Sommerhoffnung

Der Herbst blickt jetzt zu früh ins Land,
noch grünen alle Blätter.
Mit Sturm und Regen unverwandt
bedroht uns nun das Wetter.

Wir sehnen uns nach Sonnenlicht,
nach Spiel und Badefreuden.
Jedoch nur gräulich spricht Verzicht,
will unsre Zeit vergeuden.

Ostfriesennerze angesagt,
auch Pulli, feste Schuhe,
die Seidenkleider, nicht gefragt ,
verbannt in Schrank und Truhe.

Doch hoffen wir, dass der August
noch Sonne wird bescheren.
Ein Sommerwetter ohne Frust
mag er uns hier gewähren.

Ingrid Herta Drewing

Wolkenparade

Da treiben die dicken Wolken dahin
wie eine Herde von Elefanten,
hintereinander, die grauen Tanten;
sie haben wohl heut‘ nur Regen im Sinn.

Und bald schon prasselt es laut auf die Fläche.
Es rauscht über Dächer, es stürzt, und es platscht.
Die Flüsse schwellen, es reißen die Bäche,
und im Morast blubbert bräunlich der Matsch.

Hell glucksend füllt sich die Regentonne
und darf der Erfüllung entgegen sehen.
In Trockenzeiten, beherrscht von Sonne,
wird sie dann für Gartenglück wohl einstehen.

Vorbei ist der Regen, der Himmel wird blau,
nur ein paar weiße Wölkchen dort gleiten,
die nun noch die Sonne zur Abendschau
in ihrem Glanz durch die Lüfte geleiten.

Ingrid Herta Drewing

Regen

Da steht der bunte, kleine Schirm
und wartet auf die Sonne,
kann nicht entfalten seinen Zwirn,
denn nur die Regentonne
wird heut’ beglückt, es fällt der Regen
und hält sie klingend munter.
Den Gärtner freut der nasse Segen,
der tropfend fällt herunter.

Und auch die Vögel sind entzückt,
erfreuen sich am Bade,
das hier im Regen sie beglückt
als Dachfirst-Duschparade.
Sie lassen hell ihr Lied erklingen
im Blätterrausch der Bäume,
die nun als grüne Träume
erfrischt in leichtem Winde schwingen.

Ingrid Herta Drewing

Morgenmuffel

Und Regen plätschert, liebt das Monotone.
Dein Blick, noch schläfrig, nimmt den Morgen wahr,
nachdem der Wecker laut und unisono
sehr lang gedudelt hat sein Tralala.

Du gehst ins Bad und machst dich tagesfrisch.
Nach einer Tasse Tee ist ’s Zeit, zu starten.
Es lauert Arbeit im Betrieb auf dich;
gewiss wird auch der Bus nicht länger warten.

Dort sitzen sie mit müder, ernster Miene
und schauen trostlos, wie der Regen rinnt.
Doch lachend auf der Rückbank Josefine
und andre Schüler, die sehr munter sind.

Sie bringen Farbe in den grauen Tag,
und ihre Freude pflanzt sich lächelnd fort.
Du schmunzelst, fühlst, dass man vermag
erhellen jeden tristen, öden Ort.

Ingrid Herta Drewing

Regengruß

Schon äugt die Sonne aus den Wolkenwänden,
aus denen noch ein leichter Regen fällt.
Die Pflanzen strecken ihre Blätterhände
ins Nass, das frisch erquickt die grüne Welt.

Und auch die Vögel finden sich nun munter
zum Trinken an der Vogeltränke ein.
Der Regen geht, vom Dache tropft es runter,
stimmt in Synkopen ab den Abschied fein.

Ingrid Herta Drewing

Frühsommer

Hier spürst du schon des Sommers Weben;
er hat die Boten uns geschickt:
Die Mauersegler, die hier schweben
und schwirren, helle Laute geben,
verkünden, dass er ist zurück.

Des Frühlings Blütenbäume haben
nun abgelegt ihr weißes Kleid.
Der Kirsche runde, grüne Gaben
versprechen, uns recht bald zu laben
in ihrer süßen Früchte Zeit.

Der Sonne gleißend helles Strahlen
beherrscht den Tag die Wärme wächst.
Man möcht’ sich gern am Strande aalen,
denn schon bereitet Hitze Qualen,
die Trockenheit, es scheint verhext.

Da wartet man und ruft nach Regen,
den dann auch ein Gewitter bringt.
Den Landwirt freut der nasse Segen,
der seine Pflanzen auch mag hegen,
damit die Frucht wächst und gelingt.

Ingrid Herta Drewing

Novembermilde

November, doch die Luft ist weich und mild,
als habe Seide in dem leichten Regen,
der heute fiel, auf bunten Blätterwegen
sich fein verteilt und alles eingehüllt.

Von Süden weht nur eine leichte Brise.
Sie hat die Morgennebel mitgenommen,
und aller Dunst, der gestern trüb, verschwommen
ins Graue führte, wich dem sanften Vliese.

So mag das Wetter lange Zeit noch bleiben.
Ich fühle mich beschwingt und froh beglückt.
Sogar die Rosen neue Knospen treiben,
für kurze Zeit kehrt nun ein Traum zurück.

Ein Traum, der auch im dunklen Winterlicht
mir von des Lebens Wärme lächelnd spricht.

Ingrid Herta Drewing