Betende

Entrückt, und kein geschäftig‘ Treiben
stört jenen Hort der stillen Stunde.
Auch keine noch so frohe Kunde
wird lautstark hier im Innern bleiben,
bestimmen gar den Klang der Runde.

Versunken tief in ihr Gebet,
in Andacht, jenem Geist verpflichtet,
der sich nach Gottes Quellen richtet,
scheint weltlich‘ Glück hier obsolet,
bescheiden wird auf Gut verzichtet.

Auf selbst gewählter Armut Wegen,
fern von Ballast, doch Licht erfüllt,
nährt sie das Brot, das Hunger stillt,
gewährt der Seele sanft den Segen,
die tief zu glauben ist gewillt.

© Ingrid Herta Drewing

Rosenlied

Das Lied der Rose, das dich sanft begleitet,
wenn Winter grimmig dräut mit Eis und Schnee,
dich hin zu heller Blütenhoffnung leitet,
vertreibt die Traurigkeit, der Kälte Weh.

Und schenkt sodann ein liebendes Vertrauen,
sei auch der Tag im Nebelgrau verstrickt.
Du wagst es wieder, neu mit aufzubauen,
was schon verloren schien dem müden Blick.

Das Lächeln kehrt zurück; in Harmonie
erwächst dir Frieden, Kraft und lichtes Leben.
Es schwingt und klingt die zarte Melodie
der Freude, die durch Glauben dir gegeben.

Du sprichst aus vollem Herzen dein Gebet
und dankst demütig Gott, der dich versteht.

© Ingrid Herta Drewing

Im Traum

Wo zwischen Schlaf und Wachen Träume wohnen,
erzählt dir deine Seele schön Geschichten
und wartet auf mit einem Farbenspiel
in Bildern kraft- und eindrucksvoller Dichte.

Da will die Welt so wirklich dir erscheinen.
Was lange schon vergangen, ist dir nah’
und windet sich empor wie Grün’ aus Steinen;
was du verdrängt, verborgen, siehst du klar.

Und kannst es nun erfühlend auch erschauen,
wenn dich kein Alp bedrängt mit arger List.
Doch noch im Traume sagt dir ein Vertrauen,
dass du in Gottes Hand geborgen bist.

Mehr als ein Ritual, das obsolet,
ist doch seit Kindertagen dein Gebet.

© Ingrid Herta Drewing

Begegnung am Bach

Noch lag der Hauch des Nebels auf den Wiesen,
und rötlich, zart im Ost die Sonne schaute,
ein Tagen ohne dich, der Morgen graute.
An unsrem Platz, wo über Baches Fließen
man jene kleine Brücke kunstvoll baute,
dort sollten zum Gedenken Rosen sprießen.

Da plötzlich stand vor mir dein liebes Bild.
Mir waren Weg und fast die Luft genommen;
mein Herz erwachte, klopfte rasend, wild,
verlor’ne Liebe, Trauer, Schutz und Schild;
hab’ so geglaubt, du würdest wieder kommen!
Vermisst du, tot wohl, hatt’ man mir enthüllt.

Doch als du zärtlich nanntest meinen Namen,
der Klang der trauten Stimme mich umgab,
da wusste ich, dass ich dich wieder hab’,
fand mich geborgen lieb in deinen Armen;
und Rosen schwammen weiß den Bach hinab.
Der Liebe Dankgebet fand still ihr Amen.

© Ingrid Herta Drewing

Japans Leid

Wird dieses Leid denn wirklich niemals enden?
Wann kommen Erde und der Mensch zur Ruh?
Wann darf man wieder mit den eignen Händen
das halten, was jetzt ward zerstört im Nu?

Ach endeten doch bald auch Furcht und Not,
all dieses unheilvolle, dunkle Drängen,
das stets begleitet wird von nahem Tod,
die Strahlgefahr des Gaus mit ihren Zwängen!

Ja, Nippon weint. Die vielen stummen Tränen,
sie rinnen tief hinein ins stolze Herz;
und dennoch wahrt man Haltung, manche wähnen,
dass man zerbrechen müsst’ an solchem Schmerz.

Herr, Gott, wir bitten, sorge für die Rettung
und halte dort der Erde Beben an
damit auch die verheerende Verkettung
Tsunami, Gau nicht noch mehr schaden kann!

Ingrid Herta Drewing

Erntedank-Gebet

Wir danken, Herr, für deine Gaben,

erwachsend aus der Erde Schoß,

denn alles  Leben, was wir haben,

wird nur aus deiner Güte groß.


Du lässt die Sonn ‚ am Himmel scheinen,

den Mond, die Sterne in der Nacht,

schenkst Regen uns, lässt Pflanzen  keimen

und  blühen, was uns glücklich macht.


Du gabst die Schöpfung uns zur Pflege,

nun bitten wir, gib uns die Kraft,

sie auch in deinem Sinn zu hegen,

nur das zu tun, was Frieden schafft.

Ingrid Drewing