Bärli und Brummel

Bärli saß am Waldesrand,
als sein Bruder kam gerannt,
um zu raufen und zu spielen
Bärli musste dabei fühlen,
dass der Brummel stärker war,
und das ärgerte ihn gar.
Deshalb kam der starke Regen
ihm jetzt wirklich sehr gelegen,
denn nun war sie schnell vorbei,
die Geschwisterrauferei.

Und als Bärli war allein,
überlegte er, wie fein
er dem Brummel mache klar,
dass er, Bärli, auch wer war.

Jäger hatten nun seit Tagen
dort ihr Lager aufgeschlagen,
wo der Wildbach in der Klamm
stürzt herab von Berges Kamm

Am Abend, als schon alles tief
in der Bärenhöhle schlief,
weckte Bärli Brummel auf,
erzählte von dem Lagerfeuer
der Jäger und, dass er nun heuer
hingehn wolle unverhohlen,
um sich von dem Obst zu holen,
das man dort in Körben hätte.
Er sei mutig, und er wette,
Brummel traue sich das nie,
er bekomme weiche Knie.
Brummel sagte:“Sei nicht dummm!
Lass das!“,drehte sich dann um,
wollte endlich wieder ruhn,
aber unser Bärli nun,
wollte es tatsächlich tun.
Und eh Brummel sich versah,
war der Bärli nicht mehr da.
Doch das kümmert’ Brummel sehr,
er lief Bärli hinterher.

Und Bärli , wirklich ohne Bangen,
war zum Lager hingegangen.
Als ihn dort ein Jäger sah,
sagte der leis’:“Schaut mal da!
Dort das Bärenjunge klein
locken wir ins Lager rein,
fangen’s und verkaufen’s so
in der Stadt an einen Zoo.“
Sie stellten Äpfel, Honig hin
Und lockten so des Bärlis Sinn.
Und unser Bärli, noch so klein,
fiel auf diesen Trick herein.
Gesagt, getan mit einem Netz
wurde Bärli festgesetzt.
Er brummte, jammerte, dass bald
sein Klagen durch den Wald erschallt.

Dem Brummel war es nicht entgangen,
dass sein Bruder ward gefangen.
Er weckte ihre Mutter schnell,
sie rasten hin zu jener Stell,
wo sie hörten Bärli klagen,
um die Jäger zu verjagen.
Die rannten, ängstlich, aufgeschreckt,
ganz schnell und ohne Flinten weg.
Mama und Brummel konnten fein
ihr Bärli aus dem Netz befrein.

Als in der Höhle sie zurück,
war auch der Brummel voller Glück.
Und Bärli,der noch etwas matt,
war froh, dass er den Brummel hat.
Dass dieser stärker ist als er,
das stört ihn nun auch gar nicht mehr.

Ein großer Bruder bei Gefahr
bedeutet Schutz, sieht er nun klar!

© Ingrid Herta Drewing
Aus der Sammlung Gedichte für Kinder


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