Nacht

Die Nacht hat ihre Flügel ausgebreitet

und bettet sanft das müde Land zur Ruh.

Nur in der Stadt die Leuchtreklame weitet

den Tag ins Grelle aus, blinkt hell dazu.

Streift Paare, die vertraut nach Hause gehen,

auch einen Trunkenbold, der lautstark lallt,

und Bordsteinschwalben, die nach Freiern sehen

bei einer Bar, wo mancher Korken knallt.

Jedoch auch hier kehrt schließlich Ruhe ein,

bis in der Früh’ der erste Pendler fährt,

das Lieferauto seine Fuhren leert

und der Verteiler wirft die Zeitung ein.

Die Nacht vergeht so sanft, wie sie gekommen,

weilt dann im Westen, da ist es noch still.

Im Osten lugt der junge Tag verschwommen,

noch leicht benebelt und beklommen,

ob sich die Sonne endlich zeigen will.

Ingrid Herta Drewing


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