Schläfrige Frau Holle

Ein Spätherbst lässt hier Winter missen,
er fröstelt, hat im Januar
kein Flockenbettchen mehr zerschlissen;
Frau Holle schläft bis Februar.

Wenn alle schon vom Frühling träumen,
das Leben prall in Knospen schwillt,
beginnt sie, ihr Haus aufzuräumen;
zur Erde stieben Flocken wild.

Die Menschen, die zur Fastnachtszeit
sich auf den Straßen lustig tummeln,
sie werden sich im Narrenkleid
noch zusätzlich in Pelz vermummen.

Bis zum April liegt dann der Schnee,
und zwischendurch wird ’s auch mal tauen.
Die Frühblüher aus weißem Weh
mit ihren zarten Köpfchen schauen.

Vielleicht ist auch an Frühlings Statt
des Sommers Wärme schon zur Stelle?
Im Klimawandel Holle hat
verwischt der Jahreszeiten Schwelle.

© Ingrid Herta Drewing


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