Gelassenheit

Fast stoisch sitzen dort im Dauerregen
zwei Ringeltaubenkinder auf dem Dach.
Nichts scheint sie aus der Ruhe zu bewegen,
die Wasserdusche wohl kein Ungemach.

Dies’ sollte mir als gutes Beispiel dienen;
ich wünsche mir so viel Gelassenheit,
wenn Wetterkapriolen mir verminen
die Sommerwege meiner Urlaubszeit.

Doch will ich mich in Federn nicht verstecken,
auch wenn der Regen hier noch Wochen dauert,
werd’ ich mich mausern, Neues froh entdecken.
Es gibt viel Schönes, wo kein Wetter lauert.

Werd’ so Gelassenheit geduldig üben
und ignorieren, was den Tag könnt’ trüben.

© Ingrid Herta Drewing

Wunsch

Wie diese Taube hoch auf der Antenne
im Sonnenlicht des Morgens sich genügt,
so möchte ich von Lärm und Hast mich trennen
und bleiben doch ins Leben eingefügt.

Ja, es bewusst im Wesen auch erfassen,
bevor mein Tag den Abend kommen sieht,
und seine Schönheit auf mich wirken lassen,
das Feuer fühlen, das in allem glüht.

In diesem grünen Land der Wälder, Wiesen,
der Städte, die an Parks und Gärten reich,
wo klare Flüsse hin zum Meere fließen,
Libellen , Silberreiher noch am Teich.

Hier darf ich, bar des Grauens der Natur,
erleben ihre schöne Seite nur.

© Ingrid Herta Drewing