Herbst-Muße

Nun schwingen des Herbsts dunkle Saiten.
Der kürzeren Tage Licht,
belagert von Nebel dicht
und Regens nasskaltem Begleiten,
verwehrend die klare Sicht.

Doch wärmt dich ein Feuer zu Hause,
so wohlig, bei Kerzenschein
hast du ’s gemütlich und fein.
Mag’s draußen auch stürmen und brausen,
hier kehrt die Stille sanft ein.

Beschaulichkeit lockt dich zu lesen,
zu lauschen schöner Musik;
die Seele im Balsam sich wieg‘.
Von Trübsal und Kummer genesen,
genießt du der Künste Sieg.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Zustimmung

(Kommentargedicht zu Bardolinos Satire “ Böse PLagiate“)

Auch ich hab bereits festgestellt,
dass sich meine Lichtgedanken
im Gestrüpp all jener ranken,
die sie vormals unverhohlen
mir schon vor Geburt gestohlen.

Sokrates, Kant, Kleist und Goethe
bringen mich da sehr in Nöte;
überall spricht das Plagiat,
selbst der Weingeist: Nur Verrat!
Was ist das nur für eine Welt? 🙂

© Ingrid Herta Drewing

Lyrisch dichten

Wer dichtet, ist verliebt in schöne Klänge
und spielt beherzt mit Worten, Bildern, Träumen.
Es trägt die Phantasie ihn aus der Enge
des Alltags in ihr Reich, lässt Zeit versäumen.

Archaisch, fast in Trance, ein Meditieren,
geleitet sanft von milden Melodien.
Der Lyra Saiten lassen süß verlieren,
was wir im Zwang des Tages ernst bemühen.

Es sind die lichten, frohen Bilder, Worte,
die uns entführen, schenken, Kraft und Ton.
Geöffnet scheinen des Elysiums Pforten;
beglückt erfährt ’s der Musen Tochter, Sohn.

Und wer dann schreibend seine Verse spricht,
erliegt dem zarten Zauber des Gedichts.

© Ingrid Herta Drewing