Reisemüde

Du meinst, es sei Zeit, bald zu reisen,
da jetzt auch der Herbst schon erwacht.
Die Sehnsucht sing‘ Lieder, die leisen,
die wundervoll Wege dir weisen
in Träume von südlicher Nacht.

Doch nun, da die Schwalben entschweben,
es färben sich Garten und Wald,
will froh ich den Herbst hier erleben
und sehen sein glühendes Weben,
des Laubes farbschöne Gestalt.

Denn mich lockt nun nicht mehr die Ferne,
ich ahne, das Gute liegt nah.
Ja, früher, da ließ ich mich gerne
verlocken und glaubte, die Sterne,
die sähe ich anderswo klar.

So reise denn wohl, ich verweile,
geborgen in Garten und Haus.
Mich drängen nicht Lust, noch die Eile,
dass ich viele Meilen da teile.
Hier lebe ich, harre gern aus!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing


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