Archive for September 2010

 
 

Hoch „Karl-Heinz“

Bei uns herrscht hier „Karl-Heinz“, das Hoch.
Es macht dem Namen Ehre.
Spätsommertage, hehre,
schenkt es uns schön wie ein Gedicht.
Die Sonne zeigt ihr Goldgesicht,
Blauhimmelblick gewährend.

Der Sommer, der zum Abschied nun
zu uns zurückgefunden,
um Gutes noch einmal zu tun,
lässt seine Welt im Warmen ruhn
und schenkt uns schöne Stunden.
Zwar steht der Herbst schon vor der Tür.
Doch er verteidigt sein Revier.

Leben

Nur eine kurze Zeit

währt unser aller Leben.

Öffne die Augen weit,

dein Herz, das sei bereit,

sich liebend zu verweben!

Auf dieser schönen Welt

wird vieles sich dir schenken,

was deinem Blick gefällt

und dich gesund erhält.

Du musst den Kopf nicht senken!

Sieh, wie die Sonne glänzt,

die Pflanzen zu ihr streben!

Sei auch vom Licht bekränzt,

die Liebe es ergänzt,

dich blühend zu erheben!

In Gottes Vaterarmen

wirst du geborgen sein.

Er spricht das letzte Amen,

schenkt gütiges Erbarmen

und lässt uns nicht allein.

Ingrid Herta Drewing

Spätsommersonntag

An einem Tag wie heute, hell und warm,
da möcht’ man sonnenfroh  zum Himmel schweben.
Spätsommer nimmt uns zärtlich in den Arm
und schenkt uns einen Sonntag, reich an Leben.

Noch grünen Bäume, leuchten Beerenhecken,
und golden malt die Sonne hier den Tag.
Das Eichhörnchen mag sich nun nicht verstecken,
es sammelt Nüsse dort im nahen Hag.

Auch unser Lobgesang darf schön erklingen,
Licht leuchtet warm durch ’s bunte Fensterbild,
zeigt Gottes Sohn, sich auf zum Himmel schwingend.
Wir singen Benediktus…, andächtig und mild.

Und danken Gott für seine große Güte
und bitten, dass er unsre Welt behüte.

Ingrid Herta Drewing

Vogelscheuche

Des Löwenzahns Laternen sind erloschen;
Die Schirmchen hat der Herbstwind weggeweht
Der letzten Ernte Korn ist schon gedroschen.
Die Vogelscheuche einsam dort noch steht.

Im Frühling hatten hier zwei muntre Spatzen
in ihrem Hut ein kleines Nest gebaut,
bis aus der Nachbarschaft die Streuner-Katze
auf ihrer Jagd einmal vorbei geschaut.

Die Katze hat die Sperlinge vertrieben,
auch zog kein andrer Vogel in das Nest,
das im zerbeulten Hut noch gut geblieben
und Eier barg, versteckt für ’s Osterfest.

Nun fegen raue Winde über ’s Feld.
Sie haben Hut und Nest flugs mitgenommen.
Der Scheuche Strohhaar leuchtet goldengelb,
doch ohne Hut wirkt sie so unvollkommen.

Die Kinder haben das sehr schnell bemerkt
und bringen ihr ’ne rote Zipfelmütze.
Der Vogelscheuchenmann, der so gestärkt,
blickt stolz nun in den Tag wie Michels Fritze.

Ingrid Herta Drewing

Frühherbstmittag

Der Mittag glänzt in goldner Stille
und Herbst hält sanft die Uhren an;
zu feiern seiner Farben Fülle,
als Maler  zeigt er sich sodann.

Der Amberbaum strahlt feuerrot,
steht wie ein Wachsoldat im Garten,
und Wilder Wein das Haus umloht,
davor goldgelb die Birken warten.

So lässt er glühend Leben singen,
hält letzte Früchte reif bereit,
bevor auch ihn die Nebel zwingen,
zu münden in die dunkle Zeit.

Ingrid Herta Drewing

Wortklaubereien

Verstehen setzt voraus Verstand,
und Kenntnisse heißt: vieles kennen.
Das Handeln fordert gute Hand,
beim Namen kann man vieles nennen.

Das Schweigen schenkt die Kraft der Stille.
Verschweigen ist meist’ nicht so gut,
denn oft legt ein besorgter Wille
nur neues Holz auf helle Glut.

Was so verbal scheint nah zu liegen,
ist häufig doch einander fern.
Nicht jeder Flügel dient dem Fliegen,
und auch nicht jeder Star ist Stern.

Ingrid Herta Drewing

Täuschung

Und unterm Tagesmond die Wolke schwebt.

Ein Jet kreuzt ihren Weg dort in der Höhe.

Sein Streifen trennt wohl beider lichte Nähe,

bis er sich auflöst, hell ins Blau verwebt.

Die Erdenperspektive lässt sich täuschen;

was voneinander weit entfernt ist, scheint uns nah.

Doch umgekehrt ergeht ’s uns mit Geräuschen,

es blitzt, und später hör’n wir Donner da.

Und möchte man auf Wattewolken schweben,

so bleibt der Wunsch nur schöne Illusion.

Was weiß und weich sich mag vom Blau abheben,

ist nur des Wasserdampfs Kondensation.

So vieles, was der Mensch klar hört und sieht,

erweist sich später als der Täuschung Lied.

Ingrid Herta Drewing

Ikarus

Mit Sehnsuchtsflügeln bist du ausgezogen,
und leichten Sinnes flogst du sonnennah.
Die Hypris hat dein junges Herz betrogen,
das Freiheit fühlte, nicht das Ende sah.

Wer so den Göttern naht, verliert die Flügel,
mag andres heute auch das Wachs ersetzen.
Wer all zu forsch ergreift des Lebens Zügel,
den werden sie in Todesschlaf versetzen.

Denn maßlos dürfen nur die Götter sein,
weil sie sich selbst auch auf den Thron gewählt.
Sie achten stets auf ihren schönen Schein
und suchen sich den Helden aus, der zählt.

Dem Jungen, der allein in ihre Höhen zieht,
begegnen sie, erzürnt, mit strafendem  Gemüt.

Ingrid Herta Drewing

Hummelbesuch

Und Abend ist ’s, die Hummel, gar nicht müde,

umschwirrt noch suchend den Lavendelbusch,

obwohl sich schließen schon die blauen Blüten,

bemüht sie sich doch emsig, fliegt und huscht.

Nun sinkt die Sonne in den Wolkenhügel.

Das Hummelchen verlässt sein Blütenglück,

setzt in Bewegung seine zarten Flügel

und fliegt, so scheint’s, nach Hause flugs zurück.

Es naht der Fledermäuse Dämmerstunde.

Sie folgen flott jetzt dem Insektenfang.

Ich hoffe, Hummelchen hat heim gefunden,

ist sicher in der Erde Höhlengang.

Ich schließe auch die Tür, kühl wird die Nacht.

Da tut die Wärme gut; in hellen Räumen

werd’ ich gemütlich sitzen, und ganz sacht,

Musik genießen, hören, Schönes träumen.

Von Rimskij – Korsakov der „Hummelflug“,

der passt mir wirklich nun so recht ins Bild;

noch basteln am Gedicht, dann ist ’s genug,

dann ist der Hummel-Blick für heut’ gestillt.

Ingrid Herta Drewing

Sommerrolle

Der Herbst souffliert der Erde schon den Text.
Sie spielt die Sommerrolle hier beklommen;
an manchen Tagen, neblig, grau, verschwommen,
erscheint ihr fast das Bühnenbild verhext.

Sie müht sich tapfer, weiß der Vorhang fällt
noch nicht so bald; so gilt es, gut zu spielen.
Das Publikum, dem sonst das Stück gefällt,
sieht sie jedoch als Ahnungslose schielen.

Wie kann sie nur des Sommers Part vergessen?
Er lautet: Himmel blau und Sonnenschein.
Dies liegt zwar auch im herbstlichen Ermessen,
doch viel mehr Wärme und Gefühl muss sein.

Ich hoff’, ihr Schwächeln wird vorüber gehen,
sodass wir sie hier noch brillieren sehen.

Ingrid Herta Drewing