Schnee

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Des Winters Katze heimlich kam zur Nacht
und hat mit weichen, weißen Sammetpfoten
hier Wiesen, Busch und Baum im Tal bedacht.
Und dort, wo Frost und Eiseskälte drohten,
liegt sie beschaulich, hält im Schnee die Wacht.

Dachgauben prangen nun mit weißen Hauben
sogar die Schornsteine in hellen Mützen,
und auf dem Dachfirst putzen sich die Tauben
ihr zart Gefieder, das sie nachts soll schützen,
wenn Fröste sich den Zugriff noch erlauben.

Mir kommt ’s so vor, als sei‘ s ein Abschiedsspiel,
das Winter jetzt noch einmal schön hier gibt,
Aufmerksamkeit auf seine Kunst mag lenken,
bevor er hoch im Norden sucht sein Ziel.
Dann wird der junge Lenz, ins Licht verliebt,
die Landschaft zieren, wecken Blüten viel
und uns mit Vogelliedern reich beschenken.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Der rabenschwarze Ritter

Version 2

Sein schwarzes Haar
glich glänzend einem Raben,
sein Augenpaar
ein Leuchten in der Nacht.
Es schien, als sei erhaben
und wunderbar
mit guten Königs Gaben
aus Mythen er erwacht.

Fremd war das Land,
verändert durch die Zeiten,
ihm unbekannt
der Menschen neue Welt.
Ihr rollend Rasen, Gleiten
er seltsam fand,
anstatt zu Ross zu reiten,
wie ’s einst bestellt.

Es fehlten Wald
und Felder, Gärten, Wiesen.
Versiegelt, kalt,
die Landschaft betoniert.
Kein klarer Fluss konnt‘ fließen,
auch wollt‘ so bald
kein Schmetterling ihn grüßen,
kein Vogel tiriliert‘.

Dort in der Stadt
traf er nun auf Passanten,
die seltsam matt
nur sah’n auf ihre Hand,
als ob sie sonst nichts kannten.
Nicht einer hat
direkt mit Anverwandten
geredet, keiner stand.

Als hätt‘ Magie
hier aller Tun beschworen,
so gingen sie
an ihm vorbei im Schritt.
Sie schienen so verloren,
als seien sie
zum Menschsein nie geboren,
nur Puppen da im Tritt.

„Ein böser Fluch
muss‘ wohl auf ihnen liegen.
Kein Blickversuch‘,
von Liebe zart erfüllt,
kein aneinander Schmiegen,
wo warm im Tuch
man sanft mag Kinder wiegen!
Nur Kälte herrscht, enthüllt!

Bin Retter ich?“,
fragt da der kühne Recke
nun so für sich,
„Bin ich dazu gedacht,
damit ich sie erwecke,
ihr Menschen-Ich
befrei aus dem Verstecke,
des Zaubers böser Macht?

Wo find ich den,
der Menschlichkeit hier raubte
und Flüsse, Seen,
die Landschaft hat zerstört,
das Schöne, lieb Geglaubte
ließ so vergeh’n,
die Pflanzenwelt entlaubte,
obwohl’s ihm nie gehört‘?“

Das Mädchen las
ihr fremd im Buch die Zeilen,
und sie vergaß
die ungeliebte Pflicht,
zum Aufräumen zu eilen.
Es machte Spaß,
in Träumen zu verweilen,
voll Rätsel der Bericht.

Wie Batman gar
wollt ihr der Mann erscheinen,
der hier nun war
als Retter in der Not.
„Könnt‘, was entzweit, er einen
und wunderwahr
wär‘ dann Natur im Reinen
und alles recht im Lot?

Doch wie sollt’s geh’n?
Wie wär die Welt zu heilen,
wenn Flüsse, Seen
nur noch Kloaken sind?
Wo würde man verweilen,
wenn nichts mehr schön,
nur Steine, Wüstenmeilen
verstauben blind im Wind?

Er kommt zu spät,
so kann er kaum noch retten,
was längst verschmäht,
von Menschen falsch gemacht,
die ihre Hochhaus-Ketten
ins Land gesät
so dicht an dicht wie Kletten,
Wald in Beton verbracht.

Jetzt ist die Zeit,
noch kann man es verhindern!
Ich bin bereit,
zu retten die Natur,
verwehr ’s, sie auszuplündern!!
Ich bin so weit
und werd‘ mit andern Kindern
hier schützen Baum und Flur!“

Erkenntnis, rein,
wird sie sie wohl bewahren?
Erwachsensein
lockt oft auf falsche Spur.
Und doch,trotz Trott nach Jahren,
seh’n ’s manche ein,
was sie als Kind erfahren,
und schützen die Natur.

© Text und Foto / Ingrid Herta Drewing,2018

Herbstabend

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Aus den Wiesen schweben Schleier,
Nebellieder; Abendrauch
hüllt die Weide ein am Weiher,
wo der letzte Silberreiher
wird zum Bild in sanftem Hauch.

So wie zarte Tuschezeichen
in der Ferne Baumkonturen.
Kronen jener Buchen, Eichen,
die bis in den Himmel reichen
über grünen, feuchten Fluren.

Leicht im Abendlicht verschwimmen
sie in goldner Sonnenglut,
die sich rötet im Verglimmen.
Und es schweigen laute Stimmen;
stille wird der Wald und ruht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Unernst

Ernst stieg gar so gern auf Bäume,
wohin sonst nur Vögel fliegen,
und verlor sich dort in Träume,
blieb oft stundenlang dort liegen.

In Marokko als Tourist
kam sein Spielchen zum Erliegen.
Denn es saßen, welch ein Mist,
in den Bäumen schon die Ziegen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Sommerlich

Der Sonne Spiel glänzt zart schon früh am Morgen,
und Mauersegler schweben hoch im Blau.
Es scheint, als schliefen alle trüben Sorgen.
Noch mag die Nacht dem Tag die Kühle borgen,
bevor ein heißes Gleißen wird zur Schau.

Vorbei scheint wohl des Frühlings Blütenmilde.
Es tanzt der Mai im hellen Sommerkleid.
Das pralle Leben lockt hier im Gefilde
und Klatschmohn leuchtet rot im Wiesenbilde,
ein lodernd Feuer vor Johanniszeit.

Nun schätzt du auch der grünen Bäume Schatten,
die Bank im Park, sie lädt zur Ruhe ein.
Ein Innehalten mag Natur gestatten;
die Mittagspause gönnt dir dies Ermatten
und stärkt dich, wieder auf dem Damm zu sein.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Abendstimmung im Mai

Sanft träumt der Abend auf den Wiesenfluren,
Der Sonne Gold versinkt nun brennend rot
dort, wo am Horizont der Himmel loht
und leuchtend färbt der Federwolken Spuren.

Schon reichen lange Schatten sich die Hände;
die alten Eichen und der Mammutbaum
erweitern spielend ihren dunklen Raum,
bereiten vor zur Nacht jetzt das Gelände.

Doch lieblich lässt ihr Abendlied erklingen
die Amsel, deren Sang da weithin schallt,
hier durch des Schwarzbachs Tal bis hin zum Wald,
und fügt sich ein ins stimmungsvolle Schwingen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Nasenseligkeit

Version 2
Im Licht der Sonne
der duftgeschwängerte Park
nach Mai-Gewitter.

© Foto u.Text
Ingrid Herta Drewing

Mai

Version 3

Der Mai zeigt sich als kecker Wicht,
sprüht frech mit frischem Regen;
die Bäume duscht er im Gesicht,
zupft Blüten ab verwegen.

Doch hat er prächtig über Nacht
als Gärtner großer Güte
den grünen Glanz hervorgebracht
aus seiner Wundertüte.

Die Erde blütenreich geschmückt,
den Brautstrauß lieb gebunden.
Das Vogelvolk im Nestbauglück
hat singend sich gefunden.

Wir Menschen fühlen, leicht und frei,
auch uns lacht jetzt das Leben;
trotz Krise, Sorgeneinerlei
woll’n wir nur vorwärts streben.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

Das sprintende Wildschwein

In Biebrich stand ein wildes Schwein
am Ufer ganz allein am Rhein
und fragte laut : „Wie kann das sein,
dass hier nur Wasser ist, kein Wald,
nur Plätschern, Fließen und kein Halt?
Wie soll ich mich denn hier ernähren,
wo find ich Eicheln zum Verzehren?
Es gibt ja hier nur Kieselsteine,
mal größere und manchmal kleine.
An mich hat keiner wohl gedacht,
als er die Flusslandschaft gemacht!“

Da legte an, wie’s sich so trifft
ein großes, weißes Motorschiff,
das brachte viele Leut an Land,
die fanden es höchst int’ressant,
dass dort am Fluss,wie konnt’das sein,
stand grunzend dieses wilde Schwein.
Doch manche ängtlich da vor Ort,
die riefen laut: „Das Schwein muss fort!“

Und schon begann das wilde Jagen,
dem Eber fehlte Zeit zum Klagen.
Er setzte hurtig in Erregung
zum Rückzug an, nun in Bewegung,
und sprintete wie Bold so stark
dort hinters Schloss in Biebrichs Park.
Da fand er dann auch Eichenbäume
und deren Früchte, wahre Träume.
So war es ihm doch noch beschieden
dies Plätzchen, das gewährt ihm Frieden.

Ja mancher, der nur grunzt und klagt,
entdeckt, wenn man ihn scheucht und jagt,
dass das, was er oft übersah,
sein Glück ist, liegt zum Greifen nah‘.

© Ingrid Herta Drewing

Winterspaziergang

Es griff der Winter harsch mit kalten Händen
den Bäumen in die kahlen Äste, Zweige,
ließ Nebel, Frost hier Raureif reichlich spenden.

Sein glitzernd Weiß ward auch den Tannen eigen
und Fichten, Kiefern, die sonst immer grünen,
sich unter dieses Eises Last nun neigen.

Sie wirken da auf Winters bleichen Bühnen,
so weiß vermummt, wie riesige Gestalten,
die einen Zauberwald bewachen,Hünen.

Als Mensch stehst staunend du davor, verhalten,
gebannt von fremder Schönheit der Natur,
und ahnst, welch ungeheure Kräfte walten.

Recht klein erscheint dagegen deine Spur,
die dennoch auch im Schnee von Leben zeugt,
ein Abdruck deiner schmalen Füße nur,
jedoch hier in Bewegung ungebeugt.

© Ingrid Herta Drewing,2017