Bitte
Nein, Herbst, ich will den Sommer nicht schon lassen,
wenn er sich gütig warm und licht noch gibt.
Zwar könnt’ ich seine Hitze manchmal hassen,
doch seine grünen Blicke sind mir lieb.
Auch mag ich ihn, wenn seidig seine Lüfte
umschmeicheln uns in einer milden Nacht,
die Sternenträume des Jasmins, die Düfte
und Blütenfeuer, die er sanft entfacht.
Die Reife, die er bringt, die goldnen Ähren,
den blauen Himmel, helles Morgenlied,
obwohl er garstig sein kann und höchst störend,
wenn er gewitternd über Land ’mal zieht.
Wart’ bitte noch ein Weilchen! Im Kalender
ist doch erst in drei Wochen dein Termin.
Dann kannst du kommen, färben am Geländer
die Blätter jener Ranken, die jetzt grün.
Ingrid Herta Drewing
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