Kinderwunsch im Winter

Deutschland hat jetzt Wintertage,
Fernsehsender zeigen’s gern.
Doch trotz Wettervorhersage
gibt’s hier weder Schnee noch Stern.

Kämen doch die zarten Flöckchen
endlich auch zu uns geschneit,
tanzten leicht in weißen Röckchen,
fern wär‘ kalter Nässe Zeit.

Würden wir den Schneemann bauen,
vor dem Hause sollt‘ er stehn,
lustig auf Passanten schauen,
die sich freuen, sagen :“Schön!“

Von den Hängen Schlitten fahren!
Ach zu lange ist das her,
denn auch in vergang’nen Jahren
war der Winter keiner mehr.

Los, Frau Holle,Betten rütteln,
dass es nur so stiebt und flockt,
hurtig Schnee aus Wolken schütteln,
damit Winter weiß hier rockt!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Januar 2016

Verdunkelnde Zottel-Tier‘ ziehen
am Himmel schwer dräuend dahin.
Der Südwesten kann sie nicht fliehen,
hofft weiter auf Wetter-Gewinn.

Noch immer das Grau,und der Regen
tropft kalt dir auf Schnauze und Pelz.
Es fehlen die Sternchen, der Segen,
der schneeweiße Winterschmelz.

Die nasskalten Tage verhöhnen
den Winter, der heuer entgleist.
Er wollt‘ den Nordosten versöhnen
mit Schnee, hat blitzschnell vereist.

Dort kam der Verkehr zum Erliegen,
die Trassen der Bahn eisig blank;
dem Winter auf Brechen und Biegen
galt kaum der Reisenden Dank.

Wir träumen vom Bilderbuch-Wetter
und laden den Winter gern ein,
zeigt er uns die Schneelandschaft netter,
Blauhimmel und Sonnenschein!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Geborgen

Matt taumelt nun herab das letzte Blatt,
mein kleiner Apfelbaum ist kahl geworden,
und Nebel dicht sich ausgebreitet hat,
eiskalte Luft strömt in das Land von Norden.

Da fühl ich sanft geborgen mich zu Hause,
wo wohlig doch noch Licht und Feuer wärmt.
Behaglichkeit in meiner kleinen Klause,
es knistert im Kamin, die Flamme schwärmt.

Und mögen dann auch Eis und Schnee bedecken
den See, die Felder, Wälder und die Stadt,
es kann mich Winters Frost hier nicht erschrecken,
weil seine Macht da nichts zu sagen hat.

Bald leuchtet, blüht ein klarer Tag im Garten,
lässt mich des Winters Schönheit froh erwarten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winterwunsch

Ich wünsch‘ mir Pulver-Schnee
und klare Wintertage
und auf dem kleinen See
’ne Eisschicht,die gut trage.

Dort wo im kahlen Baum
jetzt müde Krähen sitzen,
da glänze Raureifs Traum,
der Zweige zarte Spitzen!

Das Garten-Vogelhaus
beherberg‘ muntre Gäste,
die fliegen ein und aus
zum Körner-Futter-Feste!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winters Gruß

Heut kam der Winter kurz mal reingeschneit,
den Markt mit seinen Sternchen einzuleiten,
wo Lilien-Lichter, Weihnachtsbaum bereit,
uns während der Adventszeit zu begleiten.

Des Domes Türme schien er zu umhüllen
mit seinen weißen Schleiern in der Höh‘,
im Winde wirbelte die Flocken-Fülle,
verzierte blaue Buden flugs mit Schnee.

Dem alten Karussell, das in gewohnter Weise
nostalgisch und beharrlich Runden dreht,
warf Schnee-Kristalle kühn er in die Kreise,
rief :“Ja, ich bin noch da, wie ihr hier seht!“

Gewiss, wir hatten ihn schon abgeschrieben,
denn letztes Jahr blieb er uns gänzlich fern,
obwohl wir diese Stimmung hier doch lieben,
wenn auch zur Weihnacht glitzern seine Stern‘.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Früher Schneefall

Das Blätterbunt mit Schnee bestäubt,
ein seltsam‘ winterlich‘ Gebaren,
wo von Oktobergold betäubt
wir noch mit Herbst in Einklang waren!

Zu früh erscheint die weiße Pracht;
die uns zur Weihnacht darf erfreuen,
wenn sie statt Regen uns ganz sacht
mit Glitzer-Sternchen mag bestreuen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Winterlicher Herbst

Nun, da die Tage sich verdunkeln,
die Landschaft kalte Nacht erblickt,
der warmen Sternen-Nächte Funkeln
fast ins Vergessen ist gerückt,
scheint Herbst sich winterlich zu geben.
Auf nahen Hügeln fällt schon Schnee,
obwohl das farbenfrohe Leben
noch singt im Baumlaub hier am See.

Da fehlt die feine Trennungsschärfe,
der Jahreszeiten klarer Glanz,
wenn Winter wirkt in Herbstes Verve
noch vor des Sturmwinds Blättertanz.
Hier scheint sich alles zu vermischen,
was sonst doch recht geordnet schien,
als gelte es, nun zu verwischen
des Lebens Kreislauf,Welken,Blüh’n.

Die Kraniche nach Süden fliehen,
Nord-Ostwind trägt den Vogelflug
derweil aus Süd-Ost Menschen ziehen
zu uns in großem Flüchtlingszug.
Sie kommen an, so voller Hoffen,
dass alles lebenswert mag sein.
Doch mancher merkt da nun betroffen,
kein Paradies lädt ihn jetzt ein.

Was ein Willkommen hier verhießen,
und sich als Wohlfahrt hat verbürgt,
zeigt oft den Notstand, ein Verdrießen
in Massenunterkünften wirkt.
Da mag zwar guter Wille siegen,
doch vieles,was von weitem glänzt,
erweist sich nah als Brechen, Biegen,
da Endlichkeit die Kraft begrenzt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Blütenschnee

Die Gänseblümchen,
so schneeweiß im Wiesengrün,
Sternengesichter.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühling

Des Winters Eis und Schnee sind weggetaut,
die Osterfeuer tanzten, Flammen-Drachen.
Ein heller Morgen in mein Fenster schaut,
und dort im Hof erklingt der Kinder Lachen.

Nun streichelt mild mit seinen Blüten-Händen
der Frühling Park und Garten, Wald und Feld.
Hier darf das Leben sich erneuern, senden
sein zärtlich Liebeslächeln in die Welt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

April

April und seine frechen Wetterlaunen,
wer kennt ihn nicht, ward nie von ihm gefoppt.
Auch Osterhasen bringt er flugs ins Staunen,
wenn er ihr heimlich Werk gewitternd stoppt.

Sogar mit Schnee bedeckt er wild die Blüten;
die Hagelschauer sind ihm gar nicht fremd.
Und früher riss sein gar so stürmisch’ Wüten
von Wäscheleinen Opas bestes Hemd.

Der Mensch folgt diesen Launen selbst auch scherzend,
schickt Ahnungslose keck in den April.
Am ersten Tag des Monats, nichts verschmerzend,
sogar das Fernsehen Enten senden will.

Ja, manche Lüge kommt so wahr daher,
dass sie beschworen wird noch hinterher.

© Ingrid Herta Drewing