Elfennacht

Der Mond erweckt sanft, silberhell

zum Tanz die Glockenblumenwiese.

Aus jedem Glöckchen schlüpft nun schnell

ein Elfenkind, um bei der süßen

Musik der Maienmitternacht

zu singen und zu tanzen sacht.


Die Grillen stimmen ihre Geigen,

die Nachtigall ihr Stimmchen schwingt,

und Elfen sammeln sich zum Reigen,

am Bach geheimnisvoll es klingt.

Die Wassernixen murmeln dort

im Plätscherplausch manch Zauberwort.


Am Waldesrande in den Linden

erwacht ein Rauschen wunderbar,

es gleitet zart auf milden Winden

heran das Elfenkönigspaar.

Als sie hinab zur Wiese schweben,

Grasharfen süß und leise beben.


Und nun im Mondstrahl, treu begleitet,

gefolgt von lichter Elfenschar,

das holde Paar zum Tanze schreitet,

ein Schimmern, Leuchten, sternenklar.

In Königsblau flugs die Libellen

das Schleppentragen lieb bestellen.


Das jubelt, jauchzet in den Lüften

in dieser Frühlingsnacht im Mai.

Ich lausche, trunken von den Düften,

schaue erstaunt, frag’ mich, was sei.

Noch als ich aus dem Traum erwach’,

hör ich ein Elfenkind, das lacht.


War all dies nur ein Vollmondscherz?

Doch wer brachte das Lindenherz,

das grün dort liegt auf meinem Kissen?

Ich möchte es so gerne wissen!

Das Lindenblatt, ich werd’ es pressen,

das Traumerlebnis nie vergessen.

Ingrid Drewing


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