglühen Bäume

und röten ihrer Blätter Gold.

Dies Farbenspiel erfüllt die Räume

in Wäldern, Hecken, Gärten hold.


Im stillen See das Spiegelbild,

der Baumparade Feuerpracht,

die leuchtend hier die Sehnsucht stillt

nach Leben vor der Nebelnacht.


Der Farben Zauber gleicht den Klängen.

Die Seele er zum Klingen bringt,

dass sie in jubelnden Gesängen

sich fröhlich aus dem Dunkel schwingt.

Ingrid Drewing

9-1-1 September

Acht Jahre ist es nun schon her,
ein Tag der Trauer, folgenschwer;
hier brach die“ heile Welt“ entzwei,
und wir als Zeugen warn dabei.

Ins strahlende Septemberblau
Twintowers, Wolkenkratzerbau
ragen mit rußigen Fahnen,
zwei Fackeln zum Himmel mahnen.

Entsetzen starrt aus allen Mienen,
gebannt schaun wir zum Bildschirm hin,
betroffen folgend Zeilenschienen,
entschlüsseln wir der Worte Sinn.

Des Terroranschlags Todesspur,
zwei Jets als Bomben eingesetzt
von Islamisten , die hier stur
im Hass gemordet, aufgehetzt.

3000 Tote sind zu zählen,
und Tausende Verletzte quälen
sich heut‘ noch, krank an Leib und Seel‘;
so mancher, dem das Liebste fehlt.

Gedenkt der Menschen, ihrer Namen,
die sinnlos hier zu Tode kamen,
auch derer, die hernach im Krieg
gefallen für erhofften Sieg!

Wo Hass und Dummheit sich verweben,
zerstören sie das Licht, das Leben.
Der Mensch, wenn er verweilt im Wahn,
bewegt sich auf des Todes Bahn.

Ingrid Drewing