Im Grünen

Der Blauregen wirft
schwungvoll Pflanzenseile aus,
sucht den Kletterhalt.

Grüne Efeuwand,
Zuhause vieler Vögel,
mir Augenweide.

Und vor den Häusern
grüßen blühende Gärten,
schönes Straßenbild.

Ingrid Herta Drewing

Blumenfreude

Der Margeriten Sterngesichter,
sie leuchten hell im Wiesengrün
und grüßen, blühende Gelichter,
uns, die wir hier vorüber ziehn.

Und ihre kleinen Schwestern sprießen
selbst noch auf trocknem, kargen Land,
die Gänseblümchen, Bellis hießen
wir besser sie, die schön bekannt.

Ich pflücke keine Blumen, schaue
mir lieber ihre Schönheit an,
wie sie im Feld und auf der Aue
uns doch so froh beglücken kann.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmittag

Der Garten ruht in sanfter Mittagsstille.
Die Sonne glänzt, des Himmels klares Blau
ergänzt nun licht des Frühlingstages Fülle,
schafft den Kontrast zu zarter Blüten Schau.

Und hier, im Duft des Blütenhains verwoben,
genieße ich die Stunde, die geschenkt,
fühl’ mich lebendig, lieb umarmt, erhoben
in einer Schöpfung, die in Schönheit denkt.

So ist das Paradies. Dies Fleckchen Erde,
es birgt für mich das zärtlich’ kleine Glück.
Und eingebettet in ein Wachsen, Werden,
halt’ ich die Zeit an, einen Augenblick.

Von Leben, Liebe, tief berührt, betroffen,
sehe ich weit, ganz weit den Himmel offen.

Ingrid Herta Drewing

Viola

Hier steht ihr so, als schautet ihr mich an,
mit euren kleinen, zarten Blüh-Gesichtern.
Stiefmütterchen, wer hat euch so benannt?
Den Namen gab euch ganz bestimmt kein Dichter!

Viola, dieser Name ist Musik
und passt zu euren farbenfrohen Blüten,
wenn ihr im Frühling und im Herbst euch wiegt
bei Wind und Wetter in der Schönheit Güte.

Beglückt bin ich, wenn ich euch wachsen sehe.
Seid ihr mir doch seit Jahren sehr vertraut,
in Blumenbeeten dort im Park erschaut,
wo ich versonnen oft spazieren gehe.

Ihr zeigt mir artig Hoffnung, Zuversicht
wie dort an Baches Ranft Vergissmeinnicht.

Ingrid Herta Drewing

Gut und schön

Das Schöne, das verborgen blüht,
beflügelt manchen Liebestraum
der sehnend in die Seele zieht,
den Alltag und die Sorgen flieht,
zur Hoffnung werdend, füllt den Raum.

Doch wirklich schön ist nur, was gut
und altruistisch sich erweist,
erglühen lässt, was dunkel ruht,
und helfend nackten Fuß beschuht,
den Weg erwählt, der Lieben heißt.

Das, was dem Auge bleibt verschlossen,
erkennt ein sehend, liebend Herz,
nicht aufgehübschten Scheins Genosse,
erspürt es immer, unverdrossen,
das wahre Schöne auch im Schmerz.

Ingrid Herta Drewing

Symmetrie

Die Symmetrie in vielen Lebenswelten
beeinflusst wohl auch unsren zarten Blick.
Wir suchen unbewusst, wo sie mag gelten,
und finden sie auch in der Liebe Glück.

Sogar in unsrer Träume Phantasie
erwarten wir zwei Hälften, die sich gleichen,
um dann, ergänzend sich, in Harmonie
Vollkommenheit, ein Ganzes zu erreichen.

Was Schönheit ist, wird oft durch sie gewahr.
Wir merken ’s kaum, sie setzt uns auf die Spur,
beglückend wird das Wunder offenbar;
facettenreich zeigt ’s täglich die Natur.

Und auch dein Spiegelbild davon erzählt,
wenn es dich anblickt und recht kritisch quält.

Ingrid Herta Drewing

Venedig im Winter

Der Winterhimmel spiegelt sich türkis
in deinen stillen Wassern der Kanäle.
Ja, Serenissima, es ist, als hieß’
dich nun Natur, dein Märchen zu erzählen.

So sanft und lieblich deine Schönheit, klar,
die dir Touristenmassen sonst fast rauben.
Dein edler Zauber wird zart offenbar,
und nicht nur Canaletto würd‘ das glauben.

So oft schon totgesagt, dem Meer ergeben,
erstrahlst du hell in Anmut ferner Jahre,
Jahrhunderte erzählen hier dein Leben;
noch immer trägst du Gold in deinen Haaren.

Bist alt, jedoch dein edles Angesicht
ist mir an diesem Wintertag Gedicht.

Ingrid Herta Drewing

Eisblumen

Der Sonne helles Mittagslicht
dringt durch die matten Fensterscheiben;
auf Eisblumen scheint sie erpicht,
mit ihren Strahlen sie beschreibend.

Jedoch der Frost trotzt ihr und gibt
dem zarten Blütenhauch die Stärke.
Er, der sonst weniger beliebt,
kann glänzen hier mit seinem Werke.

Und zeigt des Winters helle Seite,
in Formenvielfalt schön, kristallen.
Die kleinen Freuden, sie bereiten
uns auch bei Kälte Wohlgefallen.

Ingrid Herta Drewing

Silvester-Abfall

Erbärmlich blickt die Straße,
verschmutzt, ins neue Jahr;
die Böllerrest’ auflasen
sie nicht, sind schäbig da.

Vermischt mit grauem Firn
ein Trauerblick, Silvester;
vergänglich mahnt das Gestern,
zeigt Frische noch die Stirn.

Den Himmel scheint zu rühren
der Anblick, Schönes rar,
mag ihn ins Reine führen,
und Schnee fällt, weiß und wahr.

Ingrid Herta Drewing

Schneezauber

Vom Himmel rieselt sanft der Schnee,
hüllt weiß und weich die Erde ein.
Der Tannenwald, das Schilf am See
im Sternchenkleid erglänzen fein.

So ruhig und still ist alles hier.
Doch ist ein Zauber zart zugegen,
der flüstert: “Freue dich mit mir,
sieh Winters Schönheit auf den Wegen!“

Der Büsche filigrane Äste,
sie wirken in der Glitzerpracht,
als hätt’ zum nahen Weihnachtsfeste
ein himmlisch Wesen sie gemacht.

Wenn dann die Sonne golden strahlt,
und helles Blau den Schnee begrenzt,
erscheint die Welt mir, wie gemalt,
ein Bild, das friedlich hell erglänzt.

Ingrid Herta Drewing