Hoffnungsweiß

Wie trüb‘ der Tag nun wieder draußen dräut!
Statt Winterzauber dieses Einheitsgrau
im Nieselregen, der zwar Pflanzen freut;
ich könnt‘ verzichten auf nasskalte Schau.

Doch meine Wetterwünsche sind vergebens;
gestalte, was mir frommt halt froh zu Haus‘.
Akzente setzen, lehrt der Takt des Lebens;
gemütlich wird mir warmer Wohnung Flaus.

Ein Vogel, der geborgen tief im Nest,
verlernt sein Singen nicht, wenn Regen fällt.
Vielleicht erglänzt auch uns zum Weihnachtsfest
im Hoffnungsweiß, was noch entstellt die Welt.

Wenn unsres Sonnensternes helle Strahlen
die Friedensbotschaft in den Himmel malen.

© Ingrid Herta Drewing

Wetterwechsel

Der Regen spült den Schnee vom Dach,
und macht kein Federlesen.
Es wär‘ so schön gewesen,
ein Weihnachtsfest in weißer Pracht!

Nun wird es wieder nass; doch grün
noch duften Tannenbäume,
durchdringen Nebels Räume,
und lieblich uns Christrosen blüh’n.

© Ingrid Herta Drewing

Novembertage

Es sind des Herbstes goldne Feuer wieder
erloschen,Tage tragen Nebelgrau.
Der Bäume hell entflammte Farbenlieder
verklangen; kahle,schwarze Regenschau.

Der Kinder Drachen, die am Himmel schwebten,
sie liegen in der Ecke; auch der Glanz
der Rosskastanien schwindet;fest geklebte
Figuren bleiben noch trotz Trocknen ganz.

Nun naht die Zeit der langen Abendstunden,
da trifft man sich gern zum Gesellschaftsspiel.
Wer einsam ist, wem fehlt die frohe Runde,
der findet medial zu seinem Ziel.

Vielleicht erreicht er in des Netzes Foren
nette Bekannte,manchmal off’ne Ohren.

© Ingrid Herta Drewing

Nebelgespinst

Tage gibt es, die grau, ohne Blinken,
trostlos und trübe den Morgen beginnen;
um dich herum im Nebel versinken
Töne und Farben, Konturen zerrinnen.

Als sei eine Macht nun ernsthaft bemüht,
zu löschen das hell lebendige Leben,
das noch im Herbstbaum so feurig erglüht,
wenn Sonnenstrahlen sich leuchtend verweben.

Du magst dies’ nicht leiden, entfachst dir dein Licht;
bei Kerzenschein wärmt Musik dir die Seele;
und, mozärtlich schwingend, dir Hoffnung verspricht,
das Grau werde sich aus dem Leben stehlen.

Dräuen auch Nebel und Stürme, die rauen,
nichts raubt dir die Zuversicht, das Vertrauen.

© Ingrid Herta Drewing

September

September zeigt sich uns doch merklich kühl.
Schon fegt der Herbstwind durch die stillen Bäume,
die hier noch grün von Sommerliebe träumen;
doch mich beschleicht nun schon das Herbstgefühl.

In einen warmen Mantel eingehüllt,
spazier’ ich nach dem Regen durchs Gelände,
wärm’ in den Taschen meine kalten Hände,
die mit Kastanien ich hab’ halb gefüllt.

Sturmvögeln gleich am Himmel Krähen stieben;
der Elstern Keckern meckert mir ins Ohr.
Vermiss’ der Amsel Lied, das Herbst verlor,
wie eine ferne, wohl vertraute Liebe.

Die Hoffnung gilt nun dem Oktobergold
und einem klaren Herbst, der Sonne hold.

© Ingrid Herta Drewing,

Regenspaß

Der Regen fällt,
es wachsen Pfützen.
Dem Kind gefällt
das Hopsen, Spritzen.

Die Hose nass,
auch das, was drunter.
Die Mutter blass;
das Kind lacht munter.

© Ingrid Herta Drewing

Regenwetter

Und richtig war des Wetterfroschs Prognose.
Heut’ regnet es in Strömen stundenlang.
Ob Efeu, Aster oder stolze Rose,
sie werden ungewollt zum Regenfang.

Die Blütenblätter schwimmen in den Pfützen,
was wehrlos, zart, erliegt des Wassers Macht.
Es fehlt den Blumen hier an Schutz; mit Mützen
hat die Natur sie nun mal nicht bedacht.

Dem Efeu macht’s nichts aus, er hält die Blätter
ausdauernd in den Regen; Staub befreit
zeigt er sein frisches Grün; gewaschen, netter
hält er sich zum Empfang des Lichts bereit.

So bringt der Regen hier doch vielen Segen.
Wir Menschen leiden nicht, sind gut bedacht,
verändern kurze Zeit nur unsre Wege
und freuen uns, wenn Sonne wieder lacht.

© Ingrid Herta Drewing

Nach dem Sommerfest

In einer Reihe,

zusammengeklappt, lehnen

Stühle an Tischen.


Lampions, Girlanden

in verblichenen Farben

hängen nass im Baum.


Blätter fallen sacht,

decken die blanken Tische.

Der Herbst ist zu Gast .

© Ingrid Herta Drewing

Sonnenhoffnung

Ein kühler, wilder Wind
treibt Regen vor sich her.
Zu schnell gekommen sind
die grauen Schatten schwer,
die sich nun einverleiben,
was sommers sollte bleiben
in einem Blütenmeer.

Die Furcht, es gehe Liebe
mit jenem Licht verloren,
doch hoffend, dass es bliebe,
dies’ Lied, das wir erkoren,
gemeinsam zärtlich sangen,
im Klange süß’ Verlangen
nach dem, was neu geboren.

Ich weiß, die Wolken weichen,
das Wetter wendet sich,
und Sonne wird erreichen,
was schon im Dunkel blich,
in goldner Wärme strahlen
und helle Tage malen
für dich und auch für mich.

© Ingrid Herta Drewing

Gelassenheit

Fast stoisch sitzen dort im Dauerregen
zwei Ringeltaubenkinder auf dem Dach.
Nichts scheint sie aus der Ruhe zu bewegen,
die Wasserdusche wohl kein Ungemach.

Dies’ sollte mir als gutes Beispiel dienen;
ich wünsche mir so viel Gelassenheit,
wenn Wetterkapriolen mir verminen
die Sommerwege meiner Urlaubszeit.

Doch will ich mich in Federn nicht verstecken,
auch wenn der Regen hier noch Wochen dauert,
werd’ ich mich mausern, Neues froh entdecken.
Es gibt viel Schönes, wo kein Wetter lauert.

Werd’ so Gelassenheit geduldig üben
und ignorieren, was den Tag könnt’ trüben.

© Ingrid Herta Drewing