Klärchens Traum
Ja, Klärchen liebte Märchen,
wollt’ gern Prinzessin sein
mit gold gelockten Härchen,
die mit dem Prinz als Pärchen
ins Zauberland zög’ ein.
Sie träumt’ von Himmelsschlössern
und Kleidung, seidenfein,
dass Schimmel, edle Rösser
mit Flügeln, vier, acht besser,
die Kutsche flögen ein.
Der Prinz ließ auf sich warten,
und Klärchen wurde alt.
Ihr Häuschen und ihr Garten
mit vielen Pflanzenarten
lag tief versteckt im Wald.
Die Kinder sich erzählten,
dies‘ sei ein Hexenhaus
und sie oft lärmend quälten,
auch Steingeschosse wählten,
bis Klärchen kam heraus.
Sie schwang dann bös’ den Besen;
die Bengel rannten fort.
Kein Märchen mocht’ mehr lesen
das Klärchen, bittres Wesen,
und Kummer hieß das Wort.
© Ingrid Herta Drewing
Tags: Einsamkeit, Hexe, Märchen, Realitätsferne, Traumprinz, Wunschträume