Archive for Oktober 2009

 
 

Fremde Schuhe

In fremden Schuhen viel zu lang gelaufen,

gefolgt dem, der voran dir schritt;

den Kopf verwirrt, Gedanken sorglos kaufend,

schwammst du in jeder Welle mit.


Besinne dich auf deine eignen Gaben!

Es gibt den Weg, der zu dir passt.

Vergiss, was andre dir befohlen haben,

sie sind auf Erden auch nur Gast.


Geschenkt ist dir dies eine, ja dein Leben,

und frei bist du, ein Kind in Gottes Hand.

Sein Segen liegt auf deinem guten Streben,

drum wag es, nimm dein Leben in die Hand!

Ingrid  Herta Drewing

Windworte

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„ Kommt, tanzt mit mir!“, säuselt der Wind,

greift wirbelnd in die Bäume.

„ Erfüll euch jeden Wunsch geschwind,

wir tanzen durch die Räume.


Ihr müsst euch lösen, dieser Baum

darf nicht mehr fest euch halten;

er ist zu schwach, er kann ja kaum

euch noch am Aste halten!“


Die Blätter, untreu, bleiben nicht,

verführt vom wilden Werben,

ziehn mit dem Herbstwind, diesem Wicht,

ins Totentanzverderben.

Ingrid  H. Drewing

Sturmesnacht

feuerstrahl

Tobend braust der Sturm um’s Haus

und lässt die lock’ren Läden klappern

wie aufgeregter Menschen Plappern,

die Mut sich machen, wenn es graust.


Aufflackern Lichter der Laternen,

und heulend pfeift es im Kamin,

die dunklen Wolken vor den Sternen

so rasend schnell vorüber ziehn.


Bedrohlich biegen sich die Bäume,

Gewitter naht, es blitzt und kracht,

vorbei sind Schlaf und sanfte Träume;

das ganze Haus ist aufgewacht.


Schon prasselt Hagel gegen’s Fenster,

und Regen klatscht fest an die Wand.

Es sind Äquinoktialgespenster,

die wüst hier rauschen über Land.


Gar ängstlich nun die Kinder schauen

und flüchten zu den Eltern hin.

Sie finden Schutz in dem Vertrauen,

dass sie bei ihnen sicher sind.


Im Bett der Eltern,dicht zusammen,

gekuschelt, finden sie den Halt;

zwar leuchten Blitze hell wie Flammen,

doch hier im Nest ist’s wohlig bald.


Mag es dort draußen stürmen,wüten,

bald schlafen sie ,geborgen, ein .

Die Eltern werden sie behüten

und stets in ihrer Nähe sein.

Ingrid  H. Drewing

Birke

bibaum

Du grüner Birkenbaum vor meinem Fenster,

du sprichst noch nicht von Herbst und Blätter Fallen,

entwächst des Nebels grauen Nachtgespenstern,

die noch in weißen Schleiern um dich wallen.


Doch deine Krone küsst der Sonne Licht,

und blauer Himmel holt dich in den Tag.

Ich schau dich an und schreibe dies Gedicht,

weil ich dein grünes Sommerlied so mag.

Ingrid  Herta Drewing

Wolken

himmel

Am Himmel Wolkenschiffe ziehen

so strahlend weiß und leicht dahin,

als wollten sie der Zeit entfliehen

in einen Raum, wer weiß, wohin.


So wie sie kommen und verwehen,

scheint mir zu sein des Lebens Lauf,

Aufleuchten, Blühen und Vergehen,

die Erde gibt und nimmt es auf.


Doch ich will glauben, dass mein Leben

und deines, das mir auch so lieb,

darf einst in Gottes Garten schweben

wie diese Wolke, die nicht blieb.

Ingrid  Herta Drewing

Herbsttag

Wie schnell doch heut die Wolken ziehen,

in Scharen ,so wie aufgeregte Schafe eilen,

vor Hunden, wild gehetzt, entfliehen,

die sie laut bellend über Wiesen treiben.

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Nur hin und wieder reicht der Sonne Blick

hindurch, erspäht des Herbstes Malen

und mischt ihm an das Farbenglück

mit ihren warmen, goldnen Strahlen.

Ingrid  Herta Drewing

Igeltag

Nach einer fröstelnd kühlen Nacht

die Sonne wärmend spricht.

Das Igelkind ist nun erwacht

vom streichelwarmen Licht.

igelito

Genüsslich frisst es Katzenfutter,

das wir ihm hingestellt,

zum Tierarzt bringt es unsre Mutter,

dass heil die Igelwelt.

Ingrid  Herta Drewing

Herbsttag

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Heut ist ein Herbsttag, wie ich ihn erträume,

der Himmel blau, die Sonne strahlend hell,

so mittagsstill, nur in den hohen Bäumen

ein Flüstern, das ein sanfter Wind bestellt.


Das alte Haus, im Weinlaub zart errötet,

zeigt seine weiße Stirn und blickt beseelt.

Am Dach ein Dohlenpaar mild krächzend flötet,

schaut nach, ob auch im Neste nichts mehr fehlt.


Ich sinne, schaue, schreibe dort im Garten,

genieße froh der Sonne klares Licht,

denn bald wird hier der Spätherbst starten

und kündigt an als Losung den Verzicht.

Ingrid  Herta Drewing

Herbstwind

Der Herbstwind aus Nordost ist kühl zugegen,

doch Himmelblau beherrscht den klaren Tag.

Es tanzen bunte Blätter auf den Wegen

im Wirbelwind, der ihre Farben mag.


Im Sonnenlicht, das hell im Mittag steht,

heg ich des Gartens letzte Blütenträume,

bevor der Astern Sternenlächeln geht

und Regen peitscht die Blätter von den Bäumen.

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Noch reicht Oktober uns die goldnen Hände,

bevor Novembernebel nah uns graut.

Ein Lebenszyklus nimmt ganz sanft sein Ende.

Im Spiegelbild der Mensch sein Leben schaut.

Ingrid  Herta Drewing

Igelglück

Ein kleiner Igel saß in unsrem Garten

nach kalter Nacht, er wirkte fast erstarrt.

Sein schwarzes Schnäuzchen zitterte, das zarte.

Es hatte ihn der Frost getroffen hart.

Wir bargen ihn in einem warmen Nest,

der Tierarzt wurde tunlichst auch befragt.

Nun liegt der Igel kuschelwarm, schläft fest,

bis dann für ihn ein neuer Frühling tagt.

Ingrid  H. Drewing