Amateur
Noch immer sind es zarte Töne,
die lieblich unser Herz entzücken,
in Worten uns oft tief beglücken,
da wir doch lieben alles Schöne.
Das Leben gibt sich oft recht nüchtern,
verschreibt sich meist Realem nur,
doch mancher taffe Mensch wird schüchtern,
wenn er ist auf der Liebe Spur.
Dann drängt es ihn zu süßen Worten,
da Sehnsuchtsfühlen in ihm wallt ;
er sucht romantisch sich zu orten
und findet dichtend seinen Halt.
Der Literat, modern, ihn dauert
der Dilettant als armer Tropf,
der auch noch reimt, harmonisch schauert
in Bildern, die ihm nur ein Kropf.
Doch kennt der Amateur die Freude,
die ihm romantisch Schönes gibt;
nur Bilder, reimlos ihm bedeuten
zu wenig, weil er Klänge liebt.
Im Hain Apolls, dem Musentempel
findet ein jeder seinen Platz,
und was dem einen Wörterkrempel,
hütet ein andrer wohl als Schatz.
Ingrid Drewing
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