Am Fluss

Es lieben die Wasser das Reisen
und strömen im Flusse dahin.
Sie flüstern dir zu, plätschern leise,
mögest folgen der Wellen Weise,
in die Weite sich richte dein Sinn.

Mit schnittigem Schiffe dort fahren,
gebläht weiße Segel im Wind,
der auch dir weht wild in den Haaren.
Du blickst in den Himmel, den klaren,
ein Fernweh trunkenes Kind.

Darfst dennoch nur Landratte bleiben,
fremde Abenteuer gibt’s kaum.
Jedoch Phantasie wird dich treiben
und lässt dich Geschichten aufschreiben,
in welchen dann wahr wird dein Traum.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Gut Pfad

Lasst uns in die Lande ziehen,
in den blauen Tag,
aus den grauen Mauern fliehen,
fern sei Sorge, PLag!

Auf dem Fluss und in den Wäldern
sind wir dann zu Haus’.
Durch die Wiesen und die Felder
führt der Weg hinaus.

Und im Sonnenschein wir schwimmen
dort im klaren See.
Fröhlich hallt der hellen Stimmen
Echo aus der Höh’.

Frei wie Vögel wir uns fühlen,
herrlich ist die Welt.
In den Sternennächten, kühlen,
schützt uns unser Zelt.

Um der Kohte Feuerwärme
sitzen wir im Kreis’,
sehen, wie die Flammen schwärmen,
singen Lieder leis’.

Löscht die Nacht das Lagerfeuer,
hüllt Natur uns ein.
und der Erdtrabant, ein Treuer,
lädt zum Träumen ein.

© Ingrid Herta Drewing, 1959, (überarbeitet,2014)

Erkenntnis

Von Fernweh trunken in den Jugendjahren,
zog’s mich hinaus in eine fremde Welt.
Ich glaubte, nur so könnte ich erfahren,
erkennen meinen Weg im Wandelbaren,
was mich im Leben wach und wissend hält.

Es wuchs die Demut wohl; ich durfte schauen,
wie Gottes Schöpfung ist in Vielfalt schön
und lernte, ein Gesicht zu lesen, trauen
nicht jener Scheinwelt, wo die eitlen Pfauen
so selbstverliebt in Spiegeln sich besehn.

Doch weiß ich heute wohl, nicht nur die Ferne
ermöglicht der Erkenntnis klaren Blick.
Im Kleinen auch wirkt Zauberglanz der Sterne;
er ist so nah und weist den Pfad dir gerne
zu jenem lichten, uns geschenkten Glück.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Linde Erinnerung

Im Schatten der großen Linde,
dort auf der Bank unterm Baum,
spielt‘ ich als Kind; milde Winde
mischten den Duft so gelinde,
erblühend ein Sommertagstraum.

Hier ließ auch Liebe uns kosen,
noch wächst das Herz mit der Rinde.
Jung waren wir, glücklich; Rosen
sollten erglühen, kein Losen
führen in Dornengebinde.

Der Jugend Liebe verloren,
gemausert aus Frühlings Flaum.
Die Linde, die wir erkoren,
sie grünt noch,wie neu geboren,
verliert ihr Leuchten wohl kaum.

© Ingrid Herta Drewing

Nostalgisch

Der Blick zurück
hat Sehnsuchtsaugen
und wittert im Gestein der Jahre
hier in erinnerndem Gebaren
Fossilien des vergang’nen Glücks.

© Ingrid Herta Drewing

Unausweichlich

Schnell gleitet mit der Zeit auch unser Leben,
unmerklich tickt im Herzschlag unsre Uhr.
Wir wissen nicht, wie lang es uns wird geben,
wann die Vergangenheit löscht unsre Spur.

Im Jugendalter schaust du in die Ferne,
der Gegenwart und Zukunft gilt dein Blick;
es blinken übermütig Hoffnungs-Sterne.
Im Alter greift Erinnerung zurück.

Du weißt, dass bald der große Abschied naht.
Es bleibt nichts mehr dem Zufall überlassen.
Als Mensch ist dir bewusst, da hilft kein Rat.
Dort an der Grenze musst du dich verlassen.

Erspürst wohl tief, das Leben ist so schön;
doch unerbittlich heißt es: Du musst geh’n!

© Ingrid Herta Drewing

Jugend

Der Jugend Träume, weit gespannt, gleich Sternen
erglänzen sie im Dunkel tiefer Nacht.
Man stört sich nicht, dass sie in weiten Fernen,
fühlt sich lebendig, stark; getan, gedacht.

Mit diesem leichten Sinn lockt uns das Leben,
wenn hoffend wir ins Ungewisse ziehen.
So mancher Kampf, auch viel vergeblich’ Streben,
es schreckt uns nicht, wenn jugendfroh wir glühen.

Und in dem Glauben an die guten Mächte,
die uns trotz allem auf dem Weg begleiten,
sind wir gestärkt und finden auch das Rechte,
das zu uns passt, sind nicht zu wirr die Zeiten.

Denn, wenn die Not das Leben überschattet,
der Tod uns droht, oft Zuversicht ermattet.

© Ingrid Herta Drewing

Aufbewahrt

Gepresste Veilchen,
Erinnerungen, verwelkt.
Doch in meinem Traum
erzählen sie vom Frühling
und singen Liebeslieder.

© Ingrid Herta Drewing

Hochhauslichter

Nachtblaue Blicke
über den Glasfassaden.
Noch träumt dort der Tag.

Ein schwarzer Flügel,
schwingend in sanften Klängen.
Chopin ist zu Gast.

Im Saal nebenan
wiegen sich junge Paare
im Mitternachtsblues.

Und hoch unterm Dach
flirtet ein himmlisches Blau,
Spiegelfacetten.

© Ingrid Herta Drewing

Jugend

Der Jugend Träume, weit gespannt, gleich Sternen
erglänzen sie im Dunkel tiefer Nacht.
Man stört sich nicht, dass sie in weiten Fernen,
fühlt sich lebendig, stark; getan, gedacht.

Mit diesem leichten Sinn lockt uns das Leben,
wenn hoffend wir ins Ungewisse ziehen.
So mancher Kampf, auch viel vergeblich’ Streben,
es schreckt uns nicht, wenn jugendfroh wir glühen.

Und in dem Glauben an die guten Mächte,
die uns trotz allem auf dem Weg begleiten,
sind wir gestärkt und finden auch das Rechte,
das zu uns passt, sind nicht zu wirr die Zeiten.

Denn, wenn ein Krieg das Leben überschattet,
auch manches junge Blut im Tod ermattet.

Ingrid Herta Drewing