So-nett
Du schläfst hier so nett in deinem Sonett,
um altbacken, reimend Worte zu greifen.
Im Altväter-Look wirkt das viel zu adrett
und lässt so modernes Dichten ganz schleifen.
Du solltest erwachen im zweiten Quartett,
da du es im ersten kaum nur beachtet.
Bemühe dich, zeig’ es im Folge-Terzett,
sonst wirst du wohl als Philister verachtet.
Was schert mich das Gaukeln und Reden der Welt?
Ich lese und schreibe, so wie ’s mir gefällt,
und flattere nicht wie die Fahne im Wind,
von wechselnden Lüften stets neu eingestellt.
Es wäre mir Leben und Dichten vergällt,
wenn ich vegetierte, so fremd bestimmt.
© Ingrid Herta Drewing
Tags: Dichtkunst, Freiheit, Sonett