Archive for Oktober 2013

 
 

Blatt-Los

Es pflückt der Wind
vom Baum das Blatt,
lässt wirbelnd es erbeben,
im Tanze lind
hoch in die Lüfte streben;
bis es dann matt,
des Fluges satt
dort auf den See
darf schweben.

Ein kleiner Stein
geworfen ward,
taucht ein
ganz dicht daneben,
und Wellen sich erheben.
Sie tragen zart
in weiten Kreisen,
die sicher nun
zum Ufer reisen,
das Blatt ins Erdenleben.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Herbsttag

Heut ist ein Herbsttag, wie ich ihn erträume,
der Himmel blau, die Sonne strahlend hell,
so mittagsstill, nur in den hohen Bäumen
ein Flüstern, das ein sanfter Wind bestellt.

Das alte Haus, im Weinlaub zart errötet,
zeigt seine weiße Stirn und blickt beseelt.
Am Dach ein Dohlenpaar mild krächzend flötet,
schaut nach, ob auch im Neste nichts mehr fehlt.

Ich sinne, schaue, schreibe dort im Garten,
genieße froh der Sonne klares Licht,
denn bald wird hier der Spätherbst starten
und kündigt an als Losung den Verzicht.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Herbstkirschen

Dort, wo im Juni süße Kirschen reiften,
erglüht der Baum in feuerrotem Kleid.
Die Dohlen, die als Diebe ihn oft streiften,
besuchen ihn in Scharen auch zur Zeit.

Als träumten sie vom Sommer, seinen Gaben,
erinnert durch die rote Blätterpracht,
wie wir uns gern noch im Erinnern laben
an Sonnenglut und wilden Meeres Macht.

Doch mag es sein, sie spüren, dass das Leben
im Farbenrausch des Herbstes sich versprüht,
bevor die Kälte nach den Nebelweben
todähnlich alles Schöne überzieht.

© Ingrid Herta Drewing, Üb.2013

Herbstgeschenk

Es schenkt der Herbst uns doch noch milde Tage,
zeigt sonnig sich mit blauem Firmament
und malt den Bäumen seine Lustansage
ins goldne Laub, das rot entflammend brennt.

Als gebe es den Abschied nicht, noch Tod,
lässt er des Lebens Fülle hell erstrahlen
und leuchtend Wilden Weines dunkles Rot
an alte Steine grauer Mauern malen.

Zwar ist ’s ein Aufschub nur, wie wir wohl wissen,
denn bald wird Spätherbst uns in Nebel hüllen;
noch dürfen wir die Freudenfahnen hissen,
und unsre Farben-Sehnsucht schauend stillen.

Bis dann des Winters weiße, stille Zeit
uns träumen lässt von Frühlings Blütenkleid.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Schafsflucht

Wenn die Hirten ihren Schafen,
während diese sorglos schlafen,
heimlich nachts die Wolle rauben,
dann geschieht’s in gutem Glauben
an die eigne Herrlichkeit,
denn man fühlt sich als geweiht,
fast schon selbst als Heiligkeit.

Doch wenn Schäfchen dann entscheiden,
lieber ohne Hirt zu weiden
und fortan in großer Schar
meiden Kirche und Altar,
weil dem Klerus sie nicht trauen,
sehen nur des Reichtums Klauen,
ist ’s mit Bischofs Herrlichkeit
nicht mehr weit.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Oktobergold

Oktobergold,die Farben, die hier glühen,
das Laub der Bäume feurig röten,zieren,
verleihen Herbst dies‘ Leuchten;Ernte-Mühen
sich scheinen nun im Glanze zu verlieren.

Ein Morgen, der in sonnigem Aufklaren
auch dir das Licht in deine Seele schreibt,
dich lehrt, das Schöne innig zu erfahren,
schenkt zur Erinnerung dies‘ Bild,das bleibt.

Wärmt dir dein Herz noch, wenn in Winters Weiten
die Nebel hüllen deine Tage ein,
der Frost der Nächte droht, dich zu begleiten,
zu löschen deine Feuer, bist allein.

Dann wird des Phönix flammende Gestalt
sich aufwärts schwingen aus der Asche kalt.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Ver-rückte Limericks

Schnupperprobe

Wie es da kürzlich so schien
waren sich Schwarz: Grün nicht grün.
Da passt halt ’s Programm
nicht richtig zusamm‘.
Im Schwarz wollt‘ kein Blümchen blühn.

Lauscheleien

Es stand vor ’nem Kabel ein Jau,
darum fragte ihn seine Frau,
warum er da steh‘.
Nur für N S A
er lausch‘ spionierend genau.

Mauscheleien

Herrn Tebartz aus Limburg mag’s scheinen,
ein Bartz nenn‘ Schwarz-Kassen die seinen.
Drum frönt er dem Protz
wohl allen zum Trotz
und ist mit sich selbst ganz im Reinen.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Macht der Musik

Was kann betören sanft mit Zauberklängen,
tief in die Seele greifen, hat die Macht,
uns zu befreien aus des Alltags Enge,
schenkt uns den Tag, der singend, hell erwacht?

Ja, die Musik vermag es; wie die Liebe
erschließt sie hoffnungsfroh uns neu die Welt.
Vergessen wird so alles Böse, Trübe;
wir wenden uns zum Guten, das gefällt.

Da endet Traurigkeit. Mit ihrem Schwingen
gewährt uns eine schöne Melodie
den Balsam unsrer Seele: Harmonie.

Sie heilt das kranke Herz und wird bezwingen,
was stumm gefangen ist in Lethargie,
entführt uns zärtlich, Glückes Sinfonie.

© Ingrid Herta Drewing,Üb. 2013

Erntedank

Es hat der Herbst sein buntes Farbenbanner
gehisst in Wäldern, Gärten und Alleen.
Auch goldne Reben herzt er, ja das kann er,
lässt sonnig sich hoch auf dem Weinberg sehen.

Weinlese, Ernteglück mag man jetzt preisen;
zum Keltern füllen wir die Trauben ein.
Bald trinken wir den ersten Federweißen,
genießen ihn zu Zwiebelkuchen fein.

Der Arbeit Früchte ernten wir und laben
am reich gedeckten Tisch uns, der beschert,
und danken Gott für dieses Lebens Gaben,
die er uns täglich wieder neu gewährt.

In Demut woll’n wir derer auch gedenken,
die unsre Hilfe brauchen,sie beschenken.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstfreude

Wie hingetuscht das Gelb, das Grün und Rot.
Es malt der Herbst mit allen seinen Farben,
die der Natur hier stehen zu Gebot,
bevor sie muss im Nebelkleide darben.

Noch zaubert er die Träume hell ins Licht,
die uns erfreuen, goldner Farben Töne;
das Rouge erfrischt der Bäume Laubgesicht
und leuchtend hier erstrahlt nun alles Schöne.

Wie bald wird Müdigkeit den Glanz ersticken,
der Nebel alles nass und grau verhängen,
wo Blätter jetzt mit frohen Lichtgesängen
uns, Aug’ und Seele wärmen, reich beglücken.

Darum lasst uns genießen diese Zeit,
die nun der Herbst noch hält bereit!

© Ingrid Herta Drewing