Archive for November 2009

 
 

November

Schwarzbefrackte kahle Bäume

stehen nass in den Alleen.

Nebel löscht die Farbenträume

schweigend im Vorübergehn.

krahe

Und die Häuser, müd und leise,

ducken sich im Nebelhauch.

Einsam klingt der Krähen Weise,

überm Dache kriecht der Rauch.

© Ingrid Herta Drewing

Novembernebel

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November herrscht mit trostlosem Gehabe,

die Bäume regennass, schwarz, unbelaubt.

Es trug der Herbst ihr Blattgold welk zu Grabe,

von Wind und Regenpeitschen wild geraubt.


Nun hat der Nebel schon das Tal geschluckt,

im Grau ertrinkt, was vordem farbig blühte.

Die Sonne hinter Wolken weggeduckt;

kein Strahl verrät, wie hell sie gestern glühte.


Das Leben scheint zu schlafen, rührt sich nicht,

und auch kein Krähenruf durchbricht die Stille.

Nur hinter Fenstern glimmt ein schwaches Licht,

verrät wie auch der Rauch des Menschen Wille.

Ingrid Drewing

Herbstfreuden

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Tau auf den Wiesen,

Brillanten funkeln im Licht

dieses Herbstmorgens.


Mittag, Windstille,

rotgolden strahlen Blätter

ins Sonnengesicht.

Ingrid Herta Drewing

Alter Baum

sonnig0-kopie-altbaumDas Jahr geht gar zu schnell zur Neige;

schon steht November nebelmüde da.

Die letzten Blätter klammern sich an ihre Zweige

und zittern fröstelnd , wenn der Raureif nah.


Es fällt so schwer , den Sommer loszulassen ,

die Winde rütteln rau den alten Baum

und rauben ihm an Tagen , regennassen ,

das feuchte Kleid , er wehrt sich kaum .


Sodann der Nebelkrähen große Scharen

bevölkern sein geplündertes Geäst;

er zeigt sich raugereift mit grauen Haaren,

erduldet noch der Vögel lautes Fest.


Es währt nur kurze Zeit , krächzend sie ziehen

hin zu den Feldern an den nahen See.

Den alten Baum erfreut ihr flatternd Fliehen ,

er wartet nun geduldig auf den Schnee.


Bald im Dezember bringt ein sanfter Morgen

den weißen Schneepelz, und zur Nacht

fühlt sich der alte Baum in ihm geborgen ,

gehüllt in weiche Glitzerpracht .


Nun ruht auch er und mag wohl träumen

vom Leben nach der stillen Zeit,

wenn ihm im lichten Frühlingsschäumen

neu wächst ein zartes , grünes Kleid.

Spätherbst-Idylle

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Jetzt kommt die Zeit,

da schätz‘ ich warme Puschen

und heißen Tee, mit Kandis gut gesüßt,

wenn abends schon vermummte Schatten huschen,

und auf den Straßen man nur flüchtig grüßt.


Das warme Nest behaglicher Gefühle

erwartend, eil‘ ich rasch nach Haus,

zieh mit dem dicken Mantel, Schalgewühle,

auch alle Tagessorgen hurtig aus.


Im lauschig warmen Zimmer sitzen, lesen,

leise Musik erklingt, umspielt mein Ohr;

und du in meinem Arm, geliebtes Wesen,

liest mir beglückt aus Rilkes Dichtung vor.

Ingrid  Herta Drewing

Schöne Erde

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Vielfältig, schön ist das Antlitz der Erde,

hell erscheinend im Glanze des Lichts.

Jeder Strahl , der in Farben sich bricht,

enthüllt es mit Zaubergebärde ,

dies liebliche Leben und Werden ,

das im Dunkel als Hoffnung noch spricht.


Vielfältig , schön sind die Klänge der Erde,

leise ertönend , tiefbrausend ,laut.

Jedes Lied , das erklingt ,zart vertraut ,

entkleidet mit Geigergebärde

die Seele der stummen Beschwerde ,

Harmonie wird in Liebe erschaut.


Vielfältig ,schön sind die Düfte der Erde,

herb und würzig, süß , lieblich und mild.

Jede Blüte , sich öffnend , erfüllt ,

weithin duftend, die Wiesenmeere ,

und die Bäume ,Kräuter und Ähren

verströmen sich zärtlich und wild

in der Erde betörendem Bild.

Ingrid Herta Drewing

Deutschland

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Mein Land, das ich als Heimat tief empfinde,

ich liebe deine Vielfalt, die so schön:

die Berge, Hügel, Ebenen und Seen,

die klaren Flüsse, die zum Meere finden

durch Wälder, Felder, die in Blüte steh’n.


In deinen Dörfern, Städten, Metropolen

zeigst du Jahrtausend’ alt, doch jung Gesicht.

Aus deinen Häusern, Schlössern, Kirchen spricht

der Zauber der Geschichte, unverhohlen,

sehr oft voll Poesie wie ein Gedicht.


Europas Atem ist in dir zu spüren,

hier treffen Nord und Süd, Ost, Westen sich,

und vieler Völker Geist beseelte dich.

Auch heute noch lässt du dich rühren,

schenkst vielen hier der Hoffnung helles Licht.


Deine Kultur, sie zeigt dein wahres Leben,

sogar das kleinste Dorf pflegt den Gesang.

In deinen Kirchen braust der Orgel Klang.

Hier wird Bach, Mozart, Beethoven gegeben

und andrer Meister Werke klarer Klang.


Deine Museen, Bildergalerien

sie laden ein zu wahrem Augenschmaus,

ob Dürer, Macke, Klee, das Nolde-Haus,

Gemäldekunst, der Farben Harmonien,

gar vielen Künstlern gilt zu Recht Applaus.


Vor allem aber will ich loben, preisen

die Sprache, die der Dichtung Quelle ist,

ob Goethe, Schiller, Heine, nie vergisst

du deine Muttersprache, weit auch reisend,

weil sie der Seele Geistesnahrung ist.

Ingrid Drewing

Aller Seelen Hoffnung

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Hier auf dem Land ,

erfühlend Luft und Licht und Erde,

seh‘ ich des Jahres Lauf in klarem Bild;

mein Sein, das Leben, Wachsen , Werden

und auch Vergehn erscheint im Spiegel mild.


Der Frühling und der Sommer sind vergangen,

nun hält der Herbst mich eingehüllt

und stillt in Flammen dies Verlangen

nach Schönem, das mein Herz erfüllt.


Beschaulich wird die Ernte eingefahren,

die Frucht ist reif, in Güte ein Gewinn;

das Mühen, Streben , Wirken vieler Jahre,

so reich  gesegnet,  gibt dem Leben Sinn.


Den Winter darf ich nun getrost erwarten,

gewiss, dass nach der stillen Zeit

mein Leben neu erblüht in einem Garten,

den Gottes Güte hält bereit.

Ingrid Herta Drewing

Herbstfeuer

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Gezündelt hat der Herbst im Garten;

aus Büschen, Bäumen lacht es golden, rot.

Er mischt der Farben helle Karten,

und Flammendrot ist nun Gebot.


„ Wer hält dagegen?“, mag er rufen.

Der Himmel zeigt sein sanftes Abendrot,

und Wind wirft Blätter auf die Stufen.

Nichts bringt des Herbstes Feuerwerk in Not.


Als gelte es sich einzubrennen

ins Guinnessbuch als beste Jahreszeit,

lässt er sein Goldgesicht erkennen,

gehüllt in eines Königs Purpurkleid.


Wir freuen uns, sind hingerissen

von dieser Schönheit, diesem Farbkontrast,

zumal wir mit Bestimmtheit wissen,

dass bald dies’ leuchtend’ Leben ist verblasst.

Ingrid Herta Drewing