Sommerhoffnung

Wie trostlos kühlen Regens Nieseln,
ein grauer Vorhang, trübes Licht!
Seit Tagen nur dies‘ feuchte Rieseln;
ach, Sonne, komm, zeig’ dein Gesicht!

Wo sind Frühsommers leichte Seiten?
Die Schmetterlinge unentdeckt;
kein Vogelsang mag nun begleiten,
was sich im Einheitsgrau versteckt.

Ich wünsch’ mir Wärme, lichte Tage,
die Nächte mild mit Sternenbild
und hoff’ der Wolken Nassansage
weicht bald der Sonne Strahlenschild.

© Ingrid Herta Drewing

Verregneter Urlaub

Die Leiter leer, der Laubfrosch bleibt versteckt.
Auch so fühl’ ich, wie kühl die Tage sind,
und freue mich, wenn mich mal Sonne weckt,
weil sie im Wolkengrau ein Schlupfloch find’t.

So war mein Urlaubswetter nicht geplant;
ich träumte doch vom Schwimmen, Sonnenbaden!
Als hätte es die Kälte schon geahnt,
eröffnet ein Solarium hier g’rade.

Da finden sich wohl bald auch Kunden ein.
Ich mag kein künstlich’ Licht, ich brauch’ Natur
und hoffe, dass der Sommer spielt noch rein
auf seiner Wärmestrahlen-Klaviatur.

Damit er wohlig hier erwärm’ die Erde
und auch mein Urlaub noch erholsam werde.

© Ingrid Herta Drewing

Kühler Juni

Der Juni greift mit kühler, nasser Hand
und stürmisch rüttelnd in die Blüten, Bäume.
Es schleicht sich Kälte ein in unser Land,
das kürzlich schon vom Sommer durfte träumen.

Sogar die Vögel hüllen sich in Schweigen,
wenn jetzt der Regen gar zu garstig dräut.
Die Köpfe tief sie ins Gefieder neigen,
im Nest die Jungen werden gut betreut.

Und dennoch duften süß die Lindenblüten,
verheißungsvoll, es scheint doch Sommer nah,
der uns sehr bald die Kälte wird vergüten
mit Sonnenschein und blauem Himmel klar.

Dann mag, wenn uns die Hitze sollte plagen,
so mancher wünschen sich die kühlen Tage.

© Ingrid Herta Drewing

Mailaunen

Es mimt der Mai hier launig den April,
lässt wechseln Graupel, Regen, Sonnenlicht.
Mal lacht des Himmels Blau, dann ist dort dicht
die Wolkenmeute, die nicht ruhen will.

Schon neigen sich die zarten Blumenköpfe;
die Hagelkörner prasseln gar zu wild.
In Nestern zittern zierliche Geschöpfe,
denn in den Büschen, Bäumen tobt der Wind.

Mir fehlt der milde Mai, der sonst so wonnig
beglückt’ mit süßen Düften, Blüten, zart,
wenn seine hellen Tage, warm und sonnig
uns froh gestimmt auf Frühlings sanfte Art.

Ach, Mai, leg ab die Maske! Wir erwarten
dein lieblich’ Bild schon sehnsuchtsvoll im Garten.

© Ingrid Herta Drewing

Stürmischer Tag

Krächzende Krähen,
Sturmvögel stieben ums Haus,
Gewittermorgen.

In Frühlingsbäume
greifen wild Regen und Sturm,
peitschen die Äste.

Und Hagelkörner
prasseln, tanzen auf dem Weg,
der winterweiß wird.

© Ingrid Herta Drewing

Das Gewitter

(Parallelgedicht zu “ Das Feuer“ von James Krüss)

Siehst du, wie die Blitze zucken,
zackig flitzen, feurig spucken?
Wie sie übern Himmel gleißen
und das Wolkentuch zerreißen?

Hörst du, wie der Donner grollt,
drohend, brüllend näher rollt?
Wie er hämmert, knallt und kracht,
lautstark poltert, böse lacht?

Spürst du, wie der Wind dich schüttelt,
brausend Bäume, Dächer rüttelt?
Wie er heulend tost und pfeift,
stürmisch in dein Haar dir greift?

Fühlst du, wie die Regentropfen
prasseln, platschen, klatschen, klopfen?
Wie sie stürzen, wie besessen,
auf dich fallen, dich durchnässen?

Siehst du, wie es matter zuckt?
Hörst du, wie der Donner muckt?
Spürst du, wie der Wind verweht?
Fühlst du, wie der Regen geht?

Still wird des Gewitters Braus:
Ein schwaches Klopfen,
ein letztes Tropfen,
aus,
und Sonne kommt heraus.

© Ingrid Herta Drewing

April I

Es hat die Sonne sich im Wolkenbett verkrochen
und blinzelt jetzt nur zaghaft auf die Erde.
„ Was uns der Frühling gestern strahlend noch versprochen,
scheint heut’ vergessen“, lautet die Beschwerde.

Er lässt April doch nun recht launenhaft gewähren.
Der spielt mit Stürmen, Regen, Frost und Schnee;
die zarten Blüten wird er mutwillig verheeren
und bringt der Vogelbrut so manches Weh.

So dass jetzt alle schon den hellen Mai erhoffen,
der alle Bäume lind ergrünen lässt.
Er wird gar sehr ersehnt, die Türen sind ihm offen,
denn mit ihm kommt das wahre Frühlingsfest.

So lange müssen wir noch den April ertragen,
doch freuen wir uns auf die goldnen Sonnentage.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlings Sieg

Die ersten Blüten, kaum erwacht am Baume,
die nahmen Sturm und Regen mit sich fort.
Das zarte Frühlingslächeln, noch im Traume,
wich dunklen Wolken kurz an diesem Ort.

Als wolle Winter sich noch einmal wehren,
bevor er für den Frühling räumt das Feld.
Ein letztes, kaltes, grimmig’ Aufbegehren,
dann unterliegt er doch dem Strahlenheld.

Des Frühlings Boten sind längst eingetroffen
und haben, heimlich webend über Nacht,
ein neues Werden, lichtes Blühen, Hoffen,
das milde, leichte Leben mitgebracht.

So muss nach Norden nun der Winter weichen.
Der Lenz spielt die Musik in seinem Reiche.

© Ingrid Herta Drewing

Einsamer Täuberich

Der Ringeltäuberich sitzt still
hoch auf des Baumes Wipfel.
Mir scheint’s, dass er erobern will
den höchsten Ast als Gipfel.

Von dort aus schaut er weit ins Land,
lässt tiefes Gurren hören,
damit der Taube wird bekannt,
dass er ihr Liebe schwöre.

Doch plötzlich lässt ein Regenguss
dies Liebeslied verklingen;
der Täuberich ins Trockne muss,
und es verstummt sein Singen.

Was nutzt ’s, wenn man auf Liebeswegen
nur einsam da sitzt, so im Regen!

© Ingrid Herta Drewing

Grauer Tag

Heut’ ist der Himmel mäusegrau,
von Wolken dicht verhangen;
ein böig’, kalter Wind lässt rau
selbst Wetterhexen bangen.

Kein Sonnenzauber wärmt das Land,
der Bäume Blüten stehen
verlassen; Frühlings helles Pfand
wird bald im Sturme wehen.

Die jungen Finken, kaum geschlüpft,
in ihrem Neste gieren.
Die Fittiche ganz weich gelüpft,
schützt Mutter vorm Erfrieren.

Nach Sonne sehnt sich alles nun,
und auch die Bienengilde
würd’ tanzen gern in Pollenschuh’n
in warmer Frühlingsmilde.

© Ingrid Herta Drewing