Archive for Februar 2014

 
 

Ver-rückte Jahreszeiten

Kein Winter war, ein Frühling ist
zartmatt zu uns ins Tal gekommen.
Die Sonne rar, des Nebels Frist,
das Grau,es ward noch nicht genommen.

Da fehlt dir klar das helle Licht
und mit ihm deutlich die Konturen.
Verwischt, was wahr;es zeigt sich nicht
der grüne Glanz auf Wäldern, Fluren.

Verkümmert zarte Blümchen schauen
hier aus des Vorjahrs welkem Laub.
Dem Frühling schenke kein Vertrauen,
an Winters Spielchen da noch glaub‘!

Befürchte gar, dass er im März
sich meldet kalt mit Frost und Schnee
und Lenzes Schar als bösen Scherz
erklärt, sie sei nun längst passe´.

Ist ’s Klimawandel, der bewirkt
dies‘ Jahreszeiten-Einerlei?
Hat unser Handeln hier verwirkt
des Winters klares Konterfei?

Wir sollten jedenfalls bedenken,
dass wir vernünftig walten nun,
nicht schädlich noch durch unser Lenken
dem Wetter-Wirrwarr Vorschub tun!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Der alte Wolf und der Fuchs

Den alten Wolf beäugte Fuchs,
hielt Ausschau auch nach Beute.
Ein Schäferhund von großem Wuchs
bewachte dort die Herde flugs,
ganz ohne Hundemeute.

Der Wolf fühlt‘ sich durch Hunger klamm.
Der Herde schnell entrissen
hätt‘ gar zu gerne er ein Lamm
und sann, wie er den Hund verdamm‘.
Da naht der Fuchs beflissen.

Er sprach: „ Mein Lieber, so allein
willst du ein Schaf hier jagen?
Der Wachhund beißt dich bös‘ ins Bein.
Lass‘ diesen Plan doch lieber sein,
sonst geht’s dir an den Kragen!

Ich weiß, es gibt hier in der Nähe
viele Gänse, unbewacht.
Ich fing jüngst dort mit meiner Fähe
fast ihrer fünfe, keine zähen;
ja, der Fang hat was gebracht!

Wenn du es willst, führ‘ ich dich hin;
gemeinsam lass uns jagen!
Hältst auf die Stalltür, bis ich bin
beim Federvieh, uns zum Gewinn.
Was ist, woll’n wir ’s nun wagen?“

Der Wolf, vom Hunger arg geplagt,
war leicht zu überrumpeln,
hatt‘ kaum, dass ihn der Fuchs gefragt,
mit ihm den Gänsefang gewagt.
Zum Stall sah man ihn humpeln.

Brav hielt er dort die Tür weit auf.
Die Gänseschar laut schnattert‘.
Der Fuchs schnappt‘ eine aus dem Hauf‘
und rannte weg in raschem Lauf,
Wolf stand stumm und verdattert.

Und schon ward’s nah im Hause hell.
Dann knallte eine Flinte.
Der Wolf nun hastet weg sehr schnell,
hört‘ Schüsse, hündisches Gebell,
erkannte Fuchses Finte.

Der wartete wohl nicht auf ihn,
tat bös ihn überlisten,
um ihm die Beute zu entzieh’n,
dieweil er musst‘ vor Hunden flieh’n,
sein Leben mager fristen.

Drum denke nach, wenn dir ein Fuchs
laut anpreist seinen Plan,
sonst wird dir nur was abgeluchst,
und dir bleibt schnöder Wahn!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingshoffnung

Ein zartes Schimmern,dort die Morgenröte!
Am Horizont erwacht ein neuer Tag
und weckt den Wunsch, die Jahreszeit nun böte
ein klares Bild, das freundlich, auch behag‘.

Zu lange lag im Nebel unsre Welt;
Gesang und Farbentöne fast verklungen,
als habe wer die Sonne abbestellt,
da kaum ein Strahlen zu uns durchgedrungen.

Doch nun erwacht im Licht erneut dies‘ Hoffen,
dass mit dem Nebel Traurigkeit entfliehe,
die Türen, Fenster lüden, wieder offen,
den Frühling ein, der hell und mild einziehe.

Und lieblich in der Blüten leichtem Kleid
beglücke uns Natur, halt‘ Freude hier bereit.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winternebel

Verschlafen liegt die Stadt,
und alle Tage
im Nebel dösen so dahin.
Was sonst geleuchtet hat
als Lustansage,
zeigt hier nur einen müden Sinn.

Dir fehlt der Sonne Licht,
ihr goldnes Scheinen,
die klare, frische Winterluft.
Der Smog, der manchmal dicht,
wehrt allem Reinen
und treibt das Leben in die Gruft.

Da rufst du nach dem Wind
und wilden Stürmen,
auf dass ihr Wirbeln Klarheit bring‘,
willst, dass nicht weiter blind
sich Wolken türmen.
Das Licht in blauer Weite schwing‘ !

© Ingrid Herta Drewing,2014

Geburtstags-Akrostichon

M aike, Liebes, Du sollst heut‘
A m Geburtstag hoch, hoch leben!
I nnig wünsch‘ ich Dir viel Freud‘,
K uchen wird es auch wohl geben.
E inen bunten Blumenstrauß
S chick‘ ich virtuell ins Haus.

G lück sei stets auf Deiner Seite,
E ine Welt in Harmonie!
B leib‘ gesund im Lauf der Zeiten
U nd lass‘ von Humor Dich leiten,
R uhe, Muße, Phantasie !
T age hell im Sonnenschein
S eien häufig Dir gegeben,
T reue, Liebe, Lust im Leben!
A lles Gute wünsch‘ ich Dir,
G eburtstagskind, das glaube mir!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Drei Varianten

zur Wortvorgabe:Amour, Feuerwerk,rosa,Ohr,Wort

1. Traum

Dies‘ Feuerwerk! Oh, mon amour!
Wir kannten beide keine Uhr.

Der Morgenröte rosa Wort,
ein zärtlich Flüstern klingt in meinen Träumen,
erreicht mein Ohr;ich möcht‘ den Tag versäumen,
verweilen hier im Liebes-Hort.

2.Guter Rat

So mancher, der dies‘ Feuerwerk Amour
besang mit rosafarb’nen Fügelworten,
fand bald sich wieder auf der falschen Spur
an fremden,aschefahlen,öden Orten.
Drum hüte wohl,was sie dir flüstert in dein Ohr,
bewahre ihr Geheimnis, sei kein tumber Tor!

3.Korb

Wo ist das Feuerwerk
einer Amour fou?
Rosafarben
treffen deine Süßholzworte
auf taube Ohren.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Winter

Kalt über Felder, weiße Weite
kriecht Winterluft; der Nebel flicht
dem Schnee bedeckten Baumgeleite
milchgraue Schleier ins Gesicht.

Tief reicht des Frostes spröde Stille.
Nur hin und wieder in den Zweigen
stört einer schwarzen Krähe Wille
aufflatternd dieses müde Schweigen.

Zart rieselt dann ein Glitzerregen
herab für einen Augenblick.
Ein Sternenflüstern scheint zugegen,
gewährt dir kurz ein kleines Glück.

© Ingrid Herta Drewing

Zeichensetzung

Zwei Sätze, ungebunden,
die hatten sich gefunden.

Es wurde hin und hergefunkt,
doch dabei störte sehr der Punkt.

Und auch das Komma, wie man sah,
war ihnen nicht willkommen da .

Jedoch wollten die Zeichen
von ihrem Platz nicht weichen.

Sie fanden sich als Brücke,
und schlossen so die Lücke.

Einigkeit hat ihren Lohn,
sie grüßten als Semikolon.

© Ingrid Herta Drewing

Dichten

Ich sondre Worte ab wie Seim,
der süß in Honigwaben quillt,
und geh‘ mir träumend auf den Leim,
dass sich mit Sinn mein Dasein füllt.

Folg‘ süchtelnd dieser zarten Stimme,
die mir die Klänge flüstert ein,
den Nektar suchend‘,wortend‘ Imme
flieg‘ ich und tauch‘ ins Blühen ein.

Im Zauberbann der Poesie,
da Verse tanzen hin zum Reim,
hör‘ ich des Lebens Melodie
und finde dichtend mein Daheim.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Fastnachtszeit

Schon feiern sie die fünfte Jahreszeit.
Der Sitzungskarneval ist voll im Schwange,
und in der Bütt im bunten Narrenkleid
entlarvt satirisch man mit Witz‘ ohn Bangen,
was es an Missständ‘ gibt, schon ärgert lange,
was sich so ändern sollt‘ bei Land und Leut‘.

Da ziehen Narren lärmend durch die Straßen.
Sie,die sonst tarnen sich als brav und bieder,
vergessen enge Grenzen, Bürgermaße.
Fast hemmungslos spielt man ver-rückt nun wieder
und singt weinselig alte Fastnachtslieder,
die viele schon vor langer Zeit vergaßen.

Und Timo streift der Mut, die Maskerade
lässt ihn nun Held, Latino, Zorro sein.
Kühn springt er über eine Balustrade,
verstaucht den Knöchel sich am rechten Bein,
ruft:“ Senorita,kommt, der Tanz ist mein!“
Sie lässt ihn stehen, meint:“Ja, Senior, schade!“

Den Trost beschert ihm eine Krankenschwester;
sie kühlt den Knöchel ihm beherzt mit Eis,
und er erkennt sie, Helga, die Sylvester
ihm schon lieb zugetan im kleinen Kreis
beim Feiern im Hotel auf einer Reis‘,
und hofft, dass sie sagt:“ Ja, komm mit, mein Bester!“

Die Kinder, kostümiert hier in den Gassen,
sie fühlen sich im Reich der Phantasie,
woll’n sich beim Zug den Spaß nicht trüben lassen,
vertieft in ihre Rolle sind auch sie,
da mag der Schnee gar reichen bis zum Knie,
sie werden schnell die Bonbons fangen, fassen.

© Ingrid Herta Drewing,2014