Befreiungsgesang
Wer einsam lebt, hat Zeit, um nachzudenken.
Es drängt ihn nichts auf seiner stillen Bahn,
kein andrer sucht ihn auf, um abzulenken.
Er bleibt gelassen, wächst im eignen Wahn.
Die Stimme schläft, die Sprache wächst nach innen.
Es scheint, dass alle Lippen ruhen aus.
Nur wenn sein Singen sanft löst ab das Sinnen,
tritt er lebendig aus sich selbst heraus.
Und findet hin zur Freude in den Klängen;
sein Ohr, es dürstet doch nach Stimme, Laut.
Dann löst er sich befreit aus dunklen Zwängen,
reißt ein die Mauern, die er um sich baut.
Er wagt den Schritt, geht auf den andern zu
und findet durch Gesang den Weg zum Du.
Ingrid Herta Drewing
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