Maus und Elefant

Es trafen sich an Baches Rand

zufällig Maus und Elefant.

Das Mäuschen zart begann zu nippen

am Wasser, drohte umzukippen.

Jedoch da half ihm sehr galant

mit Rüsselstütz’ der Elefant.

„ Hab’ Dank!“, sprach’s Mäuschen hingerissen,

„ich werd’ dir auch zu helfen wissen,

wenn du einmal in großer Not.“

Der Jumbo lachte sich halbtot

und sagte: “Ach, du kleiner Wicht,

du und mir helfen, das gibt’s nicht!“

Doch wie’s im Leben manchmal geht,

am gleichen Tag noch, abends spät,

steht jammernd nah dem Dornenbusch

der Elefant. Da kommt gehuscht

herbei die Maus in Helfers Pflicht.

Der Jumbo von dem Übel spricht.

In seinem zarten Rüssel vorn

sitzt fest und schmerzhaft spitz ein Dorn.

Das Mäuschen nun nicht lange fackelt,

bittet ihn , dass er nicht wackelt

und nagt den schlimmen Dornenzweck

schmerzfrei und emsig vollends weg.

Froh sich bedankt der Elefant

und sagt, er habe nun erkannt:

Ein Wesen, sei’s auch noch so klein,

sollt’ man gering nie schätzen ein,

weil es, gezeigt hab’s Mäuslein itzt ,

doch häufig sei auch sehr gewitzt.

Ingrid Drewing


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