Aprillaunen

April mit seinen Wetterlaunen
hat uns nun wieder fest im Griff.
Die Blütenkinder lernen staunen,
wenn er den Schneepelz um sie wirft.

Verloren lugt das kleine Veilchen,
ein zart’ Gesichtchen, aus dem Schnee.
Es feierte doch vor ’nem  Weilchen
noch Frühlings Ankunft in der Höh’.

Der Berg, jetzt ganz in Weiß gehüllt,
sieht dräuen furchtbare Gewitter.
Es blitzt im Tal, der Donner brüllt.
Jungvögel ängstlich nun erzittern.

Doch morgen mag es anders sein;
dann bleckt vielleicht die Sonne heiß,
lädt golden in den Frühling ein
und leckt schnell weg das Winterweiß.

Ingrid Herta Drewing

Straße im Vorfrühling

Noch unbelaubt, doch knospend stehen Bäume
wie zur Parade hier in der Allee.
Die Hausfassaden scheinen sanft zu träumen,
die Bürgersteige säumt ein Rest von Schnee.

Die Sonne, die verzagt vom Himmel blickt,
verleiht der Straße graue Winterblässe.
In Vorgärten Schneeglöckchen schon entzückt
und zeigt, dass Frühling doch nicht ward vergessen.

Gar lange wird es wohl nun nicht mehr währen,
dann grünt und blüht es hier; ein kleines Lied
der Amsel mag es jetzt schon süß beschwören,
dass Lenz in seiner Leichtigkeit einzieht.

Dann öffnen weit sich auch der Häuser Fenster,
vertrieben sind des Winters Frost-Gespenster

Ingrid Herta Drewing

Schneefall

Es fällt der Schnee, er fällt
und deckt, als kühles Leichentuch,
dies’ arg zerstörte Land nun zu.
Getötet, wütend, hat im Nu
des grässlichen Tsunamis Fluch,
und noch bebt Japans Welt.

Erneut schnürt Tod den Schuh.
Fukushiama stellt
ins Licht der Kernkraftwerke Ruch.
Es hat die Menschen heimgesucht
des Todes strahlender Bijou.
Jod, Cäsium, Strontium hält
in Atem, unsichtbar, die Welt.

Und Schnee, unschuldig weiß,
er fällt und fällt.

Ingrid Herta Drewing

Neuschnee

Und wieder griff der Winter in die Truhe,
wo er den kühlen Sternenschatz bewahrt,
verschenkte heimlich heute Nacht in Ruhe
davon der Erde, die nun wirkt aparte.

Ihr hilft das weiche, weiße Sternenkleid
die Frost erstarrten Blößen zu bedecken,
und zarte Frühblüher, die schon bereit,
sie können wärmend sich im Schnee verstecken.

Uns, die wir schon vom Frühlingslächeln träumen,
lässt dieser Schnee jedoch ein wenig kalt.
Was im Dezember ungern wir versäumen,
die weiße Landschaft, wird zur Spukgestalt.

Wir Menschen bleiben selten wirklich offen,
empfangen meist’ nur lieb, was wir erhoffen.

Ingrid Herta Drewing

Beschaulicher Wintertag

Als habe sie der Nebel hingehaucht,
erscheinen Bäume schemenhaft im Schnee
Dort, wo die Enten unlängst noch getaucht,
da ruht erstarrt, verschlafen nun der See.

Ich drehe hier versonnen meine Runde.
Schnee rieselt sanft und hüllt mich zärtlich ein.
Am Vogelhäuschen zwitschern frohe Kunden.
Ihr Liebreiz lädt mich zum Verweilen ein.

Das sind des Winters Seiten, die ich mag,
wenn alles ist zur Einkehr still bereit;
auch wenn ein blauer Himmel schirmt den Tag,
und Sonne strahlend krönt die Jahreszeit.

Erscheint mir doch jetzt friedlich die Natur
und als Geschenk des Lebens helle Spur.

Ingrid Herta Drewing

Winters Rückkehr II

Der Winter kommt zurück, die Flockenherde
sie stiebt und wirbelt in den kalten Lüften
und legt sich weich auf die erstarrte Erde,
lässt sie noch träumen von des Frühlings Düften.

Doch uns, von frühen Blüten zart entzückt,
die in den Läden jetzt schon lieblich duften,
holt Winters Wirklichkeit nun rau zurück,
denn es heißt, Schnee zu schippen und zu schuften.

Das Zwischenspiel der Milde ist vorbei;
und warten werden wir noch ein paar Wochen.
Doch spätestens im März, ganz sicher Mai,
wird hier der Frühling blühen, wie versprochen.

So kann man sich hier auf die Jahreszeiten
einstellen und in Freude vorbereiten.

Der Rabe

Ein Rabe, glänzend schwarz war sein Gefieder,
der ließ sich gestern hier im frischen Schnee
gemütlich auf der Balustrade nieder
und blickte still auf den vereisten See.

Stumm saß er da, als sei er nur Skulptur,
zu zieren hier apart den schönen Garten.
Jedoch, dann plötzlich, so als schlüg’ die Uhr,
begann er, krächzend laut ein Lied zu starten.

Und schon war aller Zauber jäh verflogen,
der Rabe tat ’s ihm nach, verschwand sehr bald.
Ich weiß nicht, was es war, das ihn bewogen,
so rasch zu fliegen in den nahen Wald.

Vereinsamt liegt nun da die Balustrade,
im Schnee kein Rabenschwarz,ich find’ es schade.

Ingrid Herta Drewing

Silvester-Abfall

Erbärmlich blickt die Straße,
verschmutzt, ins neue Jahr;
die Böllerrest’ auflasen
sie nicht, sind schäbig da.

Vermischt mit grauem Firn
ein Trauerblick, Silvester;
vergänglich mahnt das Gestern,
zeigt Frische noch die Stirn.

Den Himmel scheint zu rühren
der Anblick, Schönes rar,
mag ihn ins Reine führen,
und Schnee fällt, weiß und wahr.

Ingrid Herta Drewing

Winter

Im Schnee versteckt die Häuser liegen.
Es glänzt des Winters weiße Pracht.
Wo sonst im Wind sich Weiden wiegen,
herrscht starr des Frostes kalte Macht.

Doch blauer Himmel schirmt die Welt.
Der Wintersonne sanfte Strahlen
ein Schimmern in die Landschaft malen.
Dies’ Bild bezaubert und gefällt

Ingrid Herta Drewing

Heiligabend

Wir stapfen durch den tiefen Schnee
zu später Abendstunde.
Der Mond aus seiner dunklen Höh’
schickt silbern seine Kunde.

Der Zauber dieser heil’gen Nacht
lässt hell die Sterne strahlen,
als seien Engel auf der Wacht,
die sanft, doch leuchtend malen.

Zart glänzt der Schnee im Mondenlicht,
geheimnisvolle Stille;
wir gehen eingehakt, ganz dicht,
in trauten Glückes Fülle.

Ein Lächeln gleitet durch den Raum,
wir dürfen ’s selig sehen,
beglückt von unsrem Weihnachtstraum,
den liebend wir verstehen.

Ingrid Herta Drewing