Herbsttöne

Des Herbstes farbige Girlanden
jetzt schmücken hier schon Busch und Baum.
Und weithin wächst nun in den Landen
ein Blätter-Leuchten in den Raum.

Bald prangt in abertausend Farben
dies‘ Abschiedslied, das die Natur
licht tönend singt, bevor das Darben
im Nebel zieht die graue Spur.

Es darf dein Blick sich satt dann trinken,
erfreuen sich am Farbenspiel.
Bevor die Blätter welkend sinken,
erreicht doch Schönheit noch ihr Ziel.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Klarer Herbstmorgen

Solch einen Morgen lob ich mir!
Blauhimmel, hell der Sonne Strahlen,
und Maler Herbst ist fleißig hier,
zeigt seine Farbkunst im Revier,
beginnt die Blätter zu bemalen.

Als flösse alles Himmelslicht
jetzt in die Landschaft, Büsche, Bäume,
damit zum Abschied ihr Gesicht
in abertausend Farben spricht,
Natur nun paradiesisch träume.

So kündet Ende an Beginn.
Und mögen Winter, Nebel-Zeiten
ihr Bild auch grau bald stellen hin,
wird doch des Lebens Frühlingssinn
uns hoffnungsfroh und heiter leiten.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstbäume

Schön leuchten sie in seidig‘ goldnem Glänzen,
die Bäume; Maler Herbst die Farben schenkt,
und manche mag er feuerrot umkränzen,
wenn er im Künstler-Licht den Pinsel schwenkt.

Bald lässt der Wind die hohen Bäume raunen,
wenn übermütig er nach Blättern greift,
sie löst und raubt, in wilden Tanzes Launen
und Wirbeln weit hinweg mit ihnen schweift.

Gesellt sich zu ihm noch ein starker Regen,
sind alle Äste eines Morgens kahl.
Die Blätterpracht liegt achtlos auf den Wegen,
und Nebel hüllen ein die Bäume fahl.

Doch spendet Trost der Kreislauf der Natur:
Was welkte, fiel, kommt wieder, schläft wohl nur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Abendrot im Frühherbst

Im Widerschein der Abendsonne,
die rot am Horizont verglüht,
erstrahlt der Blätter bunte Wonne.
In Busch und Baum ein Leuchten blüht,
als wolle hier in sanftem Schwingen
Spätsommer noch zum Abschied singen
ein Lied den Herbst bereiten Bäumen.

Auch du sinkst da in tiefes Träumen
und sinnst, was dir der Herbst wohl bringt,
der morgens schon in freien Räumen
den Tag in graue Nebel zwingt.
Und dennoch zeigen dir jetzt Farben
des Abendrots, du musst nicht darben,
die Augenweide nicht versäumen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Spätsommer

Ein himmlisch klarer Tag!
So sonnentrunken,
wie er sich auf dem See
nun spiegeln mag;
und Strahlenfunken
tanzen in die Höh‘,
wo gestern Trübe lag.

Die Birke trägt ein Kleid
aus goldner Seide,
spielt hier die Königin,
ist Herbst bereit;
und ihr Geschmeide
glänzt im Wasser hin
für eine kurze Zeit.

Des späten Sommers Bild
dringt in die Seele,
gleicht einem lieben Blick,
so sonnig mild;
und nichts verhehle
dir jetzt dies kleine Glück,
das wohlig dich erfüllt!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Lindenblätter auf nassem Asphalt

Auf dem Asphalt ein Aquarell
aus goldnen Lindenherzen.
Der Regen, der als Herbsts Gesell
die Blätter raubte, war zur Stell,
bereit zu rauen Scherzen.

Doch du setzt sorgsam deinen Schritt,
willst nicht das Bild zerstören.
Als teile dir der Baum hier mit,
dass man sein Herzblatt nicht zertritt,
magst du’s als Bitte hören.

Vielleicht erinnert die Natur
dich an dein endlich‘ Wesen,
und du erhoffst, dass deine Spur
erhalten bleib‘ auch, sei es nur
als Bild, das wer wird lesen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Stadt-Kultur im Herbst

Ein warmer Regen lässt noch Sommer grünen,
obwohl auch Gelb schon aus den Bäumen fällt.
Allmählich richtet her der Herbst die Bühnen
und übt sein Farbenlied in Park und Feld.

Schon längst entflog die Schwalben-Schar nach Süden,
und auch der Kranich-Zug beginnt nun bald.
Der Tag erwacht verspätet, nebel-müde;
die Krähen zieht’s zur Stadt am nahen Wald.

Hier locken Feste, Licht und pralles Leben.
Nicht nur der Dörfler kennt sein Ernte-Bild.
Musik,Theater, Dicht-und Malkunst geben
uns Städtern Muße, die Kultur erfüllt.

Mag auch Natur mit Nebel-Dichte dräuen,
wir finden stets den Anlass, uns zu freuen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Spätsommer-Mittag

Mittag ist es, Glocken läuten.
In die Stille trägt ihr Klang
zartes, fühlendes Bedeuten,
dieses späten Sommers Sang.

Hier im Park, vertieft in Träume,
weile ich in milder Luft;
und die golden-grünen Bäume
teilen schon des Herbstes Duft.

Nähme gern die Zeit gefangen,
haltend diesen Augenblick,
dass ein späteres Verlangen
trüg ’s ins Leben mir zurück.

Nicht verweilt, was wir erleben,
denn die Zeit hält ihren Schritt.
Doch der Seele frohes Beben
schreibt die Glücksmomente mit.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstlied

Es hat der Herbst die Bäume angehaucht,
die morgens sanft im Nebelbett noch ruhen,
und auch die Heide träumt in zartem Rauch;
die Glockenelfe tanzt in feuchten Schuhen.

Doch mittags darf im Sonnenschein erstrahlen
das weite Land in seinem Pflanzenflor,
wo die Natur in farbenfrohem Malen
still zaubert ihrer Töne Gold hervor.

Und lässt hier schön die hellen Saiten klingen,
spielt Indian summer, macht den Himmel weit,
und dennoch schwingt der Abschied in dem Singen,
erzählt von langem Traum in stiller Zeit.

Wenn sich der Pflanzen Leben nimmt zurück,
um Kraft zu sammeln für das Frühlingsglück.

© Ingrid Herta Drewing,2015

September im Park

Als habe ihn der Frühling sanft gerufen,
zeigt sich der alte Baum in lindem Grün,
obwohl der Frühherbst naht, erklimmt die Stufen,
um nun in Park und Garten einzuzieh’n.

Die Linde, die erstarkt im Sommerregen,
wächst hier mit zarten Blättern hell im Licht,
erzählt ein Märchen uns, Spätsommer-Segen,
noch blüht die Hoffnung, kennt das Welken nicht.

Mein Blick genießt es, dieses Innehalten.
Als Sinnbild mag’s mir geben Zuversicht,
dass vor dem Welken, Fallen ein Gestalten
erinnernd hier von Leben,Frühling spricht.

© Ingrid Herta Drewing,2015