Zur Person Ingrid Herta Drewing

Am 12. Dezember 1942 wurde Ingrid Herta Drewing in Wiesbaden geboren, wo sie dann 82 Jahre lang zu Hause war. Seit 2025 lebt sie in Münster.

Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Geographie arbeitete sie 36 Jahre lang als Lehrerin für Deutsch, Erdkunde und Ethik in Mainz, leitete auch eine Theater-Arbeitsgemeinschaft.

Seit 2008 ist sie pensioniert, ihre vier Kinder sind erwachsen, so hat sie Zeit zum Schreiben.

Von den zirka 4500 Gedichten, die sie geschrieben hat, sind viele in Anthologien, Schulbüchern, Zeitungen, im Internet und auf dieser Homepage zu finden. Dank Internet wandern sie um die Welt. Sogar in Japan erschien eines ihrer Gedichte in Übersetzung und im Original in einer Anthologie.

Inzwischen hat sie über dreißig Bücher veröffentlicht, auch wurden etliche ihrer Gedichte vertont. Ihre Vorliebe für Gedichte erklärt sie so: „Ich liebe an der Lyrik die Einheit von Klang, Bild und Gedanke. Stimmungen, Gefühle, Eindrücke, die mich bewegen, kann ich so festhalten.“

Tagen

Ein hellblauer Tag
schlüpft aus Winters Nebeln,
vertreibt hier das Grau.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Münster, Kinderhaus

Beim Lesen der Nachrichten

Oh nein, ich will mich nicht gewöhnen
an dieses Leid, die Kriegsberichte,
Sprachhülsen, die die Not verhöhnen,
den Hedonismus krass verschönen
und Empathie im Keim vernichten.

Nicht tumb den Autokraten frönen,
sich unterwürfig einzurichten,
als Echo Propaganda-Tönen
und deren hasserfülltem Dröhnen
willfährig handelnd beizupflichten.

Postfaktisch, an den Fake gewöhnen,
darauf kann ich getrost verzichten,
muss nicht die Folgen fürchten, stöhnen.
Wahrhaftigkeit und auch Versöhnen,
das Leben friedlich neu belichten,
nicht nur mit Versen im Gedicht!

© Skizze u. Text: Ingrid Herta Drewing

Umzug

Geräumt der Speicher,
in Boxen verstaut,
ruht die bewegliche Habe.
Zerlegt die Regale,
wo Bücher so traut
hüteten geistige Gabe.

Schreibtisch und Schränke,
nun auch abgebaut,
skeletthaft wie leere Wabe.

Versammelt die Pflanzen, auch Gräser und Kraut,

mag ja dem Grün nicht entsagen.

Mein Umzugs-Adieu gilt dem Ort, mir vertraut,
Jahrzehnte von glücklichen Tagen.
Doch wehr’ ich der Wehmut, dem Klagen:
statt Wiesbaden wird alsbald Münster erschaut;
den Neubeginn werd’ ich nun wagen.

© Fotos u. Text: Ingrid Herta Drewing

Winterfest

So kernig ich den Winter mag,
mit sonnig klaren Tagen!
Da wird die Kälte nicht beklagt,
warm eingekleidet, mir ’s behagt,
trag Mütze, Kuschel-Kragen.

Wie schön, dass es den Webpelz gibt,
kein Tier muss dafür leiden.
Er wärmt, auch wenn es schneit und stiebt,
ist leicht zu tragen und beliebt,
gern mag man sich bescheiden.

Zum Vogelhäuschen führt mein Weg;
erfreut darf ich erblicken
die Meisen, Amseln, die ich heg’,
gesundes Futter dort hin leg,
die Sänger zu beglücken.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Bild: Pixabay

Esperanza und der Wörter Klang

„Esperanza“, dieses Wort
weiß viersilbig schön zu wecken
ein Erwarten sanft vor Ort,
nach dem Guten sich zu strecken.
Offen reicht es hin sein “ A“,
sieht die Zukunft hell und nah.

Englisch eine Silbe „ Hope“,
auch die „ Hoffnung“, nicht bizarr,
setzen auf gewisses Lob;
anders klingt es bei „ Espoir“.
In die Höh’ reicht es, betroffen,
dass erfülle sich das Hoffen.

Wörter tragen mit dem Klang
auch Bedeutung in das Ohr.
„ Niemals“ macht mir nicht so bang
wie endgültig „ nevermore“.
Manches Wort schenkt schön Geleit,
so auf Deutsch „ Gemütlichkeit“

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Winters Gruß

Es hat der Winter heute Nacht
uns seine weiße Pracht gebracht.
Die Straße ruht im Schnee,
die Bäume der Allee
bemäntelt weich nach Kälte, Regen
als schön Geschenk der Sternchen-Segen.

Wie unter dicken Kuscheldecken
die Autos sich jetzt tief verstecken.
Noch wirkt des Sonntags Ruh,
und keines Menschen Schuh
schien diesen Teppich zu berühren,
auch keine Pfote durft’s schon spüren.

So unberührt ist ’s weit und breit;
mir ist, als stünde still die Zeit.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Arme Poeten

Es streben die Armen Poeten
mitnichten nach Ruhm und Moneten.
Zur Freud vieler hier,
poetisch Plaisier,
pflanzen sie Verse in Beeten

Gewiss mag man da auch mit Neffen
und Limericks albern und äffen.
Im Wörterspalier
mit dem Schalk im Revier
darf man sich gut gelaunt treffen.

© Text: Ingrid Herta Drewing

Skizze: Ingmar Drewing

Dritter Januar in Wiesbaden

Das junge Jahr, heut sonnig, klar,
verschönt uns diesen Wintermorgen,
schenkt frische, kühle Luft; doch war
Frau Holles Handeln recht bizarr,
hält ihren Schnee vor uns verborgen.

Man muss schon ins Gebirge fahren,
die Eifel hat ’s, auch Schwarzwalds Höh’;
dort lockt ’s zum Wintersport schon Scharen.
Im Taunus auf der Platte sparen
noch alle Wölkchen ihren Schnee.

Im Tal nach Regen klare Sicht,
da geh’ ich gern im Park spazieren.
Vielleicht wird Winter bald im Licht
bemänteln Nebel und Verzicht,
lässt weiß sein Sternchen-Kleid brillieren?

© Fotos u. Text: Ingrid Herta Drewing

Sterntaler

Die Sterne fallen nicht aus allen Himmeln
und regnen, dich bereichernd, sanft herab.
Ein Rappen wird nicht über Nacht zum Schimmel,
weil eine Fee ihm ihren Zauber gab.

Auch wenn du teilst dein Brot, die letzte Habe,
den Dankes-Lohn, den streichen andre ein.
Das Märchen zeigt im Bild wohl goldne Gabe,
doch Erdenreichtum bringt es dir nicht ein.

Das was dir wird, in Gold nicht zu ermessen.
Es ist das Glück, das deine Seel’ ergreift,
die alles gebend, selbstvergessen,
wird von dem Hauch des Ewigen gestreift.

Dies Märchen wird wohl manchmal wirklich wahr,
und wer’s erlebt, erkennt ein Wunder klar.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing