Archive for Januar 2014

 
 

Geschenkte Zeit

Die Zeit, die wir gewinnen,
gewährt dem Leben Raum.
Es kann beherzt beginnen,
beseelt, mit allen Sinnen,
was lange war nur Traum.

Da darfst du nun gestalten
und fühlst des Daseins Kraft,
dich lösend von den alten
Chimären, deren Walten
vergangen und erschlafft.

Und folgst den neuen Wegen;
doch,was du lieb erschaut,
entgeht nicht deinem Hegen;
du wirst es hüten, pflegen,
weil es dir anvertraut.

© Ingrid Herta Drewing

Sprache

Sprache, du Wasser des Lebens,
bist uns ein Gottesgeschenk,
dürfen wir doch mit dir weben,
sagen, was Leben hier lenk‘.

Und deinen Klängen erliegen
wir, lauschend der Worte Sinn.
Sprache, in dir wahr sich wiegen
Gedanken Jahrtausende hin.

Zauberst uns Welten und Träume,
dem inneren Auge beschert,
zeigst Yggdrasil, Lebensbäume,
und sokratisches Fragen,gelehrt.

Bist vielen der stummen Wesen
der lebende, sprechende Mund.
Wir glauben in Worten, lesen
uns, in dir auch wirkend,gesund.

© Ingrid Herta Drewing

Reimneigung

Es fließt aus mir der Reime Schwall,
kann mich fast nicht erwehren,
und dennoch les’ ich überall
sollt’ ohne sie gewähren
der Worte Dichte, Chiffren, Bilder.
Jedoch der Reim, er stimmt mich milder.

Er ist bewegt auf Partnersuche
will gerne zweisam bleiben,
geht auch gekreuzt, umfasst zu Buche,
drängt mich, ich soll ihn schreiben
als Endreim einer schönen Zeile,
damit er versfroh nun verweile.

Sagt mir, warum sollt’ ich ihn nur
aus dem Gedicht verbannen!
Ich folge gern des Klanges Spur,
der taktvoll zieht von dannen.
Doch Bilderdichte, wenn sie glückt,
mich dann dabei noch mehr entzückt.

© Ingrid Herta Drewing

Gebet zum Jahreswechsel

Herr, führe uns auf deinen Pfaden,
zeig uns den Weg zu deinem Licht,
nimm unsre Schuld in deiner Gnade
und schenk uns Mut und Zuversicht!

Lass deine Kinder hier nicht wanken
in schwachem Sinn und Übermut,
erleuchte Herz uns und Gedanken,
bewege, wo die Kraft uns ruht!

Gib, dass wir menschlich sind, in Güte
dem Nächsten helfen mit Geduld,
Geschöpfe schützen, jede Blüte
sei uns ein Zeichen deiner Huld!

Damit wir diese schöne Erde,
die du uns liebend anvertraut,
auch pflegen und bewahren werden
in deinem Licht, das wir erschaut.

© Ingrid Herta Drewing