Kieselstein
Rheinkiesel, du erzählst von alten Zeiten,
als du noch fest’ Gestein, ein Alpenfelsen,
bevor des Flusses erodierend Schneiden
damit begann, dich als Geröll zu wälzen.
–
Gewaschen von den Wassern, blank geschliffen
und auch auf mancher Sandbank abgelegt,
hat dich der Rhein, bevor dort fuhren Schiffe,
wild strömend tief in seinem Bett bewegt.
–
Vielleicht trug in der Steinzeit dich auf Händen
ein Mensch, dem warst du dann doch etwas schwer.
Er warf dich achtlos in der Au Gelände,
wo hohe Wasser brachen wütend deine Wehr.
–
Mag sein, ein Römer hob dich später auf,
du solltest Souvenir im Süden sein.
Jedoch sein Schiff versank, und du im Lauf
tauchtest in deinen Ursprung wieder ein.
–
Lagst irgendwo am Gleithang viele Jahre,
dort wo der Oberrhein wild mäandrierte,
nun schon viel kleiner, hattest viel erfahren,
trafst Wasserratten, die dich schikanierten.
–
Und heute habe ich dich nun gefunden,
am Ufer blinkend hier vor unsrer Stadt.
Ich werd’ dich bergen, sollst nicht unumwunden
zerrieben werden in den Mühlen matt.
–
Will deine kühle Schönheit wohl bewahren,
dich hier in meine Sammlung reihen ein.
Ich lege dich zum Rosenquarz, dem klaren,
wirst stiller Teil in meinem Leben sein.
© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
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