Frühlingslied

Ich wandere am Bach entlang,
der munter gluckernd springt.
Melodisch sich der Amsel Sang
hell zum Duett aufschwingt.
Es singt der Frühling freudig,leise
hier lieblich seine zarte Weise.

An Baches Ranft Vergissmeinnicht
blau strahlt mit lichtem Blick.
Das Wasser spiegelt dein Gesicht,
erinnernd mir zurück.
Es singt der Frühling zärtlich, leise
hier lieblich seine Zauber- Weise.

Ich mag wohl wie das Wasser nun,
das jetzt, vom Eis befreit,
so quirlig sprudelt, will nicht ruh’n,
hinaus, die Welt ist weit!
Da lockt das Leben, auf zur Reise!
Und frühlingsfreudig klingt die Weise.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Erkenntnis

Von Fernweh trunken in den Jugendjahren,
zog’s mich hinaus in eine fremde Welt.
Ich glaubte, nur so könnte ich erfahren,
erkennen meinen Weg im Wandelbaren,
was mich im Leben wach und wissend hält.

Es wuchs die Demut wohl; ich durfte schauen,
wie Gottes Schöpfung ist in Vielfalt schön
und lernte, ein Gesicht zu lesen, trauen
nicht jener Scheinwelt, wo die eitlen Pfauen
so selbstverliebt in Spiegeln sich besehn.

Doch weiß ich heute wohl, nicht nur die Ferne
ermöglicht der Erkenntnis klaren Blick.
Im Kleinen auch wirkt Zauberglanz der Sterne;
er ist so nah und weist den Pfad dir gerne
zu jenem lichten, uns geschenkten Glück.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Vanitas

Blauregen wirft die Ranken in den Wind,
die Mauer suchend, um sich festzuhalten.
Ob diese Pflanzen doch auch Wesen sind,
viel stiller nur und duldsam im Gestalten?

Vom Werden,Wachsen alles ist durchdrungen
und findet welk auch wieder in den Tod,
nachdem es hell sein Lied im Licht gesungen,
Ergrünen, Blühen, Reifen das Gebot.

Wir, unsren Wurzeln,wie es scheint,entronnen,
wir fühlen hier in dieser Welt uns frei,
da wir mit “ unsrer Schöpfung” selbst begonnen
ein neues Paradies, das irdisch sei.

Jedoch auch unser schönstes Morgenrot
besiegelt hier auf Erden doch der Tod.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Kimspiele

Und immer noch gelingt es Diktatoren
hier Menschen kalt in ihren Bann zu zwingen,
obwohl doch weltweit heute aller Ohren
und Blicke ihre Machenschaft durchdringen.

Ein ganzes Volk in Geiselhaft zu nehmen,
gelingt wohl nur, wenn’s andre Völker dulden,
sich eigenen Interessen da bequemen
und übersehen des Despoten Schulden.

Solange Eigennutz und Macht gepaart,
wird sich für Diktatoren wenig ändern.
Die Großen dieser Welt schaun gern a`parte,
sie ziehen selbst Marionettenbänder.

Doch Vorsicht, mancher Popanz, der bekannt,
setzte in seinem Wahn die Welt in Brand!

© Ingrid Herta Drewing

Mensch und Natur II

Schon immer ringt der Mensch mit der Natur,
und er versucht, sich über sie zu heben;
der Erdenlastigkeit will er entschweben,
entwickelt seit Jahrtausenden Kultur.

Jedoch, bei Licht besehen, muss man sagen,
dass er sie nachahmt, ihr viel abgeschaut.
Im Zwiegespräch mit ihr erwachsen Fragen;
oft zeigt Natur die Antwort traut, auch laut.

Wen wundert’s,sind wir Menschen doch ein Teil
in diesem rätselhaften Erdenleben
und dürfen hier für eine kleine Weil‘
auf diesem blauen Glück durch’s Weltall schweben.

Wenn wir da mit Natur in Einklang leben,
das Bleiberecht nicht nachlässig vergeben.

© Ingrid Herta Drewing

Erntedank-Gebet

Wir bringen, Herr, die Gaben;
demütig danken wir
für alles, was wir haben.
Des Lebens volle Waben
sind uns geschenkt von dir.

Gib uns die Kraft, zu hüten,
was du uns anvertraut
in deiner Gnade, Güte,
die Erde in der Blüte,
die wir so schön erschaut.

Dass wir das Maß erkennen,
das hier gewährt den Schutz,
die Fehler klar benennen,
von Habgier uns nun trennen
und eitlem Eigennutz.

Damit die Erde bleibe
dies’ blaue Paradies,
soll uns Vernunft verschreiben
ein lebenstüchtig’ Treiben,
das aus der Liebe fließt!

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingskuss

Die Sonne lacht, und mir ist ’s heute,
dass ich Beethoven singen muss,
mit Schillers Ode an die Freude
schenken der ganzen Welt den Kuss.

Den Frühlingskuss, der alles Leben
in Freude glücklich mag erhellen
und gütig möcht’ dem Nächsten geben
in Offenheit, sich nicht verstellend.

Mir ist ’s verwehrt, die Welt zu küssen;
drum wähle ich, mein Schatz, nun dich.
Der Frühling will es von uns wissen,
und du weißt wohl, ich liebe dich.

© Ingrid Herta Drewing

Begreifen

Bevor Begriffe kennt sein Hirn,
muss Mensch mit Händen erst begreifen,
die Welt ertasten, fassen, reifen
im Fühlen; denkend kann er schweifen
sodann in Welten, die ihm fern.

© Ingrid Herta Drewing

Hoffnungstage

Und Tage gibt es, da wachsen dir Flügel,
die Freude trägt dich auf Schwingen ins Licht.
Vergessen ist jeder Schreckensbericht,
verlässt dunkle Felder und Sorgenhügel.

Du hörst frohe Lieder, von Hoffnung erfüllt,
dass auch auf Erden der Friede einkehre,
ein jeder den andern, die Schöpfung ehre,
und allen werde der Hunger gestillt.

Du glaubst, dass Menschen die Zukunft gestalten,
dass Einsicht zu Vorsicht und Rücksicht dann führt,
das Leiden des einen den anderen rührt.

Und sich kein Mensch mehr im Hassen verliert,
weil er nun empathisch fühlt und auch spürt,
wie Menschen, sich menschlich, liebend verhalten.

© Ingrid Herta Drewing

Getrübte Frühlingsfreude

Als gäbe es ihn nicht, den Tod auf Erden,
so blüht sich nun der Frühling in mein Herz.
Ich fühl’ beglückt erglüh’n dies’ neue Werden,
vergesse kurze Zeit das Leid, den Schmerz.

Doch unbeschwert, wie sonst, kann ich nicht sehen
den Blütenrausch, der hier ziert meine Welt;
weiß ich doch, dass in Japan, Libyen gehen
die Menschen in den Tod, der viele fällt.

Ich wünscht’, ich hätte einen Zauberstab,
mit dem ich könnt’ das Unheil hier auf Erden
verbannen in ein fernes Sternengrab,
damit die Menschen alle glücklich werden.

Doch leider bin ich nur ein kleiner Wicht,
so bitt’ ich Gott, dass er verlass’ uns nicht.

Ingrid Herta Drewing